Nationalsozialismus: „Der Onkel Adi war kein Held“

Der Tag, an dem Adolf Landl nicht mehr zurück kann, ist der 29. Juli 1944. Der österreichische Gendarm verlässt den Dienstposten in Łopuszno im besetzten Polen gegen 18 Uhr, so wird es später in der Vermisstenanzeige vermerkt. Bekleidet ist er mit einem grünen Polizeihemd, schwarzen Schaftstiefeln und einer Feldmütze mit Edelweiß. Ein Kamerad trifft ihn noch im Dorf, sie trinken gemeinsam Wodka bei einem Bauern, gehen dann aber getrennter Wege. Erst am nächsten Morgen um fünf Uhr wird Landls Fehlen bemerkt.

Adolf Landl ist damals 32 Jahre alt, 176 Zentimeter groß, schlank, kein Bart, „keine besonderen Kennzeichen“, wie es in der Ereignißmeldung zum Abgang des Bezirksoberwachtmeisters notiert wird. Im Juni 1912 in Wald am Schober in der Steiermark geboren, hatte Landl seinen Dienst als Gendarm 1938 quittiert, wurde aber gleich im September 1939 in den Krieg eingezogen, als Polizist. Er sollte in Polen Schmuggler überführen und „Banditen“ bekämpfen, wie die Nazis die Widerständler nannten. Im Dezember 1940 wurde er als Berittführer nach Łopuszno versetzt, ein Städtchen in der ländlichen Region zwischen Krakau und Warschau. Als Landl verschwindet, vermuten seine Kameraden ihn in den Händen der Partisanen. „Fahnenflucht“, so berichtet es sein Hauptmannschaftsführer, sei „nicht anzunehmen“. Er irrt.