In Berlin kommt es an diesem Sonntag um 15.30 Uhr zu einer Premiere: dem ersten regulären NFL-Saisonspiel in der deutschen Hauptstadt. Nach Gastspielen der US-amerikanischen Footballliga in München und Frankfurt wird diesmal also das Berliner Olympiastadion der Austragungsort sein.
Ein Novum ist das nicht ganz. Denn die Expansion der NFL nach Deutschland hat ihre Wurzeln in den Neunzigerjahren. In fünf Spielen zwischen 1990 und 1994 duellierten sich bereits zehn amerikanische Teams in Berlin – allerdings waren das damals Vorbereitungsspiele. Beim ersten am 11. August 1990 trafen die Los Angeles Rams und die Kansas City Chiefs aufeinander. „Berlin Wall Gone – Rams Wall Number One“, war in Anspielung auf den Mauerfall auf einem Transparent zu lesen.
Politische Brisanz war auch im nächsten Jahr beim Spiel der San Francisco 49ers und Chicago Bears spürbar, als die Eiskunstläuferin Katarina Witt beim Münzwurf wegen ihrer vermuteten Nähe zum SED-Regime ausgepfiffen wurde. Was damals niemand ahnte: dass es für den legendären Quarterback Joe Montana das letzte Spiel als Starter für die 49ers werden sollte. Noch einmal gelang ihm ein Touchdown-Pass auf seinen kongenialen Wide Receiver Jerry Rice zum Sieg für sein Team, das er zu vier Super Bowls geführt hatte. Bald darauf ereilte ihn eine langwierige Verletzung, nach der er seine Karriere bei den Kansas City Chiefs beenden musste. 1994 zog die NFL zum vorerst letzten Mal rund 67 000 Zuschauer ins Olympiastadion.
Nach mehr als drei Dekaden kehrt die National Football League nun also zurück nach Berlin, wo die Indianapolis Colts und die Atlanta Falcons erstmals ein echtes Saisonspiel austragen. Dienten die Vorbereitungsspiele, die von 1986 an auch in Schweden oder Irland stattfanden, damals noch eher als Werbung für den europäischen Ableger der NFL, hat sich die Strategie der US-Profiliga inzwischen geändert. Heute erschließt die NFL mit ihren Auslandsspielen, für die ihre Teams etwa nach Brasilien, Spanien oder Irland reisen, für sich selbst neue Märkte.
