News-Blog Vendée Globe: News-Blog Vendée Globe: Simon übernimmt Führung – Herrmann hält Platz

Stand: 17.12.2024 19:57 Uhr

Die 10. Auflage der Vendée Globe läuft. Der Hamburger Boris Herrmann ist mit der Malizia – Seaexplorer zum zweiten Mal dabei. Alle News und Hintergründe zur Solo-Weltumseglung im Live-Blog des NDR.

Simon überholt Dalin und Richomme

Was sich bereits angedeutet hatte, ist nun Realität: Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) ist auf seinem nördlicheren Kurs auf Rang eins gesegelt. Damit hat es im Laufe des Tages bereits den zweiten Führungswechsel gegeben. Fast gleichauf 25 Seemeilen dahinter folgen nun Charlie Dalin und Yoann Richomme.

„Interessant ist, dass die Verfolgergruppe wahrscheinlich ziemlich weit weg bleiben wird.“
— Skipper Yoann Richomme von der Paprec Arkéa

Auch sehr eng geht es weiter bei Boris Herrmann zu, der über Nacht auf Rang neun vorgerückt war. Titelverteidiger Yannick Bestaven, aktuell Siebter der Flotte, witzelte schon: „Ich spüre bereits Boris‘ heißen Atem im Nacken.“ Der französische Skipper hält seinen Vorsprung auf die Malizia – Seaexplorer bei gerade einmal 80 Seemeilen. Und Herrmanns Rückstand auf den Achtplatzierten Paul Meilhat (Biotherm) beträgt sogar nur 20 Seemeilen.

Gibt es einen weiteren Führungswechsel?

Bug an Bug ringen der neue Führende Yoann Richomme und Charlie Dalin um Platz eins. Gerade einmal 1,4 Seemeilen trennen beide. Und auch Sébastien Simon mischt trotz des gebrochenen Foils an seiner Groupe Dubreuil ganz vorne mit: 3,1 Seemeilen Rückstand auf Richomme und fast 23 Knoten in den vergangenen vier Stunden auf einem etwas nördlicheren Kurs als seine Landsmänner deuten einen möglichen weiteren Wechsel an der Spitze an.

Drama, Tempo, Tränen – So liefen die vergangenen Tage

Es geht zur Sache bei der Vendée Globe. Mit Sturm, Freude, Frust und richtig viel Tempo. Die vergangenen Tage in der ausführlichen Video-Zusammenfassung:

Führungswechsel durch Richomme – Herrmann überholt Goodchild

Was sich über Tage angedeutet hatte und von Yoann Richomme am Montag angekündigt worden war („Er hatte seine Zeit im Atlantik, aber jetzt ist meine“), ist seit Dienstagmorgen (MEZ) Realität: Der Franzose (Paprec Arkéa) hat seinen Landsmann Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) überholt und liegt knapp acht Seemeilen (14 Kilometer) vor ihm. Sébastien Simon ist als Dritter nur 47 Seemeilen (87 Kilometer) hinter dem Führungsduo. Dalin war seit dem 2. Dezember an der Spitze gesegelt.

Eng geht es auch auf den Plätzen vier bis sechs zu: Nicolas Lunven (Holcim-PRB), Thomas Ruyant (Vulnerable) and Jérémie Beyou (Charal) liegen binnen 14 Seemeilen (26 Kilometer). Malizia-Skipper Boris Herrmann hat unterdessen einen Platz gut gemacht und Sam Goodchild (Vulnerable) hinter sich gelassen. Der Rückstand des Hamburgers auf die Spitze hat sich über Nacht noch einmal verringert – er beträgt aktuell 881 Seemeilen (1.600 Kilometer).

Zum Video bei YouTube

Pip Hare und Szabolcs Weöres offiziell ausgestiegen

In der Nacht auf Montag sind die Britin Pip Hare (Medallia) nach ihrem Mastbruch und Szabolcs Weöres (New Europe) offiziell aus der diesjährigen Vendée Globe ausgestiegen. Hare ist auf dem Weg nach Melbourne im Süden Australiens, Weöres ins südafrikanische Kapstadt. Der Ungar, der nach einer frühen Reparatur ohnehin der Flotte hinterhergesegelt war, hatte zuletzt ein gebrochenes Backbord-Want entdeckt und damit eine Schwächung der seitlichen Stabilisation des oberen Mastes.

Jetzt sind noch 36 der 40 Skipperinnen und Skipper bei der Weltumseglung unterwegs. Vor Hare und Weöres waren bereits Louis Burton (Bureau Vallée) und Maxime Sorel (V and B – Monbana – Mayenne) ausgestiegen.

