Nazi-Exorzismus: Richard Siegals Videoinstallation „art.Life“ – Kultur

Der Parkplatzwächter ist empört. „So nicht, Herrschaften“, ruft der Mann einer Familie hinterher, die ihren Wagen nicht weisungsgemäß abgestellt hat und gerade in der Manege des Zirkus Charles Knie verschwindet. Die Artisten sind nicht die einzigen Performer an diesem stürmischen Herbstnachmittag auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände: Gleich nebenan montiert der Choreograf Richard Siegal seine Videoinstallation „art.Life“ in die monumentale Kongresshalle. Der neue Ballettchef des Staatstheaters Nürnberg hat das Kunstwerk ursprünglich für das Münchner Lenbachhaus entworfen. Es passt indes perfekt in die historisch kontaminierte Kulisse: Die traditionelle japanische Praxis des „Shudan Kodo“, eines präzisen Schreitens mit paramilitärischer Anmutung, wird auf ein Gemäuer projiziert, das als Versammlungsort für bis zu sechzigtausend Nationalsozialisten geplant war. Im Mittelpunkt: der Führer mit oberlichtgeflutetem Haupt.