
Der ehemalige Roma-Trainer Claudio Ranieri soll wohl Italien zur WM 2026 führen. Damit würde der 73-Jährige zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres auf seinen bereits angekündigten Ruhestand verzichten.
Die Angst, die dritte WM in Folge zu verpassen, hat beim viermaligen Weltmeister Italien große Hektik ausgelöst – und zu einem ungewöhnlichen Wechsel an der Seitenlinie geführt. Bevor am Montagabend im WM-Qualifikationsspiel gegen Moldau ein letztes Mal der erfolglose Luciano Spalletti die „Azzurri“ betreut, machte sich Claudio Ranieri schon als „Retter in der Not“ warm.
Der 73-Jährige, zuletzt Coach des Rio-Weltmeisters Mats Hummels bei der AS Rom, gilt als Favorit für den frei werdenden Job. Statt, wie schon zweimal angekündigt, in den Ruhestand zu gehen, hat sich Ranieri laut „Gazzetta dello Sport“ vom Roma-Eigentümer Dan Friedkin die Genehmigung für eine doppelte Rolle als Klubberater und Nationaltrainer geben lassen. „Ranieri sagt ‚Ja‘ aus Liebe zur Nationalelf“, schrieb das Blatt. „Alle Wege führen nach Rom, auch für die Nationalelf. Nur Sir Claudio kann sie retten“, kommentierte der „Corriere dello Sport“.
In der vergangenen Saison war Ranieri Trainer von Mats Hummels. Der Weltmeister spielte unter ihm nur selten von Anfang an
Zweites Comeback aus dem Ruhestand
Damit würde Ranieri zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres auf seinen bereits angekündigten Ruhestand verzichten. Der Coach hatte nach dem Aufstieg mit Cagliari Calcio bereits im vergangenen Jahr seinen Abschied angekündigt, ehe er im November zum dritten Mal die Roma übernahm und auf Platz fünf führte. Danach sollte eigentlich endgültig Schluss sein, Ranieri wollte nur noch nebenbei als Berater helfen.
Ranieris größter Erfolg war der Gewinn der Premier League mit Leicester City in der Saison 2015/16. Mit einem Team, das als Abstiegskandidat gestartet war, führte er den Klub sensationell zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Dieser Triumph gilt weiterhin als eine der größten Überraschungen im modernen Fußball. Leicester City spielt ab kommender Saison wieder in der zweiten englischen Liga, der EFL Championship.
2016 gelang Claudio Ranieri die Meister-Sensation mit Leicester City
Spalletti habe WM-Qualifikation gefährdet
Jetzt wartet offenbar die nächste Rettungsmission: Spalletti hatte nach dem 0:3-Fehlstart in die WM-Qualifikation in Norwegen auf einer Pressekonferenz am Sonntag berichtet, dass er nach der zweiten Partie gegen Moldau entlassen werde. „Ich werde morgen auf der Bank sitzen und dann die Zustimmung zur Vertragsauflösung geben“, erklärte der 66-Jährige, der vor zwei Jahren nach seinem Titelgewinn mit der SSC Neapel mit hohen Erwartungen angetreten war, sie aber nicht erfüllen konnte. „Das ärgert mich: Angesichts der Beziehung, die wir haben, hatte ich absolut nicht die Absicht aufzugeben. Vor allem, wenn die Dinge nicht gut laufen, hätte ich lieber weitergemacht und meine Arbeit erledigt“, sagte Spalletti weiter.
Verbandschef Gabriele Gravina, der trotz harscher Kritik nach dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus bei der EM in Deutschland gegen die Schweiz an ihm festgehalten hatte, steht unter enormem Druck: Weil Norwegen in der Gruppe I bereits neun Punkte vorne liegt, droht der Weg in die Playoffs um das WM-Ticket – und womöglich die dritte Weltmeisterschaft in Folge als Zuschauer.
Dennoch kam Spallettis Ankündigung überraschend, denn am Vormittag hatte Gravina den Coach noch verteidigt. Er sei „ein außergewöhnlicher Mensch, eine edle Seele, die versucht, ein außergewöhnliches Projekt voranzubringen“, sagte der Verbandsboss über seinen Trainer: „Die Angriffe, denen er ausgesetzt ist, sind nicht gerechtfertigt.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte er aber, wie Spalletti später berichtete, bereits über die Trennung entschieden.