Richomme fast gleichauf mit Dalin und voller Selbstvertrauen

Der Zweitplatzierte Yoann Richomme (Paprec Arkéa) liegt am späten Montagabend lediglich noch rund zwei Seemeilen (gut vier Kilometer) hinter dem Führenden Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) – und strotzt nach der Entwicklung der letzten Tage vor Selbstvertrauen. Erst vor zwei Tagen hatte er den lange Zeit Zweitplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) überholt, nun attackiert er Dalin. „Ich bin sehr zufrieden mit den Entscheidungen, die ich mit dem Boot und meinen Segeln getroffen habe“, sagte der Franzose.

„Charlie weiß genau, dass wir bald gleichauf sein werden. Er hatte seine Zeit im Atlantik, aber jetzt ist meine. Jeder von uns ist mal an der Reihe.“
— Paprec-Arkéa-Skipper Yoann Richomme

Er fühle sich wohl an Bord, seine Wetterberechnungen passten – „es gibt keine Rückschläge“. Und mit Blick in Richtung seines Landsmannes Dalin sagte er: „Charlie weiß genau, dass wir bald gleichauf sein werden. Er hatte seine Zeit im Atlantik, aber jetzt ist meine. Jeder von uns ist mal an der Reihe.“

In den vergangenen Tagen hatte seine durchschnittliche Geschwindigkeit fast durchgängig über der Dalins gelegen. Will Harris, Co-Skipper im Team Malizia, sagte in der „Malizia-Show“ am Montagabend, dass er glaube, dass Richommes Boot mit den raueren Bedingungen deutlich besser zurecht komme.

Verfolgergruppe immer enger beieinander

Die ersten Drei – Charlie Dalin, Yoann Richomme und Sébastien Simon – sind aktuell durch ein Hochdruckgebiet vom Rest des Feldes „abgetrennt“. Speziell für die Boote auf den Plätzen vier bis sechs war das zuletzt ein Problem, sie büßten aufgrund der „unüberwindbaren Hürde“ (Thomas Ruyant, Vulnerable) deutlich an Geschwindigkeit ein. Die dahinterliegenden Boote bis hin zu Malizia-Skipper Boris Herrmann konnten weiter aufholen.

Zwischen dem Hamburger auf Rang zehn und Nicolas Lunven (Holcim-PRB) auf Platz vier lagen am Abend keine 200 Seemeilen (370 Kilometer) mehr. Herrmann hat knapp 970 Seemeilen (knapp 1.800 Kilometer) Rückstand auf die Spitze, ist mit aktuell knapp 25 Knoten aber am schnellsten unterwegs.

Viel Mitgefühl für Pip Hare nach Medallia-Mastbruch

Die britische Seglerin Pip Hare bekommt nach dem Mastbruch auf ihrer Medallia viel Zuspruch und Mitgefühl. „Das Video von Pip ist schwer anzusehen, sie ist absolut am Boden zerstört“, sagte Will Harris, Co-Skipper im Team Malizia, am Nachmittag.

Auch Ex-Malizianer Nicolas Lunven (Holcim-PRB), aktuell Fünfter, und der zweimalige Vendée-Globe-Teilnehmer Yann Eliès bekundeten in der Sendung „Vendée Live“ ihr Mitleid: „Ich bin wirklich traurig, Pip tut mir sehr leid. Ich hoffe, dass sie es so schnell wie möglich nach Australien schafft“, sagte Lunven. Und Eliès, der 2008 ebenfalls nach einem Unfall im Indischen Ozean die Regatta hatte aufgeben müssen, erklärte: „Es ist unglaublich traurig. Sie hat so viel investiert, so hart gepusht.“

Herrmann: „Wünscht mir viel Glück für die Nacht“

Der Sturm zieht auf und sorgt im Rennen dafür, dass kleine Vorsprünge einen großen Unterschied machen können. „Je weiter man vorankommt, desto bessere Bedingungen hat man, und desto schneller kann man es schaffen“, sagt Boris Herrmann. Der Hamburger ist mit der Malizia aktuell das schnellste Boot im Feld, segelt mit über 25 Knoten auf Platz zehn gen Osten. Er bereitet sich auf harte 48 Stunden vor, mit Windstärken von bis zu 50 Knoten. „Wünscht mir viel Glück für die Nacht“, so der gebürtige Oldenburger.

