Neue Angebote für Lilium – Wirtschaft

Die Investorensuche beim insolventen Elektroflugzeughersteller Lilium scheint eine überraschende Wende zu nehmen. Nach SZ-Informationen haben nun drei Interessenten Angebote für Lilium abgegeben, darunter die beiden amerikanischen Branchenführer Archer und Joby Aviation.

Lilium hatte im Oktober 2024 Insolvenz anmelden müssen, nachdem die bisherigen Investoren kein Geld mehr nachschießen wollten und die Bemühungen um staatliche Bürgschaften scheiterten. Eine Gruppe von neuen Investoren übernahm den Flugzeugbauer aus der Insolvenz heraus und gründete die Auffanggesellschaft Lilium Aerospace. Das neue Unternehmen musste im Februar 2025 ebenfalls Insolvenz anmelden, nachdem der größte Teilhaber seine Finanzzusagen nicht einhalten konnte.

Lilium, dessen deutscher Sitz sich auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen bei München befindet, hatte rund 1,5 Milliarden Euro am Kapitalmarkt eingesammelt und auch weitgehend ausgegeben, um den sechssitzigen Lilium Jet zu entwickeln. Der erste Prototyp des senkrecht startenden und landenden kleinen Regionalflugzeuges sollte nach den letzten Plänen Anfang 2025 fliegen, doch dazu kam es nicht mehr.

Viele Start-ups in der Branche sind in wirtschaftlichen Schwierigkeiten

Ein Sprecher des Insolvenzverwalters Ivo-Meinert Willrodt (Kanzlei Pluta) bestätigte, dass es mehrere Angebote für Lilium gebe. Die Identität der potenziellen Käufer und weitere Details wollte er aber nicht preisgeben.

Zuletzt hatte die Advanced Air Mobility Group (AAMG) ihr Interesse an Lilium öffentlich gemacht. AAMG, einst ein Kunde für den Lilium Jet, wollte das Programm übernehmen und mit einem kleineren Team durch die Zulassungsverfahren bringen, die noch bevorstehen. AAMG kritisierte den Insolvenzverwalter Pluta öffentlich dafür, dass er keine Vertragsentwürfe zur Verfügung stelle. Pluta wiederum pochte auf Finanzierungsnachweise, die noch nicht erbracht seien.

Nach Informationen aus Branchenkreisen gab es seit Längerem auch Gespräche mit Archer und Joby, die allerdings zunächst eher unkonkret blieben. Erst in den vergangenen zwei Wochen sind diese in konkrete Angebote gemündet. Angeblich ist Archer vor allem an Patenten interessiert, während Joby das Programm neu starten und den Lilium Jet zulassen will.

Archer und Joby sind die beiden wohl am besten finanzierten westlichen Firmen in der aufstrebenden Branche, in der ansonsten viele Start-ups in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. So hat etwa Toyota fast 900 Millionen US-Dollar in Joby Aviation investiert. Joby will Anfang 2026 mit regulären Flugtaxi-Diensten in Dubai beginnen.