Nach Dopingfall im Bob: Friedrich verliert Gesamtweltcup an Rivalen Lochner – Sport

Der Positivtest war bekannt, ebenso die Länge der Sperre von Simon Wulff, dem Anschieber im Bob-Team von Francesco Friedrich. Nun hat der Bob- und Skeleton-Weltverband IBSF auch alle Rechtsprüfungen und Rechenaufgaben erledigt und dem viermaligen Olympiasieger Francesco Friedrich den Gewinn des Gesamtweltcups des Winters 2024/25 im Zweierbob aberkannt.

Alle individuellen Wettkampfergebnisse von Wulff nach dem Testbefund sind gestrichen. Außerdem wurde das Team Friedrich/Wulff beim Bob-Weltcup in Altenberg am 7. Dezember 2024, bei dem Wulffs Probe genommen wurde, automatisch disqualifiziert. „Es erfolgte daraufhin die Korrektur der Ergebnislisten sowie die Neuberechnung des Gesamtrankings und der Preisgelder, sowie Kommunikation mit den entsprechenden Verbänden zu den Konsequenzen dieser Entscheidungen“, teilt der IBSF auf Anfrage mit. Somit schlittert Rekordweltmeister Friedrich nach Punkten auf Platz drei des Klassements zurück. Der Gesamtweltcup geht nachträglich an seinen Konkurrenten Johannes Lochner.

Dauersieger Friedrich bleiben sechs Titel im Zweier-Gesamtweltcup

Es ist die jüngste Episode in der jahrelangen Eiskanal-Rivalität zwischen dem 35-jährigen Piloten vom BSC Sachsen Oberbärenburg und seinem gleichaltrigen Weltklassekollegen aus Berchtesgaden. Aber weil die Trophäe, die Kristallkugel, gewissermaßen im Land bleibt, sieht Thomas Schwab, der Generalsekretär und Sportdirektor des Deutschen Bob- und Schlittenverbands (BSD), die Neuvergabe eher unaufgeregt. „Wir haben die tolle Situation, dass sie von einem Sportler des Verbands zum anderen Sportler geht“, sagt Schwab. Für Lochner ist es der zweite Titel im Zweier-Gesamtweltcup. Dauersieger Friedrich bleiben sechs.

Friedrich hatte mit Wulff als Anschieber, einem ehemaligen Leichtathleten, erst seit kurzer Zeit zusammengearbeitet. Der 24-Jährige war vor dem Disziplinwechsel die 100 Meter in 10,06 Sekunden gesprintet, die viertschnellste je gemessene Zeit eines deutschen Läufers. Gleich zum Auftakt der Bob-Saison gewann der Zweier Friedrich/Wulff die Weltcups in Altenberg und Sigulda. Dann wurde Wulffs positive Dopingprobe publik.

Die International Testing Agency (ITA) fand Spuren der Substanz Methylhexanamin. Diese ist im Training erlaubt, im Wettkampf aber verboten. Eine wissentliche Einnahme hat Wulff stets bestritten. Er wurde nach seinem positiven Befund vom Dezember 2024 rückwirkend für 21 Monate bis September 2026 gesperrt – also auch für die Olympischen Winterspiele im Februar in Cortina.

Wann und in welchem Rahmen nun besagte Kristallkugel von Friedrich zu Lochner übergeht, ist bislang nicht entschieden. Der Weltverband teilt mit, dass er mit den Nationalverbänden in Kontakt steht, das britische Team von Brad Hall rückt auf Platz zwei. Thomas Schwab vom BSD glaubt, dass der neue Gesamtweltcupsieger Johannes Lochner wohl auf übertriebenen offiziellen Aufwand verzichten wird: „Die machen das eher unter sich aus.“