Moderatorin Ellen DeGeneres, Schauspielerin Eva Longoria, Sängerin Cher: Sie alle wollen gehen. Nach der Wahl scheint den Vereinigten Staaten ein Promi-Exodus bevorzustehen. Schon vor der Wahl hatten einige Berühmtheiten mit dem Umzug gedroht, nun gilt es, den Protest in die Tat umzusetzen. „Game of Thrones“-Star Sophie Turner sieht ihre Familie durch Waffengewalt und eingeschränkte Frauenrechte bedroht und will nach Großbritannien. Schauspielerin America Ferrera sagt, sie „habe es satt“, in einem Land zu leben, das von einem Menschen wie Donald Trump regiert wird. Eva Longoria besinnt sich auf ihre mexikanischen Wurzeln und will ein Zeichen gegen Trumps Hetze gegen Migranten setzen: Sie zieht mit ihrer Familie freiwillig nach Mexiko und Spanien. Und selbst bei Prinz Harry und Meghan Markle munkelt die Klatschpresse, sie könnten bald den Abflug machen – ein neues Anwesen in Portugal ist offenbar schon gekauft.
Ein vollständiger Schlussstrich ist es für die meisten Celebrities dennoch nicht: Wer weiter in Hollywood mitspielen will, muss zumindest zeitweise in den Staaten leben und arbeiten. Für die meisten sollte das aber zumindest finanziell kein Problem sein. Schließlich eint ein Umstand diese prominenten Flüchtlinge, die jetzt lautstark ihre pompösen Umzugspläne verkünden: Sie können es sich leisten. Mal eben ein Anwesen in London kaufen? Für Ellen DeGeneres reine Formsache, ihr Vermögen schätzt das US-Magazin Forbes in diesem Jahr auf 450 Millionen US-Dollar. Angeblich seien sie und ihre Frau Portia de Rossi bereits voll im englischen Landleben angekommen, berichten internationale Medien und zeigen ein Video, in dem die beiden Frauen gelöst in einem Pub in den Cotswolds feiern, gemeinsam mit Promis wie James Blunt und Natalie Imbruglia.
Die Menschen, die tatsächlich unter der Regierung Trump leiden werden, sind andere. Zugewanderte, Frauen, Schwarze. Vulnerable Bevölkerungsgruppen, die nicht einfach so übersiedeln können in ein anderes Land. Wenn man so will, gehen ihnen durch den Abzug der Protest-Promis mächtige Unterstützer und Fürsprecher verloren. Zumindest bei einigen der Auswanderer ist zwar zu erwarten, dass sie sich auch weiterhin für US-Politik interessieren und Stellung beziehen werden. Eva Longoria etwa erklärte in einem Interview mit einem US-Magazin, ihr seien ihre Privilegien bewusst und den in den Staaten Festsitzenden gelte ihre „Angst und Traurigkeit“. Aber aus der Ferne wirkt das einfach ein bisschen weniger authentisch.
Wie viele aber tatsächlich den Absprung wagen, ist noch fraglich. Auch bei Trumps erster Wahl hatten Berühmtheiten lauthals verkündet: Jetzt reicht’s, ich bin weg! Am Ende sind die meisten aber doch geblieben und haben ihre Äußerungen zurückgenommen. So auch dieses Mal: Cher bleibe jetzt doch, sie wolle ihren Partner nicht von dessen Sohn trennen, schreibt die Boulevardseite Dailymail. Am Ende geht es auch den Reichen um das Gleiche wie allen anderen: die Familie.