
Der angeschlagene Chip-Konzern Intel hat einen neuen Chef. Branchenveteran Lip-Bu Tan soll am 18. März die Führung übernehmen, wie der Konzern mitteilte. Er war bis zum vergangenen August Mitglied des Intel-Verwaltungsrates, zog sich dann aber zurück – Medienberichten zufolge nach Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Chef Pat Gelsinger. Dieser musste im Dezember gehen. Seine ambitionierten Pläne, den Halbleiter-Pionier aus der Krise zu führen, kamen nur mühsam voran. Gelsinger galt auch als wichtiger Befürworter der Multi-Milliarden-Investition in Deutschland. Bei Magdeburg sollte ein neues Werk entstehen, der Plan wurde ab suspendiert.
Der 65-jährige Lip-Bu Tan machte sich einen Namen unter anderem als Chef der Chipfirma Cadence Design Systems. Die Intel-Aktie legte nach seiner Berufung zeitweise um mehr als elf Prozent zu, die Hoffnungen, dass es nun besser wird, sind also groß. „Tan verfügt über ein tiefes Verständnis der Halbleiterindustrie, sowohl in Bezug auf das Produktdesign als auch auf die Bedürfnisse der Chipherstellung“, sagte Jack Gold, Chef des Anlageberaters J. Gold Associates.

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Intel dominierte einst den weltweiten Halbleiter-Markt, kämpft aber seit Jahren mit Problemen. Vor allem im Geschäft mit Chips für Künstliche Intelligenz eroberte der Grafikkarten-Spezialist Nvidia eine Spitzenposition. Zudem steht Intel stärker unter Druck im angestammten Geschäft mit PC-Prozessoren und Chips für Rechenzentren. Gleichzeitig ist Intel bei der Chip-Fertigung technologisch hinter den Rivalen TSMC aus Taiwan zurückgefallen.
Zu Gelsingers Strategie gehörte, Intel auch als Auftragsfertiger für andere Chipentwickler zu etablieren. Dafür peilte er Milliarden-Investitionen in neue Werke an. Der Bau einer europäischen Fabrik in Magdeburg wurde aber um zwei Jahre aufgeschoben. Auch ein großes Projekt in den USA ist um mehrere Jahre verzögert.

Der bekannte Branchenanalyst Patrick Moorhead verwies in einer ersten Einschätzung auch darauf, dass Lip-Bu Tan Erfahrung sowohl im Chip-Design als auch bei Produktionswerken habe. Er müsse nun zügig entscheiden, ob der Konzern seine Fabriken behalten wolle. Unterdessen dürfte es weitere Kostensenkungen geben, prognostizierte Moorhead.
Lip-Bu Tan betonte in einer E-Mail an die Mitarbeiter, dass Intel immer noch eine Schlüsselrolle im Technologie-Ökosystem in den USA und international spiele. Er glaube an die Chance, das Unternehmen neu aufzustellen. „Das bedeutet nicht, dass es einfach sein wird. Das wird es nicht“, schrieb er. Seine Philosophie sei, demütig zu bleiben, hart zu arbeiten und die Kunden zu begeistern. Und wenn man diesen Grundsätzen folge, passierten gute Dinge.