
Die Hamas haben am Abend die sterblichen Überreste von zwei weiteren Geiseln übergeben. Unterdessen warnt das US-Außenministerium vor einem bevorstehenden Angriff der Hamas auf Zivilisten. Mehr im Liveticker.
Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. Doch noch immer befinden sich tote Geiseln im Gazastreifen. Die Hamas hat erklärt, es sei für sie schwierig, die Leichen zu finden, weil sie unter Trümmern verschüttet seien.
Alle Ereignisse rund um den Krieg in Nahost und den Gaza-Friedensplan im Liveticker:
01:01 Uhr – USA warnen vor Verletzung der Waffenruhe
Das US-Außenministerium hat vor einem baldigen Angriff der Hamas auf Zivilisten im Gazastreifen gewarnt. Es lägen „glaubhafte Berichte über eine unmittelbar bevorstehende Verletzung der Waffenruhe durch die Hamas gegen die Bevölkerung des Gazastreifens“ vor. „Sollte die Hamas diesen Angriff ausführen, werden Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung des Gazastreifens zu schützen und den Waffenstillstand zu wahren.“
Das Ministerium ging in der Erklärung nicht näher darauf ein, welche Maßnahmen hiermit gemeint waren. Es gab jedoch an, die US-Regierung habe die an der Waffenruhe beteiligten Vermittlerstaaten über die Pläne der Hamas informiert. Zu diesen Staaten zählen neben den USA auch Ägypten, Katar und die Türkei. Seit dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen hat die Hamas ihre Präsenz in den zerstörten Städten wieder verstärkt und Menschen öffentlich hingerichtet.
Samstag, 18. Oktober:
22:55 Uhr – Laut Armee: Zwei weitere Leichname an Rotes Kreuz übergeben
Die Terrororganisation Hamas hat die mutmaßlichen Leichen von zwei weiteren getöteten Geiseln übergeben. Die israelische Armee teilt mit, die zwei Särge seien Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ausgehändigt worden. Diese seien auf dem Weg zur Übergabe an das Militär. Anschließend soll das Forensische Institut in Tel Aviv die Identität der Getöteten feststellen.
Die Zahl der von der Hamas seit dem Waffenruhe-Abkommen übergebenen Leichen von Geiseln stieg damit auf zwölf, allerdings hätten die Islamisten bereits am vergangenen Montag alle 28 toten Geiseln überstellen müssen.
22:08 Uhr – Netanjahu will 2026 wieder für Amt des Regierungschefs kandidieren
Der israelische Ministerpräsident will im kommenden Jahr erneut für das Amt des Regierungschefs kandidieren. Auf eine entsprechende Frage zu den Wahlen 2026 antwortete er am Samstag in einem Interview des Senders Channel 14 mit einem knappen „Ja“. Netanjahu übt das Amt des Ministerpräsidenten mit Unterbrechungen bereits seit mehr als 18 Jahren aus.
19:42 Uhr – Hamas kündigt Übergabe von zwei weiteren toten Geiseln an
Die Terrororganisation Hamas will nach eigenen Angaben am Samstagabend die sterblichen Überreste von zwei weiteren israelischen Geiseln übergeben. Der bewaffnete Hamas-Arm Essedin-al-Kassam-Brigaden teilte im Onlinedienst Telegram mit, die beiden Leichname seien im Laufe des Tages im Gazastreifen geborgen worden. Sie würden um 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MESZ) übergeben.
Laut dem von US-Präsident Donald Trump vorangetriebenen Waffenruhe-Abkommen mit Israel hätte die Hamas neben den 20 von ihr übergebenen überlebenden Geiseln auch alle 28 toten Geiseln bereits am vergangenen Montag an Israel überstellen müssen. Jedoch übergab die Hamas bis Freitagabend nur zehn tote Geiseln. Wegen der Verzögerung drohte die israelische Regierung der Hamas mit der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen.