Mastbruch bei Pip Hare

Riesen-Pech für Pip Hare. Rund 800 Seemeilen südlich von Australien erlitt die britische Skipperin mit ihrer Medallia einen Mastbruch. Die 50-Jährige ist wohlauf, wie Team und Regatta-Leitung mitteilten. „Das ist das Ende unseres Vendée-Globe-Rennens im Jahr 2024“, sagte Hare.

Mit der Medallia, die 2015 zu Wasser gelassen wurde, hatte Armel Le Cléac’h 2016 die Vendée Globe gewonnen. 2020 belegte Louis Burton, der in diesem Jahr mit der Bureau Vallée aufgeben musste, mit dem Boot Rang drei.

Herrmann: „Südsee kann beängstigend sein“

Die von Boris Herrmann prognostizierten „hammerharten“ Bedingungen ziehen auf und sorgen für Eindruck bei dem Skippe der Malizia. „Die Südsee kann beängstigend sein“, schrieb der Hamburger am Montagmorgen bei Instagram und postete eine Video der wilden See.

Zum Post bei Instagram

Auf in den Pazifik – und in den Sturm

Boris Herrmann hat den Indischen Ozean verlassen und ist auf Platz zehn in den Pazifik gesegelt. Die Abstände zu Herrmanns direkten Vorderleuten bleiben knapp, doch alle sind wieder schnell unterwegs. Nun wird es stürmisch, besonders am Montag und Dienstag.

„Mal sehen, wie lange wir vor dem Tief segeln können“, sagte der Malizia-Skipper, der wieder einen Split der Feldes in den nächsten Tagen für möglich hält – je nachdem, wer von der Front überholt wird. Er erwarte „hammerharte“ Bedingungen, die er in Teilen selbst noch nicht kennt, erst recht nicht auf der Malizia. Doch der 43-Jährige fühlt sich gut vorbereitet und sicher auf seiner Yacht.

Herrmann im Wetterglück

Bei Boris Herrmann gab es zum dritten Advent Schokobärchen zum Frühstück – und eine gehörige Portion gute Laune zum Abschluss der fünften Regatta-Woche. Wie auch nicht, nach Rückschlägen im Atlantik lief es zuletzt richtig rund für den Hamburger.

Im Blog bei Yacht.de sprach der Malizia-Skipper von Wetterglück und erklärte: „Insgesamt hat das Wetter mehr das Fortkommen bestimmt als die Boote selbst. Ich hatte einfach geniale Reaching-Bedingungen. Die anderen mussten vor dem Wind kreuzen. Und wir konnten einfach geradeaus segeln. Daher ergibt sich in diesem Fall die schnelle Zeit. Und nicht unbedingt, weil wir ein schnelles Southern-Ocean-Boot haben. Ich hatte die ganze Zeit Reaching-Bedingungen und Medium-Winde, also nix mit Bedingungen für unser Boot.“

Der Abstand zu den Booten auf den Plätzen vier bis neun hat sich zuletzt stark verringert, zudem nimmt Herrmann an, dass Sébastien Simon mit gebrochenem Foil noch aus der Spitzengruppe herausfallen wird. Nüchtern betrachtet bedeute das, „dass einer aus der Mittelgruppe hier Dritter wird“.

Weöres erneut im Pech

Nächster Rückschlag für Szabolcs Weöres: Der Ungar (New Europe), der nach einer frühen Reparatur ohnehin der Flotte hinterhersegelt, hat nun ein gebrochenes Backbord-Want entdeckt und damit eine Schwächung der seitlichen Stabilisation des oberen Mastes. Das Boot selbst ist unbeschädigt und Weöres gut 430 Seemeilen von Kapstadt entfernt.

Herrmann holt weiter auf – Spitzenfeld rückt zusammen

Boris Herrmann hat in der Nacht zu Sonntag den Rückstand auf die vor ihm liegenden Segler weiter verkürzt. Der Brite Sam Goodchild (Vulnerable), der 24 Stunden zuvor noch fast 300 Seemeilen vor dem gebürtigen Oldenburger lag, ist nun für den 43 Jahre alten Skipper mit seiner Malizia beinahe schon in Sichtweite. Gerade einmal noch 68 Seemeilen ist der momentan auf Rang sechs platzierte Goodchild nun von ihm entfernt. Im Laufe des Tages sollte Herrmann, aktuell noch Zehnter, einige Plätze gutmachen können, wenn es denn nicht zu Komplikationen mit seiner Yacht kommen sollte.

Derweil ist das Spitzenfeld im Süden Neuseelands zusammengerückt. Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) führte nun lediglich noch mit knapp 83 Seemeilen vor seinem französischen Landsmann Yoann Richomme (Paprec Arkéa). Dahinter folgt Sébastien Simon (Groupe Dubreuil/143.54 Seemeilen zurück), der ebenfalls Boden gutmachte.

