Nach Treffen Trumps mit Selenskyj bleiben die heiklen Fragen


Donald Trump hat die Verhandlungen über einen Frieden in der Ukraine in den vergangenen Monaten immer wieder ähnlich beschrieben. Man sei auf einem guten Weg, die Gespräche seien produktiv, die Bereitschaft beider Präsidenten für einen Frieden gegeben. Doch zu Beginn des Gesprächs mit Wolodymyr Selenskyj am Sonntag gab sich der amerikanische Präsident zurückhaltender. Als Trump dem ukrainischen Präsidenten in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida die Hand schüttelte, wollte er sich nicht auf eine Frist für einen Frieden festlegen: Die Deadline sei ein Ende des Krieges. Das klang schon einmal anders.

Diesmal gestand auch Trump ein, wie schwierig der Weg zu einem Frieden ist. Zwar sei man einem Friedensabkommen nahe, sagte er nach dem etwa drei Stunden langen Treffen in Florida. Doch es gebe weiterhin ein, zwei „sehr heikle Themen“. Eines davon ist nach Aussage des amerikanischen Präsidenten weiterhin die Frage nach der Zukunft des Donbass. Kiew weigert sich, Russland auch bislang nicht eroberte Gebiete zu überlassen; die Amerikaner schlagen als Kompromiss eine „freie Wirtschaftszone“ vor. Trump sagte am Sonntag, man nähere sich einer Einigung in dieser Frage. Doch wie die nach aktuellem Stand aussehen könnte, fügte er nicht an.

„Sehr produktives“ Telefonat mit Putin

Dass es zu einem einvernehmlichen Gespräch zwischen Selenskyj und Trump in Mar-a-Lago kommen würde, war nicht ausgemacht. Nicht nur hatte der amerikanische Präsident im Vorhinein gesagt, Selenskyj habe „nichts“, bis er, Trump, nicht seine Zustimmung gebe. Der Republikaner schrieb wenige Stunden vor der Begegnung auch auf seiner Plattform Truth Social, er habe ein „sehr produktives“ Telefonat mit Wladimir Putin geführt.

Das letzte Mal nachdem Trump und der russische Präsident so kurz vor einem Treffen mit Selenskyj telefoniert hatten, hatte Washington Abstand davon genommen, Kiew möglicherweise die reichweitenstarken Tomahawk-Marschflugkörper zur Verfügung zu stellen. Diesmal hob Trump hervor, er werde Putin nach dem Gespräch mit Selenskyj abermals anrufen und auf den neuesten Stand bringen.

Bekannt war zunächst aber nur, dass der Gastgeber und sein Gast aus Kiew nach dem bilateralen Gespräch am Sonntag mit den europäischen Partnern telefonierten. Der finnische Präsident Alexander Stubb schrieb auf X, man habe über eine Stunde lang „konkrete Schritte“ für ein Ende des Kriegs diskutiert.

An dem Gespräch nahmen demnach unter anderen auch der britische Premierminister Keir Starmer, Bundeskanzler Friedrich Merz sowie NATO-Generalsekretär Mark Rutte teil. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte später, man begrüße den „guten Fortschritt“, der gemacht worden sei. Entscheidend seien dabei die unumstößlichen Sicherheitsgarantien von Beginn an.

Selenskyj verweist auf Sicherheitsgarantien

Selenskyj, der seit seinem Zusammenstoß mit Trump im Oval Office im Februar besonders um einen zugewandten Ton bemüht ist, dankte Trump am Sonntagabend auf X für das „großartige Treffen“. Man habe im Falle des vorliegenden 20-Punkte-Plans „entscheidende Ergebnisse“ erzielt. In der Pressekonferenz mit Trump sagte Selenskyj, neunzig Prozent der Fragen seien inzwischen geklärt worden.

Demnach wurde am Sonntag auch darüber gesprochen, wie es im Falle eines Friedensplans weitergeht. Man sei sich einig, hob der ukrainische Präsident hervor, Sicherheitsgarantien seien der „Schlüssel zu einem langfristigen Frieden“. Die Teams sollen schon in der nächsten Woche weiter verhandeln. Außerdem ist im Januar offenbar ein abermaliges Treffen mit der Ukraine und den europäischen Partnern in Washington geplant.

Offene Unstimmigkeiten zwischen Trump und Selenskyj gab es am Sonntag nicht. An einer Stelle reagierte der ukrainische Präsident mit einem Lachen, als Trump behauptete, Putin habe gesagt, ihm liege das Wohlergehen der Ukraine am Herzen. Russland hatte am Wochenende abermals heftige Angriffe auf Kiew geflogen. Aus dem Kreml hieß es unterdessen, Putin habe in dem zweieinhalbstündigen Telefonat dem Vorschlag zugestimmt, zwei Arbeitsgruppen zu wirtschaftlichen und Sicherheitsfragen ins Leben zu rufen. Auf die genauen Bedingungen für eine solche Zusammenarbeit müsse man sich jedoch noch verständigen.