Müller verliert gegen Messi: „Wir haben es hergeschenkt“

Im Playoff-Finale gegen Inter Miami, dem vom argentinischen Jahrhundertfußballer Lionel Messi angeführten Glamour-Team, hätte die Mannschaft der Vancouver Whitecaps eine glückliche Fügung gebraucht. Doch das Team, das spätestens seit der Ankunft von Thomas Müller jeden der 29 Gegner in der nordamerikanischen Fußballliga schlagen kann und auch über weite Teile der Begegnung überlegen wirkte, schlug sich in den entscheidenden Momenten selbst. Oder in den Worten Müllers: „Wir haben es hergeschenkt.”

Vor zwei Wochen noch überstanden die Whitecaps im Viertelfinale der Playoffs gegen Los Angeles FC mit zehn Mann die reguläre Spielzeit. Dort retteten sich mit sehr viel Glück und nur noch neun ausgelaugten Einsatzkräften ins Elfmeterschießen. Am Ende kamen sie dennoch auf diese strapaziöse Weise eine Runde weiter.

Doch alles Glück ist endlich. Im Finale verloren die Whitecaps gegen Miami 1:3. Die Niederlage begann mit einem Eigentor in der achten Minute von Edier Ocampos und wurde in der zweiten Hälfte noch deutlicher, als Vancouvers flinker Rechtsaußen Emmanuel Sabbi von der Strafraumgrenze abzog. Der Ball traf erst den rechten Pfosten, prallte von dort gegen den linken und wurde, als Sabbi nachsetzte, ein drittes Mal vom Torpfosten gestoppt. „Das war sehr glücklich für uns”, gab Miamis Trainer Javier Mascherano nach dem Schlusspfiff zu.

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Seine Truppe mochte unter anderem wegen Messis technischem Format und dessen immer wieder aufblitzenden, traumhaftem Passspiels stellenweise gut ausgesehen haben. Aber das war nur die halbe Geschichte, wie der argentinische Trainer zugab, der 2014 bei der WM in Brasilien im Finale gegen Deutschland dabei gewesen war. Er betreut in Miami zum ersten Mal ein Profiteam. „Aber Glück braucht man, um Meister zu werden.”

Erster Titel in der Messi-Ära

Vancouver hatte seines aufgebraucht: „Es hätte auch anders ausgehen können”, sagte Whitecaps-Trainer Jesper Sørensen: „Wir haben bei anderen Gelegenheiten Glück gehabt. Leider war das nicht der Fall. Das ist Fußball.“ Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Ali Ahmed (60. Minute) trafen Rodrigo de Paul (71.) und Tadeo Allende (90. +6) für Miami.

Trotzdem blickte Thomas Müller nach vorne: „Ich konzentriere meine Emotionen lieber auf die kommenden Monate, denn das, was hier passiert ist, tut weh.” Die Perspektive für ihn? „Wir sind noch nicht ganz oben angekommen”, sagte Müller. „Aber wir sind auf dem Weg dahin. Wir haben eine junge, sehr talentierte und hungrige Gruppe.” Spieler, die nicht nur ihre Fans respektieren, sondern alle Menschen in der Stadt. „Wir sind ein äußerst liebenswertes Team.”

Die Mannschaft aus Miami, die mit Abstand teuerste Major-League-Soccer-Mannschaft, löste wiederum im dritten Jahr der Messi-Ära jene Erwartungen ein, die sie seit 2023 begleiteten. Umso erleichterter wirkten die beiden Spanier Sergio Busquets und Jordi Alba, die am Samstag ihre Karriere beendeten. Die beiden und Messi, der noch ein paar Jahre in Florida weiterspielen will, hatten schon beim FC Barcelona die wichtigsten Nahtstellen im Spiel gebildet.

Auch das Gastspiel des Uruguayers Luis Suarez, den Mascherano vor einigen Wochen auf die Ersatzbank verbannt hatte, um Tempo ins Kombinationsspiel zu bringen, dürfte am Samstag zu Ende gegangen sein. Es sei denn, er ist bereit zu einer Gehaltskürzung – was unwahrscheinlich ist. Suarez verdiente zuletzt nur noch umgerechnet 1,2 Millionen Euro, im internationalen Rahmen nicht mehr als ein Taschengeld.

Probleme mit dem Stadion

Denn die Eigentümergemeinschaft von Inter Miami mit David Beckham und den milliardenschweren Partnern, dem Brüderpaar Jorge und Jose Mas, muss sparen. Der Gewinn des Titels untermauerte zwar den sportlichen Stellenwert des Projekts, das erst seit 2020 existiert. Aber der Aktivposten Messi, der vor Kurzem für rund 20 Millionen Euro pro Saison seinen Vertrag verlängerte, kostet weiterhin viel Geld, genauso wie der Umzug in ein eigenes Stadion im kommenden Jahr unweit des Flughafens von Miami. Wodurch man das Übergangsquartier in der Nachbarstadt Fort Lauderdale endlich hinter sich lassen kann. Die neue Arena hat ein Fassungsvermögen von 25.000 Zuschauern.

Währenddessen herrscht bei den Whitecaps aktuell beim Thema Stadion überraschenderweise noch Ungewissheit. Der alte Mietvertrag für den sogenannten BC Place, einer Mehrzweckhalle mit 50.000 Sitzplätzen, die der Provinzregierung von British Columbia gehört, ist ausgelaufen. In den Verhandlungen versucht das Team, wie Sportdirektor Axel Schuster vor dem Finale gegenüber deutschen Journalisten verriet, „eine Lösung zu finden, die marktgerecht ist“. Die alte Abmachung „setzt uns, obwohl wir Siebter in der Tabelle bei den Zuschauern sind, ans Ende bei den Einnahmen”.

Der Erfolg mit einer erstmaligen Finalteilnahme sowie die große Begeisterung, die im Laufe der Saison in der Stadt entfacht wurde, gibt dem Whitecaps-Management allerdings gute Karten im Tauziehen um profitablere Konditionen. Eine Ausgangslage, in der die Strahlkraft der neuen Identifikationsfigur Thomas Müller zum Zusatzfaktor geworden ist. Der bilanzierte nach der Niederlage die Stimmung mit den Worten: „Wir können stolz darauf sein, Teil dieses Entwicklungsprozesses gewesen zu sein. Selbst in diesem traurigen Moment, nachdem wir leider verloren haben.”