18:57 Uhr – Israel will Grenzübergang Rafah erst nach Rückgabe aller toten Geiseln öffnen
„Premierminister Netanjahu hat angeordnet, dass der Rafah-Übergang bis auf weiteres geschlossen bleibt“, erklärt das Büro des Regierungschefs am Samstagabend. „Die Wiedereröffnung wird davon abhängen, inwieweit die Hamas ihren Verpflichtungen zur Rückgabe der Geiseln und der Leichen der Verstorbenen nachkommt und die vereinbarten Bedingungen umsetzt.“
14:24 Uhr – Deutsch-Israelische Gesellschaft kritisiert Merz wegen „Staatsräson“
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) kritisiert Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wegen dessen Distanzierung vom Begriff einer deutschen Staatsräson gegenüber Israel. Man sei enttäuscht über das Abrücken des Kanzlers, sagt DIG-Präsident Volker Beck. „Mit dieser Distanzierung gibt er jenen ohne Not diskursiv recht, die sich grundsätzlich an jeder Bekräftigung von Deutschlands Verantwortung für Israels Sicherheit stören.“
13:20 Uhr – UN: Gaza-Hilfslieferungen weiter eingeschränkt – Israel widerspricht
Die Lieferung von Hilfsgütern ist nach UN-Angaben immer noch eingeschränkt. Seit Beginn der Waffenruhe vor einer Woche seien 339 Lastwagen zur Verteilung von Hilfsgütern entladen worden, geht aus UN-Daten vom Freitag (Ortszeit) hervor. Gemäß der Waffenruhevereinbarung sollen täglich etwa 600 Lastwagen mit humanitärer Hilfe in den Gazastreifen fahren dürfen.
Die für die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen zuständige israelische Militärbehörde Cogat meldete laut UN dagegen wesentlich höhere Zahlen. Demnach seien am Mittwoch 716 Lastwagen in den Gazastreifen gefahren und am Donnerstag 950 – einschließlich kommerzieller Fahrzeuge und bilateraler Lieferungen.
09:16 Uhr – Tote Geisel als Kibbuz-Bewohner identifiziert
Die in der Nacht zu Samstag nach Israel zurückgeführte tote Geisel ist nach Angaben der israelischen Regierung als Elijahu Margalit identifiziert worden. Der damals 75 Jahre alte Bewohner der Kibbuz Nir Oz im Süden Israels war beim Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 ermordet und seine Leiche in den Gazastreifen verschleppt worden. Seine Tochter wurde lebend entführt und kam später im Rahmen einer Vereinbarung über die Übergabe von Geiseln frei.
Freitag, 17. Oktober
23:49 Uhr – Hamas übergibt Leiche einer weiteren Geisel
Die islamistische Terrororganisation Hamas hat die sterblichen Überreste einer weiteren israelischen Geisel aus dem Gaza-Streifen ans Rote Kreuz übergeben. Der Leichnam sei anschließend in dem Palästinensergebiet an israelische Sicherheitskräfte übergeben worden, erklärte das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu am späten Freitagabend. Er werde nun in ein rechtsmedizinisches Institut zur Identifizierung übergeben.
Mit der nun erfolgten Überstellung hat die Hamas nun zehn von insgesamt 28 Leichnamen von am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln überstellt, deren Rückgabe sie zugesagt hatte. Der bewaffnete Hamas-Arm Essedin-al-Kassam-Brigaden hatte zuvor erklärt, die Leiche sei erst am Freitag im Gaza-Streifen geborgen worden.
21:57 Uhr – „Uniformiert, aber unbewaffnet“ – Bundeswehr entsendet drei Soldaten nach Israel
Zur Unterstützung des Friedensprozesses im Gazastreifen will die Bundesregierung drei unbewaffnete Bundeswehrsoldaten nach Israel schicken. Die Soldaten würden in der kommenden Woche an das US-geführte Civil Military Coordination Centre (CMCC) im Süden Israels entsandt, teilt das Bundesverteidigungsministerium am Freitagabend mit. Sie seien bei ihrem Einsatz „uniformiert, aber unbewaffnet“.
Zu den Aufgaben des CMCC zähle die Überwachung der Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas sowie „die Beseitigung von Kriegslasten und die Koordinierung von humanitären Hilfeleistungen“, heißt es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums. „Darüber hinaus soll die Integration, Ausbildung und logistische Unterstützung der International Stabilisation Force koordiniert werden“, heißt es weiter. Das CMCC habe seine Arbeit bereits aufgenommen. Laut dem Verteidigungsministerium arbeiten dort bislang 2000 Soldaten.
17:16 Uhr – Letzte weibliche Geisel unter großer Anteilnahme beigesetzt
Unter großer öffentlicher Anteilnahme wird im israelischen Petah Tikva die letzte von der Hamas übergebene weibliche Geisel, Inbar Hayman, beigesetzt. Die damals 27-Jährige hatte am 7. Oktober 2023 als Freiwillige auf dem Nova-Musikfestival gearbeitet und war von der islamistischen Hamas in den Gazastreifen verschleppt und in Gefangenschaft ermordet worden. Wie schon bei vorangegangenen Beisetzungen toter Geiseln hält Israels Präsident Izchak Herzog die Trauerrede.
