Stand: 28.11.2025 08:39 Uhr
Die DFB-Frauen treffen im Finale der Nations League auf Weltmeister Spanien. Die deutschen Fußballerinnen wollen in den beiden Duellen Revanche für das Halbfinal-Aus bei der EM im Sommer nehmen. Der Einsatz von Keeperin Ann-Katrin Berger im ersten Spiel heute ist fraglich.
Sollte sie müde gewesen sein, dann sah man das Ann-Katrin Berger nicht an: keine Augenringe, kein Gähnen, die Torhüterin wirkte beim Abschlusstraining am Donnerstag in Kaiserslautern „wie immer.“ Allerdings ließ der Bundestrainer einen Tag vor dem Spiel heute (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) den Einsatz der 35-Jährigen offen: Am vergangenen Wochenende hatte Berger mit ihrem Club Gotham FC den Titel in der US-amerikanischen NWSL geholt, mit starken Leistungen über die gesamte Saison hatte sie daran großen Anteil.
Auf der Anreise nach Deutschland aber gab es Probleme, weil Bergers Flug gecancelt wurde. „Sie hat eine Odyssee hinter sich und ist eineinhalb Tage zu spät zu uns gekommen“, so Wück. Am Mittwoch noch hatte „sie mit dem Torwarttrainer individuell trainiert“, stand dann „beim Abschlusstraining zum ersten Mal mit dem Team auf dem Platz. Anne ist fit, aber die Entscheidung, ob sie spielt, treffen wir erst am Vormittag des Spieltags.“
„Ich möchte Spielerinnen im Team haben, die wissen, wie es ist, Titel zu gewinnen und da ist sie natürlich ein Paradebeispiel.“
Bundestrainer Christian Wück über Ann-Katrin Berger
Der Plan war, dass die deutsche Nummer ins Tor zurückkehrt – die Nations-League-Halbfinals gegen Frankreich im Oktober hatte Deutschlands Fußballerin des Jahres wegen einer Knieverletzung verpasst. Berger hatte bei der Europameisterschaft in der Schweiz in mehreren Spielen starke Leistungen gezeigt und insbesondere im Viertelfinale gegen die Französinnen mit ihren Paraden den Halbfinaleinzug des deutschen Teams ermöglicht.
„Ihre Erfahrung ist für jedes Team wichtig. Sie hat jetzt gerade mit Gotham FC den nächsten Titel in ihrer Karriere gewonnen. Ich möchte Spielerinnen im Team haben, die wissen, wie es ist, Titel zu gewinnen und da ist sie natürlich ein Paradebeispiel“, erläutert Wück.
Wiedersehen mit Spanien auf dem Betzenberg
Vor mindestens 38.500 Fans auf dem Betzenberg kommt es nun zum Wiedersehen mit den Spanierinnen. In Zürich unterlagen die Deutschen Ende Juli mit 0:1, der entscheidende Treffer durch Aitana fiel erst in der Verlängerung. Dennoch war der Sieg der Favoritinnen, die das Spiel dominierten, verdient. Jetzt soll eine Revanche gelingen.
„Natürlich sind wir in Finalstimmung. Seit wir uns in Frankfurt am Montag getroffen haben, hat man gespürt, dass es um etwas geht“, sagte der Bundestrainer in der Pressekonferenz am Donnerstag. „Wir wollen den Weg in der Nations League nach einigen Highlights aber auch Hürden, die wir genommen haben, krönen. Und wollen gegen die Spanierinnen, die uns alles abverlangen werden, bestehen und den Pokal in den Händen halten.“
Wück will Spanierinnen „keine Räume geben“
Auf die Frage, was das Team diesmal anders machen wolle, antwortet Vize-Kapitänin Janina Minge: „Wir wollen das Spiel gewinnen, das wollen wir anders machen. Wir wissen, dass Spanien eine extreme Qualität vor allem in Offensive hat, aber wir wissen auch um unsere Qualität. Es geht darum, erstmal kein Gegentor zu fangen, aber wir wollen auch mutig nach vorn spielen. Dann können wir auch den Spanierinnen weh tun.“
Zum Matchplan ergänzt Wück: „Wir dürfen ihnen die Räume, die sie haben wollen für ihr Kurzpassspiel, nicht geben. Wir müssen ihnen den Spaß am Fußball nehmen. Und wir brauchen vorne die Effizienz, die hat uns bei der Euro gefehlt. Das war ein Trainingsschwerpunkt und ich hoffe, dass wir die Entwicklung, die wir gegen die Französinnen hatten, gegen die Spanierinnen fortsetzen.“ Und Minge sagt durchaus selbstbewusst: „Ich bin mir sicher, dass wir denen den ein oder anderen einschenken können.“
Schüller fehlt, Knaak zurück
Verzichten muss der Bundestrainer auf Stürmerin Lea Schüller, die Münchnerin steht aus familiären Gründen nicht zur Verfügung. Im Sturm könnte somit wie gegen Frankreich erneut Nicole Anyomi beginnen. Die Frankfurterin ist aktuell die drittbeste Scorerin der Liga.
In der Innenverteidigung scheint eine Rückkehr der nach der Europameisterschaft lange verletzten Rebecca Knaak wahrscheinlich. Für ihren Club Manchester City lief die 29-Jährige vor knapp zwei Wochen erstmals wieder auf und erzielte beim Sieg im Derby gegen Manchester United einen Treffer. Der Platz neben ihr könnte der konstant zuverlässigen Wolfsburgerin Minge gehören, die allerdings auch im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen könnte.
Einige Ausfälle, einige Konstanten
Wie am Tag vor dem Spiel verkündet wurde, fallen sowohl Minges Vereinskollegin Camilla Küver als auch Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann wegen muskulärer Beschwerden für beide Partien aus. Für die Abwehrzentrale hatte der Bundestrainer bereits Bibiane Schulze Solano von Athletic Bilbao nachnominiert.
Gesetzt im Mittelfeld sind Sjoeke Nüsken (Chelsea FC) und Elisa Senß (Eintracht Frankfurt). Flügelspielerin Klara Bühl ist in Topform, auch Jule Brand wird sicher in der Startelf stehen – auf dem rechten Flügel oder wie zuletzt als Spielmacherin. Sie alle standen auch beim jüngsten Duell gegen Spanien in Zürich auf dem Rasen.
Spanien will die Titelverteidigung in der Nations League
An der Rollenverteilung hat sich nichts geändert: Spanien steht auf Platz 1 der FIFA-Weltrangliste, holte 2023 den WM-Titel und siegte auch im vergangenen Jahr in der Nations League. Eine bittere Niederlage musste das Starensemble um Aitana und Alexia aber hinnehmen – ausgerechnet im EM-Finale gegen England in diesem Sommer.
Vor der ersten Endspiel-Begegnung in der Nations League absolvierte das Team das Abschlusstraining noch in Spanien und wird somit erst heute den Rasen des Betzenberg-Stadions betreten. Dort werden es die meisten Fans mit den Deutschen halten. „Wir müssen einen sehr guten Auftritt abliefern, sonst hat das zweite Spiel keine Bedeutung. Wir wollen hier in Deutschland sehr selbstbewusst auftreten und vorlegen, um eine wirklich gute Ausgangslage für Dienstag zu haben“, so Minge. „Ich glaube, das Stadion wird brennen und das wird uns sicher weiterhelfen.“
Ob Ann-Katrin Berger zu den Zuschauenden gehören wird oder eine Hauptrolle übernimmt – das wird wohl erst bekannt, wenn Bundestrainer Wück 75 Minuten vor dem Spiel seine Aufstellung verkündet.