Damien Seguin verletzt sich bei Reparatur

Damien Seguin hat sich am Freitag bei Reparaturarbeiten auf seiner Yacht Groupe Apicil verletzt, wie der Franzose am Samstag mitteilte. Schwere See hatte einen Schaden am Boot mit Wassereinbruch verursacht. Beim ersten Reparaturversuch wurde Seguin gegen eine Relingstütze geschleudert und verletzte sich am Nacken, Ohr und Knie.

Beim zweiten Mal gelang Seguin die Reparatur, er kann das Rennen fortsetzen und liegt derzeit auf dem 17. Platz.

Richomme jetzt Zweiter – Herrmann holt auf

Yoann Richomme (Paprec Arkéa) hat am frühen Samstagmorgen Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) überholt und liegt nun auf Platz zwei – knapp 200 Seemeilen hinter Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance). Auch Boris Herrmann hatte eine gute Nacht und liegt nun „nur“ noch 1.100 Seemeilen hinter Dalin.

Herrmann darf hoffen, Ruyant sieht schwarz

Boris Herrmann könnte bald etwas dichter an die Verfolgergruppe auf den Plätzen vier bis neun heranrücken, die in leichtere Winde gerät. Der viertplatzierte Thomas Ruyant, der zudem an Bord der Vulnerable einen stundenlangen kompletten Blackout verkraften musste, steckt gar in einer Flaute fest. Das Top-Trio um Charlie Dalin dürfte dagegen seinen Vorsprung ausbauen.

Boris Herrmann der Zweitschnellste von Kap zu Kap

Malizia-Skipper Boris Herrmann hat vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Leeuwin die zweitschnellste Zeit verbucht. Nur Spitzenreiter Charlie Dalin, der Rekordzeit segelte, war noch fixer unterwegs.
1. Charlie Dalin – 9 Tage / 22 Stunden / 27 Minuten / 56 Sekunden
2. Boris Herrmann – 10/1/49/54
3. Sebastien Simon – 10/6/42/8
Alle drei waren schneller als der bisherige Rekordhalter Michel Desjoyeaux (10/7/37).

Violette Dorange: Tough, tapfer und ein großes Talent

Sie strahlt und lächelt – und hat nach eigenem Bekunden manchmal Angst: Violette Dorange, mit 23 Jahren die jüngste Teilnehmerin aller Zeit bei der Vendée Globe, schlägt sich auf dem ehemaligen Boot von „König“ Jean Le Cam aber wacker. Aktuell ist die couragierte Französin 25.

Dalin segelt im Pazifik und feiert „Halbzeit“

Der Führende Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) hat in der Nacht auf Freitag (0.45 Uhr) als Erster den Indischen Ozean hinter sich gelassen und den Pazifik erreicht. Er sei happy, nun nach Hause zu segeln, sagte er. Er benötigte für die Strecke 32 Tage, 11:43 Stunden und lag damit nur knapp elf Stunden hinter der Zeit von Rekordhalter Armel Le Cléac’h aus dem Jahr 2016. Dalin hat am Morgen zudem die theoretische „Halbzeit“-Marke des Rennens passiert. Er hat mit 11.969 Seemeilen (22.166 Kilomter) mehr Strecke hinter sich als vor sich (11.920 Seemeilen oder 22.075 Kilometer). Am Vormittag liegt er rund 180 Seemeilen (333 Kilometer) vor seinem Landsmann Sébastien Simon (Groupe Dubreuil).

Herrmann erreicht Kap Leeuwin als Zehnter

Boris Herrmann hat als Zehnter Kap Leeuwin passiert – das zweite der drei großen Kaps. Der Skipper der Malizia erreichte den südwestlichsten Punkt des australischen Festlandes um 17.22 Uhr (Herrmann selbst spricht im Video von 17.19 Uhr). Der Hamburger benötigte 32 Tage, 4:20,54 Stunden. Aktuell liegt er hinter Vendée-Globe-Titelverteidiger Yannick Bestaven (Maitre Coq V) und vor Justine Mettraux (Teamwork – Team SNEF), Clarisse Cremer (L’Occitane en Provence) und Sam Davies (Initiatives Coeur).

Schaden bei Antoine Cornics Yacht

Antoine Cornics Boot Human Immobilier hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schweren Schaden genommen. Bei starkem Wind von 60 Knoten und acht bis neun Meter hohen Wellen wurde die Halterung des Großsegels beschädigt.