Inbar habe am 7. Oktober die Angreifer „wie eine Löwin“ bekämpft, sagt der israelische Präsident, der die toten Geiseln und ihre Familien um Vergebung bat, „dass wir nicht für Sie da waren. Vergebung, dass wir Sie nicht retten konnten. Vergebung, dass wir so lange gebraucht haben, um Sie zu uns zurückzuholen.“
16:00 Uhr – Wadephul sichert Bevölkerung von Gaza Unterstützung zu
Bundesaußenminister Johann Wadephul sichert der Bevölkerung im Gazastreifen weitere Unterstützung zu. Damit die Menschen dort Hoffnung auf ein Leben in Würde und Sicherheit schöpfen könnten, seien große Anstrengungen und eine kraftvolle internationale Zusammenarbeit erforderlich, sagt der CDU-Politiker bei einer Pressekonferenz in Ankara. Die humanitäre Katastrophe komme nun erst vollends zum Vorschein. Deutschland unterstütze die Vereinten Nationen dabei, so schnell wie möglich Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung bereitzustellen. Für den Wiederaufbau werde Deutschland gemeinsam mit Ägypten eine Konferenz veranstalten.
08:50 Uhr – Alabali Radovan: Lage im Gaza-Streifen noch sehr fragil
Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) äußert sich zurückhaltend zu einem möglichen Zeitplan für den Wiederaufbau des Gaza-Streifens. Noch sei die Lage sehr fragil, sagte Alabali Radovan am Freitag im Deutschlandfunk. Voraussetzung für den Wiederaufbau sei aus ihrer Sicht, dass die Terrororganisation Hamas entwaffnet wird und im Gaza-Streifen keine Rolle mehr spielt. Derzeit gehe es um akute Nothilfe. Die Menschen bräuchten Übergangsunterkünfte, um in Würde leben zu können und eine Perspektive zu bekommen, sagte Alabali Radovan.
07:02 Uhr – Wadephul fordert von Ankara anhaltenden Druck auf Hamas
Außenminister Johann Wadephul fordert von der Türkei angesichts des wackeligen Waffenstillstands im Gazastreifen Druck auf die islamistische Hamas. „Als eine der Unterstützerinnen des Friedensplans – und als ein Staat, von dem wir erwarten, weiterhin Druck auf Hamas auszuüben – kommt der Türkei eine verantwortungsvolle Rolle zu“, erklärte der CDU-Politiker vor Abflug zum Antrittsbesuch in der Türkei. Wadephul will in der Hauptstadt Ankara unter anderem mit seinem Kollegen Hakan Fidan sprechen.
Außenpolitisch gebe es großes Potenzial zur Zusammenarbeit, erklärte der Minister, der die Vermittlerrolle der Türkei beim „historischen Waffenstillstand für Gaza“ würdigte. Gemeinsam dränge man auf vollständigen Zugang der humanitären Akteure, um die schlimmste Not zu lindern. Gemeinsam arbeite man dafür, dass der 20-Punkte-Plan für einen langfristigen Frieden vollständig umgesetzt werde.
Donnerstag, 16. Oktober:
22:24 Uhr – Israels Außenminister: Grenzübergang Rafah wird voraussichtlich Sonntag geöffnet
Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten soll nach Angaben des israelischen Außenministers Gideon Saar voraussichtlich am Sonntag für Hilfslieferungen geöffnet werden. Die israelische Regierung treffe bereits „alle Vorbereitungen und Vereinbarungen dafür“, sagte Saar laut italienischen Nachrichtenagenturen am Donnerstag bei einem Besuch in Neapel. Es werde alles dafür getan, um den Grenzübergang zu öffnen.
Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen sind Teil des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas, das am Freitag vergangener Woche in Kraft getreten war. Die vereinbarten Hilfslieferungen waren unmittelbar nach der Einigung angelaufen. Lastwagen mit Hilfsgütern kamen bisher über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen. Die UNO und das Rote Kreuz forderten aber, alle Übergänge für Hilfslieferungen zu öffnen.
dpa/saha/ekd/AFP/cvb/jm/lay/dol