Neue Studie: Über 14 Millionen zusätzliche Tote wegen USAID-Kürzungen möglich

Mehr als 14 Millionen Menschen könnten bis 2030 laut einer Studie aufgrund der Kürzungen von US-Hilfen unter der Regierung von Präsident Donald Trump sterben. Davon wären auch mehr als 4,5 Millionen Kinder im Alter von unter fünf Jahren betroffen, hieß es in der am Dienstag in der Fachzeitschrift „Lancet“ veröffentlichten Studie. Die Studie erscheint, während sich im spanischen Sevilla diese Woche dutzende Spitzenpolitiker zur UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung treffen, in der Hoffnung den schwächelnden Hilfssektor zu stärken.

Trump hatte unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar per Dekret die US-Auslandshilfen eingefroren und anschließend mehr als 80 Prozent der Programme der Entwicklungshilfebehörde USAID gestrichen. Die massiven Kürzungen sorgten bei Hilfsorganisationen weltweit für Entsetzen. Millionen Menschen verloren dadurch lebenswichtige Hilfen. Die US-Kürzungen sind besonders einschneidend, weil die USA international bisher einer der größten Geldgeber waren.

Die Kürzungen „riskieren zwei Jahrzehnte von Fortschritt in der Gesundheit von gefährdeten Bevölkerungen zum Halten zu bringen oder sogar umzudrehen“, warnte einer der Co-Autoren der Studie, Davide Rasella, der am Institut ISGlobal in Barcelona forscht. „Für viele Länder mit geringem oder mittlerem Einkommen wäre das Ausmaß des resultierenden Schocks mit einer weltweiten Pandemie oder einem großem bewaffneten Konflikt vergleichbar“, erklärte Rasella.

USAID soll 91 Millionen Tode zwischen 2001 und 2021 verhindert haben

Das Team aus internationalen Forschenden analysierte Daten aus 133 Ländern und schätzte, dass die Finanzierung von Hilfen durch USAID zwischen 2001 und 2021 insgesamt 91 Millionen Tode in Entwicklungsländern verhindert hat. Mithilfe von Modellen untersuchten sie ebenfalls, wie sich die Kürzungen von 83 Prozent, die die US-Regierung angekündigt hatte, auswirken würden. Sie könnten demnach zu mehr als 14 Millionen vermeidbaren Toten bis 2030 führen. Zum Vergleich: Während des Ersten Weltkriegs starben Schätzungen zufolge zehn Millionen Soldaten.

Die Studie zeigt, dass von USAID unterstützte Programme zu einem 15-prozentigen Rückgang der Todesfälle durch verschiedene Ursachen geführt haben. Bei Kindern unter fünf Jahren war der Rückgang doppelt so stark und lag bei 32 Prozent. Die US-Hilfen erwiesen sich als besonders wirksam in der Verhinderung von vermeidbaren Todesfällen durch Krankheiten. So war beispielsweise das Risiko, an der Immunschwächekrankheit Aids zu sterben, in Ländern, die viel Hilfe bekommen, 65 Prozent geringer als in Ländern mit wenig oder keiner Hilfe.

Nachdem die USA ihre Mittel drastisch reduziert haben, kürzten auch andere reiche Länder wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland Entwicklungsgelder zusammen. Diese Kürzungen könnten „zu noch mehr zusätzlichen Todesfällen in den kommenden Jahren“ führen, sagte Co-Autorin Caterina Monti. Jetzt sei die Zeit, die Hilfen zu erhöhen und nicht sie zu reduzieren, betonte Co-Autor Rasella.

Dutzende Spitzenpolitiker und mehr als 4000 Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Finanzinstitutionen sind nach Spanien gekommen, um bis Donnerstag neue Impulse im Bereich der Entwicklungsfinanzierung zu finden. Die USA haben keine Delegation nach Sevilla geschickt.

Obama spricht von „kolossalem Fehler“

Auch die früheren Präsidenten George W. Bush und Barack Obama haben am letzten Tag von USAID als eigenständige Entwicklungshilfebehörde scharfe Worte für die Politik der US-Regierung unter ihrem Nachfolger Donald Trump gefunden. Obama bezeichnete die Abwicklung von USAID in einem emotionalen Videoabschiedsgruß mit Mitarbeitern der Behörde als „kolossalen Fehler“. Der irische Rocksänger und U2-Frontmann Bono kämpfte gegen Tränen an, als er ein Gedicht vortrug.

Die beiden Ex-Präsidenten und der Musiker sprachen in einer Videokonferenz am Montag mit Tausenden Mitgliedern der USAID-Gemeinschaft. Medien waren nicht zugelassen, um Raum für persönliche und emotionale Äußerungen zu schaffen. Teile der Aufnahme wurden der Nachrichtenagentur AP jedoch zur Verfügung gestellt.

Obama und Bush betonten ihre Wertschätzung für die Arbeit der Entwicklungshelfer, von denen sich viele aus dem Ausland zuschalteten. Obama versicherte ihnen: „Eure Arbeit war wichtig und wird auch für kommende Generationen wichtig sein.“

USAID wird als eigenständige Behörde abgewickelt

Außenminister Marco Rubio hat angeordnet, dass die von John F. Kennedy gegründete Entwicklungshilfebehörde von Dienstag an in sein Ministerium eingegliedert wird. USAID war eine der ersten Behörden, die im Rahmen der von Präsident Donald Trump und seinem ehemaligen Berater Elon Musk vorangetriebenen Kürzungspolitik ins Visier gerieten. Trump behauptete, USAID werde von „linksradikalen Irren“ geführt und sei von „enormem Betrug“ durchsetzt. Musk bezeichnete die Behörde als kriminelle Organisation.

Bono sagte: „Sie haben euch Gauner genannt. Dabei wart ihr die Besten von uns.“