Da sich der 31. des Gesamtklassements noch immer mitten in einem Tief befindet, will er nach Norden Richtung der unbewohnten Sankt-Paul-Insel segeln, um dort den Schaden zu reparieren. Allerdings dürfte es rund eine Woche dauern, bis er dort ankommt.

Joschke ist trotz der harten Bedingungen kämpferisch

Isabelle Joschke setzt die Fahrt durch das Südpolarmeer sehr zu. „Vor einer Woche war ich noch in großartiger Verfassung. Die Route durch den Atlantik war schön, sogar entspannend“, blickt die Deutsch-Französin, die gerade mit 2.768 Seemeilen Rückstand Rang 19 belegt, zurück. „Aber seit einer Woche hat sich die Atmosphäre komplett geändert. Ich bin von den letzten Tagen viel erschöpfter als von allem zuvor.“ Sie hätte nicht erwartet, dass es noch einmal härter würde als bei ihrer Teilnahme vor vier Jahren.

„Ich hatte nicht erwartet, dass es im Südpolarmeer so hart werden würde.“
— Skipperin Isabelle Joschke

Immerhin: Das Boot habe nur „ein paar Schrammen“ von den starken Winden davongetragen. Sie habe sich allerdings entschlossen, weiter nördlich als einige andere Skipperinnen und Skipper zu segeln, um ihre MACSF und sich selbst so gut es geht zu schonen. Sie denkt schon voraus, anders als 2021, damals beendete sie das Rennen nach einem längeren Reparaturstopp außerhalb der Wertungszeit, möchte sie diesmal unbedingt rechtzeitig im Ziel ankommen: „Mein Boot muss noch einige schwierige Situationen überstehen – und ich auch.“

Skipperin Davies geht die Wände hoch

Samantha Davies, Gesamt-13. und Vierte im Bunde um Boris Herrmann, hat nach eigener Aussage eine „interessante Nacht“ hinter sich. Ein Stromausfall machte der Engländerin das Leben im Indischen Ozean zusätzlich schwer. Aus den gut 40 Seemeilen Rückstand der Initiatives Coeur am Vortag sind über Nacht 125 Seemeilen auf Herrmann und Justine Mettraux (TeamWork – Team Snef) geworden.

„Das Boot bewegte sich gerade sehr schnell durch die raue See, als auf einmal der Strom weg war. Keine Infos mehr, kein Autopilot, kein Computer – alles war schwarz“, berichtete die Skipperin. Ihre Imoca-Yacht sei dann mitten in eine Welle geknallt. „Ich wurde aus meinem Sitz geschleudert – ich hatte nicht mal mehr Zeit, den Helm aufzusetzen.“

Auch wenn das Schiff sich fast im 90-Grad-Winkel ins Wasser gelegt hatte und sie auf den Wänden des Cockpits laufen musste, habe sie sich darauf konzentriert, die Elektronik wieder in Gang zu setzen. Erst als das geschafft war, kümmerte sich die 50-Jährige um den Rest.

Herrmanns Ziel ist Kap Horn an Neujahr

An Neujahr will Boris Herrmann Kap Horn erreicht haben. Das ist das große Zwischenziel für den Hamburger Skipper, der immer noch auf Bedingungen wartet, in denen seine Malizia ihre Stärken voll ausspielen kann.

Herrmann lobt Dalin: „Dominanz ist beeindruckend“

Boris Herrmann ist bei der Vendee Globe derzeit gut in Fahrt und mit rund 20 Knoten im Durchschnitt unterwegs. Trotzdem rechnet der Malizia-Skipper nicht damit, sich aus seiner Verfolgergruppe nachhaltig absetzen zu können. „Es kann schon sein, dass ich ein bisschen von ihnen weg segle, es kann aber auch sein, dass wir uns dann wieder zusammenfinden. Das ist etwas wie eine Ziehharmonika“, sagte der Hamburger, der weiter auf Rang zehn liegt.

Der Abstand auf den in Führung liegenden Franzosen Charlie Dalin (Macif) schrumpft zwar, beträgt aber immer noch mehr als 1.100 Seemeilen (gut 2.000 Kilometer). „Die Dominanz von Charlie Dalin ist schon sehr beeindruckend, Chapeau“, lobte Herrmann. „Die ganze Führungsgruppe macht ein tolles Vendée Globe.“

Dalin in Rekordzeit von Kap zu Kap

Rekord für Charlie Dalin: Der französische Ausnahmesegler hat eine 16 Jahre alte Bestmarke für die Passage vom Kap der Guten Hoffnung zum Kap Leeuwin gebrochen. Michel Desjoyeaux, der einzige Doppelsieger der Vendée Globe, hatte 2008 10 Tage, 7 Stunden und 37 Minuten benötigt, um die Strecke zu bewältigen. Der Macif-Skipper brauchte nun 9 Tage, 22 Stunden und 27 Minuten und unterbot seinen Landsmann damit um 9 Stunden und 10 Minuten.

