Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat ihr erstes Testspiel vor der Weltmeisterschaft gewonnen. Die DHB-Auswahl besiegte Brasilien am Donnerstagabend in Flensburg mit 32:25 (13:13). Für den Erfolg bedurfte es allerdings nach verpennter Anfangsphase einer deutlichen Leistungssteigerung.
In einer Begegnung, in der Bundestrainer Alfred Gislason ordentlich durchwechselte und vielen Spielern Einsatzzeit gab, fehlte den Deutschen über weite Strecken der Partie der Rhythmus.
Auffällig: Der „erste Anzug“ – das Stammpersonal des Olympia-Turniers im vergangenen Sommer um den gebürtigen Flensburger Juri Knorr und den Hannoveraner Renars Uscins – aber scheint kurz vor der WM schon wieder ganz gut zu sitzen. Dahinter fehlte es in der Campus-Halle teilweise noch an Dynamik, Absprachen und Abläufen, was nach erst zwei Einheiten mit der kompletten Mannschaft im Trainingslager in Hamburg allerdings nur bedingt verwunderlich ist.
Vielleicht ein gutes Omen: Vor einem Jahr gelang im ersten Vorbereitungsspiel des Jahres auf die Europameisterschaft ebenfalls in Flensburg ein Sieg – damals ein 34:33 gegen Portugal.
Schwacher Start der DHB-Auswahl
„Ob wir weiter Spaß haben, hängt natürlich davon ab, welche Ergebnisse wir einfahren und wie wir spielen“, hatte Gislason vor der Partie gesagt. Zu Beginn der Begegnung in Flensburg hielt sich der Spaß aus Sicht seines Teams – selbstverschuldet – allerdings arg in Grenzen. Die DHB-Auswahl agierte im Angriff fahrig und in der Defensive nicht griffig genug. Es mangelte an Bewegung und Absprachen.
Die Folge: ein Drei-Tore-Rückstand nach 13 Minuten (3:6). Gislason nahm eine Auszeit und die zeigte direkt Wirkung mit zwei schnellen Treffern durch Marco Grgic und Lukas Stutzke (5:6, 14.). Auch die Abwehr wurde aggressiver und in der 17. Minute hatte auch Torhüter David Späth seine erste Parade. Der Keeper der Rhein-Neckar Löwen stand für Andreas Wolff vom THW Kiel im Tor, der am Vormittag Vater geworden war und zwar auf der Bank saß, aber nicht auf der Platte stand.
Der „Olympia-Anzug“ sitzt besser
Gislason wechselte munter durch und brachte nach und nach mehr „Stammpersonal“ des Olympia-Turniers im vergangenen Sommer in Frankreich. Und: Dieser „Anzug“ saß deutlich besser. Der gebürtige Flensburger Juri Knorr drehte kurz vor dem Kreis der Brasilianer eine traumhafte Pirouette und legte für den Hannoveraner Renars Uscins auf, der von eiskalt zum 9:9 vollstreckte (23.).
Auch das Spiel an den Kreis funktionierte nun deutlich häufiger. In einer Co-Produktion zweier TSV-Spieler legte Uscins für Justus Fischer auf, der den Ball im Fallen gefühlvoll zum 10:10 ins Tor legte (25.). Da sich die Brasilianer vom zielstrebigeren Spiel der deutschen Equipe aber nicht über Gebühr beeindruckt zeigten, ging es mit einem Unentschieden in die Pause (13:13). Immerhin: Uscins gebührte mit einem schönen Tor in den Winkel der inoffzielle Titel des „Treffers der ersten Hälfte“. Ein hammerharter Halbzeit-Knaller (30.).
Immer wieder Uscins
Zu Beginn des zweiten Abschnitts schlichen sich dann zunächst wieder einige Fehler und Ungenauigkeiten in das Spiel des Gislason-Teams ein. Dennoch blitzte die Brillanz, die das Team im vergangenen Jahr auf dem Weg zu Olympia-Silber immer weider gezeigt hatte, zumindest in einzelnen Momenten immer wieder auf: Uscins spielte Kapitän Johannes Golla mit einem herrlichen No-Look-Pass am Kreis frei, der Flensburger traf zur ersten Zwei-Tore-Führung Deutschlands (18:16, 39.).
Mit zunehmender Spieldauer setzte sich die deutsche Mannschaft immer weiter ab. Das auch, weil die Brasilianer nach einer Verletzung ihres Spielmachers Bryan Monte (40.) – er war umgeknickt – über mehrere Minuten geschockt wirkten und nicht mehr recht zu ihrem Spiel fanden.
Deutschland macht es deutlich
Der Hannoveraner Joel Birlehm kam für Späth ins Tor und nahm den Südamerikanern gleich mehrere Würfe weg. Und vorne hatten sich die Deutschen immer mehr „freigespielt“ – körperlich, aber auch mental. Magdeburgs Linksaußen Lukas Mertens erzielte die erste Fünf-Tore-Führung der DHB-Auswahl (24:19, 47.), der Berliner Nils Lichtlein den 30. deutschen Treffer (30:23, 56.).
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Sport aktuell | 09.01.2025 | 20:17 Uhr