Navid Kermani: Was, wenn keine Furcht mehr Ajatollah Chameini zurückhält?

Als ich am Morgen nach den ersten Angriffen Israels den Verwandten und Freunden in Iran schrieb oder ihnen Sprachnachrichten schickte, waren die Reaktionen noch erstaunlich gelassen. Getroffen waren Atomanlagen, Raketenstellungen, ein Justizgebäude und auf einen Schlag einige der ranghöchsten Führer im Sicherheitsapparat, die für die Tötung und Unterdrückung unzähliger Iraner verantwortlich sind. Ihnen weint kaum jemand in Iran nach, und das Atomprogramm hat Priorität nur für das Regime selbst, das darin seine künftige Lebensversicherung sieht. Die Menschen selbst wären schon froh, wenn sie durchgehend Strom hätten in einem Land, das mit den vielleicht größten Energievorkommen weltweit gesegnet ist, nicht nur Öl und Gas, sondern auch unermesslich Sonne und Wind.