Auch Simon passiert Kap Leeuwin

Der Franzose Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) hat als zweiter Teilnehmer Kap Leeuwin passiert. Um 1.24 Uhr in der Nacht zum Dienstag erreichte der 34-Jährige den südwestlichsten Punkt des australischen Festlandes. Gut elf Stunden schneller hatte Simons Landsmann Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) als Spitzenreiter einen der Meilensteine der Regatta passiert.

In der Gesamtwertung liegt Dalin aktuell rund 150 Seemeilen vor Simon. Es folgen mit bereits weitaus größerem Abstand die Franzosen Yoann Richomme (Paprec Arkéa) und Thomas Ruyant (Vulnerable). Der Hamburger Boris Herrmann ist mit seiner Malizia weiterhin Zehnter. Ihm ganz dicht im Nacken sitzt jedoch unverändert die Schweizerin Justine Mettraux (Teamwork-Team Snef).

Dalin als Erster am Kap Leeuwin

Den Rekord verpasste er knapp, dennoch kann sich Charlie Dalin freuen. Er erreichte als Erster einen weiteren Meilenstein bei dieser Vendèe Globe: Der Franzose passierte am Montagnachmittag Kap Leeuwin nach 29 Tagen, 2 Stunden, 10 Minuten und 58 Sekunden.

Dalin verpasst Zwischenzeit-Rekord

Spitzenreiter Charlie Dalin hatte beim Tracker-Update um 11 Uhr noch nicht Kap Leeuwin im Südwesten Australiens erreicht. Hätte der Franzose das Kap vor 9.14 Uhr (MEZ) gerundet, wäre er zu diesem Zeitpunkt schneller unterwegs gewesen als Armel Le Cléac’h, der das Kap bei seinem Sieg 2016/2017 nach 28 Tagen und 20:12 Stunden erreicht und in 74 Tagen und 3:35 Stunden auch einen Gesamtrekord aufgestellt hatte.

Seit vier Wochen auf See

Seit vier Wochen sind Boris Herrmann und seine Mitstreiter unterwegs. Die Belastungen für Mensch und Material sind immens. Doch manchmal geht es auch besinnlich zu.

Antoine Cornic verliert Vorsegel

Antoine Cornic (Human Immobilier) muss ohne sein großes Vorsegel (Code Zero) auskommen. Eine Sturmböe mit über 70 Knoten hatte das Boot des Franzosen umgeworfen, dabei riss das Segel. Cornic konnte es freischneiden, wenn auch nicht komplett an Bord bergen, aber das Boot und seinen Mast damit retten. Als 31. des Rennens setzt er die Weltumrundung fort.

Steuerbord-Foil bei Simon gebrochen

Hiobsbotschaft für den zweitplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil): Am Samstagnachmittag brach am Boot des Franzosen das Steuerbord-Foil. „Ich habe gerade geschlafen, als das Boot plötzlich wild hin und her ging. Als ich es stabilisieren wollte, hat es nicht mehr auf die gleiche Art und Weise reagiert. Ich habe schnell verstanden, dass es um das Foil geht. Ich bin an Deck gegangen und das Steuerbord-Foil war am Ellenbogen, dem am stärksten gebogenen Teil, gebrochen“, berichtete Simon.

„Das ist wirklich sehr schwer zu verkraften, aber das Rennen ist noch nicht vorbei. Ich werde den ganzen Weg gehen.“
— Sébastien Simon

Die jeweils an den Seiten der Imoca-Rennyachten angebrachten „Foils“ („Flügel“) erzeugen Auftriebskraft und lassen die Boote regelrecht über das Wasser „fliegen“.

