Nationalmannschaft: Wer in Luxemburg Joshua Kimmich als Kapitän ersetzt

Die Nationalmannschaft startet in die entscheidende Phase der WM-Qualifikation. Freitag tritt sie in Luxemburg an. Kapitän Joshua Kimmich fehlt verletzt. Bundestrainer Julian Nagelsmann verrät, wer stattdessen das Team mit der Binde am Arm anführen wird.

In Luxemburg sind bereits die Weihnachtsmärkte aufgebaut. Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Donnerstagnachmittag hier ankam, waren es allerdings 16 Grad – die Adventsstimmung kommt erst noch, in diesen Tagen geht es in dem kleinen Land vor allem um Fußball.

Freitag (20.45 Uhr, RTL) empfängt Luxemburg die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im WM-Qualifikationsspiel. Die Deutschen haben sich noch nicht für die WM qualifiziert. Mit zwei Siegen in Luxemburg und gegen die Slowakei am Montag in Leipzig (20.45 Uhr, ZDF) wäre aber der erste Platz in der Gruppe A und die direkte Qualifikation für das Turnier in den USA, Mexiko und Kanada sicher.

Bundestrainer Julian Nagelsmann muss in der Partie am Freitagabend auf seinen Kapitän Joshua Kimmich verzichten, der sich im Training am vergangenen Mittwoch eine Kapselverletzung zuzog.

Wer wird Kimmich vertreten?

Seine Stellvertreter Antonio Rüdiger von Real Madrid und Kai Havertz vom FC Arsenal gehören nach Verletzungen nicht zum aktuellen Aufgebot. Nach Kimmich (105 Länderspiele) hat Leroy Sané (70) die meisten DFB-Einsätze. Der 29-Jährige von Galatasaray Istanbul wurde von Nagelsmann nach einer Auszeit aber nur zur Bewährung ins Aufgebot zurückgeholt.

Donnerstagabend sagte Nagelsmann auf einer Pressekonferenz im Stade de Luxembourg zu der Kapitänsfrage nach dem Kimmich-Ausfall: „Jonathan Tah wird ihn ersetzen.“ Der Innenverteidiger des FC Bayern habe es „sich aufgrund seiner Leistungen verdient, er spielt eine sehr gute Saison.“ Auch seine Position als Innenverteidiger spiele eine Rolle.

Früher galt bei der Nationalelf die inoffizielle Regel: Derjenige mit den meisten Länderspielen ist Kapitän. „Die Regel kenne ich“, sagte Nagelsmann Donnerstagabend. „Aber ich habe sie nicht aufgestellt.“

Nagelsmann sagte zudem: „Wir haben vor der Nations League mal einen Mannschaftsrat benannt – da sind nicht mehr so viele übrig. Jona ist der, der davon spielt. Er hat sich sehr gut stabilisiert.“

Tah ist in der Innenverteidigung unter dem Bundestrainer gesetzt und wird in Luxemburg sein 42. Länderspiel bestreiten. Zum Teamrat zählen neben dem verletzten Trio Kimmich, Rüdiger und Havertz auch Tah und Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona, Niclas Füllkrug von West Ham United und Pascal Groß von Borussia Dortmund. Über Tah sagte Nagelsmann: „Ich weiß gar nicht, ob er es schon selbst weiß – aber jetzt weiß er es.“

Für Kimmich wird Ridle Baku spielen. „Er ist Stammspieler bei RB Leipzig, spielt jedes Spiel von Anfang an“, begründete Nagelsmann seine Entscheidung. Baku sei im Verein „total unangefochten“.

Nicht festlegen wollte sich der Bundestrainer, wer anstelle von Borussia Dortmunds Nico Schlotterbeck als zweiter Innenverteidiger neben Tah aufläuft. Als Kandidaten kommen Schlotterbecks Klub-Kollege Waldemar Anton und Malick Thiaw von Newcastle United infrage. „Es gibt eine Tendenz, aber die verrate ich jetzt noch nicht“, sagte Nagelsmann, der sowohl bei Kimmich als auch bei Schlotterbeck auf eine Rückkehr am Montag gegen die Slowakei hofft.

Auch Nico Schlotterbeck fehlt Julian Nagelsmann

Der Ausfall von Kimmich ist der zweite Rückschlag in den Personalplanungen des Bundestrainers für die Defensive. Zuvor stand bereits praktisch fest, dass auch Nico Schlotterbeck in Luxemburg nicht zur Verfügung steht. Der Verteidiger von Borussia Dortmund hatte sich am vergangenen Samstag im Spiel beim Hamburger SV eine Wunde am Fuß zugezogen, die getackert werden musste.

Auf dem Podium bei der Pressekonferenz saß Nick Woltemade von Newcastle United neben Nagelsmann. Über den 23-jährigen Stürmer sagte der Bundestrainer: „Er hat eine sehr gute Entwicklung seit seinem Wechsel nach England genommen. Der Anfang ist nie ganz einfach, es ist ein anderer Fußball. Er hat einige Male getroffen und ist sehr beliebt bei den Fans. Er ist ein sehr guter Spieler und bei uns gerade sehr gefragt. Nick ist super wichtig. Wir sind sehr zufrieden mit ihm.“ Es fühle sich gut an.

Said El Mala vom 1. FC Köln ist zum ersten Mal bei der Nationalelf dabei. Der 19-jährige Offensivprofi wird gegen Luxemburg nicht von Anfang an spielen, sagte Nagelsmann.

Der Bundestrainer erwarte eine Luxemburger Mannschaft, die sich nicht nur in die eigene Spielhälfte zurückzieht. „Wir werden ein bisschen mehr offenes Visier sehen von ihr“, so Nagelsmann.

Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Seit Donnerstag ist er in Luxemburg und besuchte am Abend die Pressekonferenz der Nationalelf im dortigen Stadion.