
Auf die Ende September neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer (SPD), ist am Dienstag eine Messerattacke verübt worden. Wie die F.A.Z. erfuhr, wurde die 57 Jahre alte Kommunalpolitikerin durch rund ein Dutzend Stiche in Brust und Bauch schwer verletzt. Sie schwebte am späten Nachmittag noch in akuter Lebensgefahr; zuvor war sie mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik nach Bochum geflogen worden.
Über den oder die Täter war zunächst nichts bekannt, auch das Tatmotiv war unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt; auch ein familiärer Hintergrund könne derzeit nicht ausgeschlossen werden, teilte die Polizei in Hagen mit. Später am Abend hieß es von der Polizei und der Staatsanwaltschaft nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse gebe es „keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat“.
Aus Sicherheitskreisen hatte es zuvor geheißen, vieles deute auf einen „persönlichen Hintergrund“ hin. Nach Informationen der F.A.Z. soll die Kommunalpolitikerin in der Vergangenheit Opfer häuslicher Gewalt geworden sein; ihre 17 Jahre alte Adoptivtochter soll sie im Sommer attackiert haben. Die Jugendliche wurde am Dienstagnachmittag von der Polizei aus dem Wohnhaus der Familie abgeführt.
Zuvor war schon der 15 Jahre alte Adoptivsohn Stalzers ebenfalls zur Vernehmung und zur Spurensicherung von Streifenbeamten abgeführt worden. Für einen dringenden Tatverdacht sei es aber noch zu früh, hieß es aus Sicherheitskreisen; jedoch habe man zumindest im Fall der Adoptivtochter einen Ermittlungsstrang. Zugleich gebe es bisher keinerlei Zeugenhinweise auf einen anderen, vom Tatort flüchtenden Täter.
Nach Informationen der F.A.Z. sollen die beiden Kinder gegen 12.40 Uhr den Notruf der Rettungsleitstelle gewählt und angegeben haben, sie hätten ihre Mutter schwer verletzt im Wohnhaus aufgefunden. Die Mutter sei wohl überfallen worden. Sie weise am Oberkörper mehrere Messerstiche auf und sei zunächst ansprechbar gewesen.
Die Rechtsanwältin ist seit vielen Jahren Mitglied des Rats von Herdecke und war erst am 28. September mit 52,2 Prozent der Stimmen zur Bürgermeisterin der rund 22.500 Einwohner zählenden Stadt im Ruhrgebiet gewählt worden.
Kanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte sich tief betroffen über „eine abscheuliche Tat“, die jetzt „schnell aufgeklärt“ werden müsse, wie er auf der Plattform X schrieb. „Wir bangen um das Leben der designierten Bürgermeisterin Iris Stalzer und hoffen auf vollständige Genesung.“