Das gebrochene Foil bei Sébastien Simon

Mit nur einem intakten Foil ist Simon stark gehandicapt, segelt aber trotzdem mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 bis 18 Knoten. „Das ist wirklich sehr schwer zu verkraften“, gab der Franzose zu, räumte aber ein: „Das ist Teil des Spiels, es ist ein mechanischer Sport. Jetzt geht es darum, konzentriert zu bleiben und Spaß zu haben.“

Shiraishi nach Reparatur wieder im Rennen

Kojiro Shiraishi ist zurück. Der Japaner hat sein Großsegel auf DMG Mori repariert, darunter fünf gebrochene Segellatten und den Großschot-Traveller. Ob die Reparaturen halten werden? Der 57-Jährige ist nicht ganz sicher: „Es ist nicht perfekt, aber niemand wird ohne Bruch aus diesem Rennen kommen.“ Nach einem Tag Verlust für die Reparaturarbeiten hat er nun auf Platz 33 das Rennen wieder aufgenommen.

Auch Conrad Colman (Rang 29) ist happy, nachdem er sein Vorsegel unversehrt aus dem Wasser bergen konnte. Ein paar Reparaturen wird der Neuseeländer auf der MS Amlin im Zuge dessen vornehmen müssen, doch das Segel blieb intakt und tut nun wieder uneingeschränkt seinen Dienst.

Herrmann repariert Vorsegel erfolgreich

Noch einmal musste „MacGyver“ Boris Herrmann heute basteln, diesmal am wichtigsten Vorsegel. Er musste für die Reparatur das Tempo drosseln, doch nun ist er wieder flott unterwegs und das J2 intakt.

Armamputierte Skipper lassen Experte Kröger schwärmen

Bei der Vendée Globe müssen alle Seglerinnen und Segler an ihre Belastungsgrenze gehen. Umso bemerkenswerter ist es, dass mit Damien Seguin (Groupe Apicil) und Jingkun Xu (Singchain Team Haikou) zwei armamputierte Skipper mit dabei sind. „Was die machen, das ist die hohe Schule“, sagte NDR Segel-Experte Tim Kröger. „Es ist beeindruckend, was die beiden leisten. Davor muss man den Hut ziehen.“

Der Chinese Xu hat als Vorletzter mit über 3.000 Seemeilen Rückstand zwar den Anschluss verloren – hinter ihm ist lediglich noch Szabolcs Weöres unterwegs, der einen mehrtägigen Reparaturstopp einlegen musste. Seguin, der zum zweiten Mal bei der Vendée Globe segelt, ist allerdings als 18. des Klassements mittendrin in der Flotte.

Der 45-jährige Franzose hat zweimal Paralympics-Gold im Segeln gewonnen – und ist laut Kröger bestens auf die Weltumsegelung vorbereitet – auch technisch mit einer Manschette am Grinder. Kröger gerät ins Schwärmen: „Auch das ist die Vendée Globe. Sie hat eine Bandbreite an Heldinnen und Helden – das ist absolut gigantisch.“

NDR Experte Kröger: „Rennen für Boris noch nicht zu Ende“

Auch wenn Boris Herrmann deutlich über 1.000 Seemeilen Rückstand auf das Führungsduo hat, sieht NDR Segel-Experte Tim Kröger weiter Chancen für den Hamburger. „Es sind erst 30 Prozent des Rennens gesegelt, und er hat schon ein paar Meilen aufgeholt. Für Boris ist noch nicht alles zu Ende“, erklärte der zweimalige Weltumsegler im Live-Talk und erklärte zu den sich häufenden Meldungen über Reparaturarbeiten an Bord der Schiffe: „Bei den Booten setzen jetzt langsam Auflösungserscheinungen ein.“

Gerade mit Blick auf die beiden führenden Boote, die auf ihrem Kurs im Süden in der Nacht von Freitag auf Sonnabend in sehr schwierige Bedingungen kommen werden, sagte Kröger: „Da können sie aufgefressen werden. Das sind keine Regattabedingungen, das sind Überlebensbedingungen. Das kann gruselig werden.“ Die Belastung „für Mensch und Material ist echt hart“.

Herrmann nach Foil-Reparatur mit „kleinem Handicap“

Als hätte Boris Herrmann nicht schon genug damit zu tun, den Rückstand auf die Führenden zu verkürzen, musste der Weltumsegler nun auch Reparatur-Arbeiten durchführen. Die Hydraulik-Verstellung seines Foilkastens auf Backbord-Seite machte Probleme. Der Pin, der den Hydraulik-Zylinder hält, war herausgebrochen.

„Ich habe die Teile dann zusammengeklebt und es hat beim ersten Versuch gleich so gut funktioniert, als wäre nichts gewesen“, berichtete Herrmann nach einer anstrengenden Nacht. Die Neigung dieses Foils kann er nun allerdings nicht mehr einstellen. Deshalb sprach der 43-Jährige von einem „kleinen Handicap“.

