Neuer Basketball-Bundestrainer Olaf Lange: Einer mit Weltenbummler-Vita – Sport

Eine Turnier-Auslosung kann eine knifflige Sache sein und wenn man nicht aufpasst, kann schnell eine Familienangelegenheit daraus werden. Sollte zum Beispiel bei der Weltmeisterschaft der Frauen im kommenden Jahr das Team des Deutschen Basketballbundes (DBB) auf jenes aus Australien treffen, wäre für die Coaches Sandy Brondello und Olaf Lange Vorsicht geboten. Da könnte abrupt der Haussegen in Schräglage geraten, wenn der sportliche Ehrgeiz sich dazwischenschiebt. Denn: Brondello, 57, und Lange, 53, sind verheiratet.

Seit der DBB Mitte dieser Woche bekannt gab, dass der gebürtige Berliner Lange neuer Frauen-Bundestrainer ist, könnte es tatsächlich das Kuriosum eines Ehe-Duells geben. Brondello, Nationaltrainerin ihrer Heimat Australien, gegen Deutschland – jenes Land, in dem Lange nun wieder arbeitet. Und der Ort, an dem sich beide in den 90er-Jahren kennenlernten. Andererseits sind die beiden es ja schon gewohnt, beruflich miteinander zu tun zu haben. Mit Lange übernimmt nach dem überraschenden Aus seiner Vorgängerin Lisa Thomaidis schließlich Brondellos langjähriger Assistent. Das Gespann Brondello/Lange tourt seit geraumer Zeit als Trainer-Ehepaar durch die Welt.

Jetzt ist aber erst mal Fernbeziehung angesagt. Denn während Brondello wohl weiterhin auf anderen Kontinenten ihr Geld verdient, dürfte sich Langes Lebensmittelpunkt nach über 20 Jahren Auslandstätigkeit in Spanien, den USA, Australien und Russland nach Deutschland verlagern. Mit ihm hat der Verband einen Bundestrainer gefunden, der das komplexe Anforderungsprofil dieses Jobs erfüllt: „Wir suchen jemand, der die deutsche Liga im Blick hat und sich auch international auskennt“, hatte DBB-Vizepräsident Armin Andres diese Woche zur SZ gesagt. Der für die Nationalteams zuständige 66-Jährige war zuletzt ordentlich unter Zeitdruck geraten, weil der DBB knapp ein Jahr vor der Heim-WM in Berlin plötzlich ohne Coach da stand.

Mit der überaus erfolgreichen Kanadierin Thomaidis war es wegen ihrer Doppelrolle als Bundestrainerin und Trainerin an einer kanadischen Universität nicht weitergegangen. „Sie konnte zeitlich nicht mehr so, wegen ihrer Verpflichtung am College“, erklärte Andres. Also erfolgte die Trennung, denn beim DBB sind für dieses Amt vor allem zwei Dinge gewünscht: Präsenz und Kontinuität. Die Jahre, in denen das Frauen-Nationalteam unter dem Radar lief und die Öffentlichkeit kaum davon mitbekam, wer überhaupt Trainer ist, sind vorbei. Deutschland will nach dem WM- und EM-Titel bei den Männern nun auch bei den Frauen zu den Besten zählen.

Olaf Lange steht beim DBB für Vertrautheit – er war schon zweimal Bundestrainer der DBB-Frauen

Mit Lange, der 1998 und von 2001 bis 2003 bereits Bundestrainer der Frauen war, hatte Andres schon länger einen Austausch gepflegt. „Die Gespräche mit Olaf waren sehr gut und zielführend“, sagt Andres, „er konnte uns mit seinen Vorstellungen und mit seiner Begeisterung überzeugen.“ Überhaupt hält mit seiner Rückkehr eine gewisse Vertrautheit Einzug. Mit den Nationalspielerinnen Leonie Fiebich und Nyara Sabally gewann er zuletzt als Co-Trainer der New York Liberty den WNBA-Titel. Da erübrigt sich das Kennenlernen. Und offenbar konnte er den Verband auch überzeugen, mit dem über viele Länder verteilten Rest der DBB-Frauen engeren Kontakt zu halten als es Thomaidis konnte.

„Nach vielen Jahren im Ausland ist es für mich etwas Besonderes, zurückzukehren und Teil dieser spannenden Entwicklung im deutschen Damen-Basketball zu sein“, teilte Lange mit. Die ist nach Platz fünf bei der vergangenen EM und der erstmaligen Olympia-Teilnahme in Paris tatsächlich vielversprechend. Er spüre „Begeisterung und Vorfreude“ auf kommende Aufgaben, womit er insbesondere auf die WM anspielte, für die das deutsche Team als Gastgeber qualifiziert ist. Mit in den USA gestählten Topkräften wie Fiebich, den Sabally-Schwestern Nyara und Satou (Phoenix Mercury) oder Luisa Geiselsöder (Dallas Wings) wäre eine Medaille der nächste Impuls, um den Aufschwung voranzutreiben.

Beim DBB halten sie Lange halten sie mit seiner Weltenbummler-Vita für den richtigen Mann. Er habe „eine herausragende Karriere hingelegt und sich in der absoluten Weltspitze bewegt“, findet DBB-Präsident Ingo Weiss. Hinter all dem Lob steckt freilich auch eine gewisse Alternativlosigkeit. Denn viele weitere Kandidaten mit internationalem Renommee und der Bereitschaft, auch ohne Festanstellung für vergleichsweise kleines Honorar beim deutschen Verband anzuheuern, gab es nicht. Die soeben in New York gefeuerte Sandy Brondello etwa könnte dem Vernehmen nach Trainerin beim WNBA-Klub Dallas Wings werden. Neben ihrer Tätigkeit als Australiens Nationaltrainerin, versteht sich. So sieht die Realität aus im Frauenbasketball, wo ein einzelner Job selten genug Geld abwirft.