NDR Segelexperte Tim Kröger erklärte: „Das ist für Performance-Segeln wirklich eher negativ. Darauf fußt schließlich die perfekte Leistung dieses Bootes.“ Andererseits hätte es auch schlimmer kommen können. „Er kann jetzt erst mal weitersegeln. Das ist jetzt nicht Alarm und nicht das Ende vom Lied.“

Video: Das Update nach drei Wochen

Drei Wochen sind die 39 im Rennen verbliebenen Boote der zehnten Vendée Globe unterwegs. Vorneweg die drei französischen „Ballermänner“ Charlie Dalin, Sébastien Simon und Yoann Richomme. Sie hingen nicht wie viele andere in Flauten fest. Der Hamburger Boris Herrmann kämpft derzeit um einen Platz in den Top Ten. Aber nun werden im Süden die Bedingungen härter – möglicherweise beginnt ein ganz neues Rennen.

Cousin nach Kollision wohlauf – Boot offenbar unbeschädigt

Schreckmoment für Manuel Cousin: Die Coup de Pouce des französischen Skippers kollidierte in der Nacht bei einer Geschwindigkeit von etwa 15 Knoten mit einem unbekanntem Objekt oder Tier. Der Aufprall war so heftig, dass Cousin durchs Boot geschleudert wurde. Er sei aber bis auf ein paar Prellungen unverletzt, teilte der 57-Jährige der Rennleitung mit. Am Montagmorgen habe er sein Boot inspiziert und keinerlei Schäden festgestellt. Alles funktioniere normal und er sei weiter im Rennen. Mit einem Rückstand von rund 2.700 Seemeilen (rund 5.000 Kilometer) liegt die Coup de Pouce auf dem viertletzten Platz.

Herrmanns Rückstand am Kap: Fast drei Tage

Die Rennleitung der Vendée Globe hat nun auch für Boris Herrmann die offizielle Zeit für die Passage des Kaps der Guten Hoffnung veröffentlicht: Demnach erreichte der Hamburger Skipper mit seiner Malizia – Seaexplorer die Landmarke nach 22 Tagen, zwei Stunden und 31 Minuten. Der führende Charlie Dalin war fast drei ganze Tage schneller: Der Franzose benötigte 19 Tage, drei Stunden und 43 Minuten.

Fischernetz verfängt sich im Malizia-Kiel

Boris Herrmann hatte am Morgen des 20. Tages auf See eine kleine Schrecksekunde zu überstehen. Der Kiel seiner Malizia – Seaexplorer hatte sich in einem Fischernetz verfangen. Mit einem Messer konnte der Hamburger seine Rennyacht wieder befreien.

„Nach einem holprigen Start heute Morgen, seid ihr vielleicht froh zu hören, dass das Boot wieder frei ist und schnell segelt“, teilte der Skipper mit. Nach einem Fast-Stillstand am Freitag ist der Deutsche nun wieder im Segel-Modus. „Ich bin so dankbar für zwölf Knoten Wind. Das Boot ist wieder am Leben“, so Herrmann.

Dalin als Erster am Längengrad des Kaps der Guten Hoffnung

19 Tage, 3 Stunden und 43 Minuten – diese Zeit benötigte Imoca-Star Charlie Dalin vom Start bis zum Kap der Guten Hoffnung, das er als Führender der Flotte erreichte. Vom Äquator bis zum Kap raste der Franzose auf Macif Santé Prévoyance dabei in nur 7 Tagen, 18 Stunden und 39 Minuten. „Es ging so schnell, dass ich gar nicht richtig weiß, wo ich bin“, sagte Dalin, der sich am Morgen ein wenig über den frühen Tagesanbruch wunderte. Er wird nun in Kürze am Übergang vom Atlantik zum Indischen Ozean auf Höhe von Kap Agulhas, dem südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents, angelangt sein.

Rekord-Roundup: Simon mit 615,33 Seemeilen in 24 Stunden

Die Hatz der Hightech-Yachten rund um den Globus kennt kaum Verschnaufpausen, in den vergangenen Stunden vor allem nicht für Sébastian Simon (Groupe Debreuil). Der Franzose reihte gestern einen 24-Stunden-Einrumpf-Solorekord an den nächsten: Als Bestmarke hat der Skipper nun unglaubliche 615,33 Seemeilen (1.139,6 Kilometer) stehen, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,64 Knoten.

Video: Der Weg bis zum Äquator in der Zusammenfassung

Knapp zwei Wochen sind die Skipper bei der Vendée Globe unterwegs und haben den Äquator passiert. Der Weg dahin in der Zusammenfassung.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 15.12.2024 | 22:50 Uhr