Modestrecke mit Model Cosima Fritz in Paris





5. Juli 2025 · Ihre Modelkarriere begann mit einem Sprung auf dem Trampolin in Berlin – und führte sie nach Paris auf die größten Laufstege. Heute pendelt Cosima Fritz zwischen Campus und Catwalk. Uns erzählt die Psychologiestudentin, warum sie erst mit 17 Jahren startete, wie ein Kirschbaum sie fürs Leben prägte – und wieso ein bisschen Selbsttäuschung manchmal das Beste ist fürs Gehirn.




Berlin und Paris – in diesen Städten nahm für Cosima Fritz alles seinen Anfang. Gleich mehrmals wurde sie als Jugendliche von Agenten entdeckt. Das erste Mal war sie 14 Jahre alt und sprang gerade in einem Berliner Park mit ihrem kleinen Bruder Trampolin. Das zweite Mal war etwa ein Jahr später in Paris, als sie dort mit ihrer Familie Urlaub machte. Inzwischen ist sie eines der erfolgreichsten deutschen Models. Dabei habe sie als Kind nie vom Modeln geträumt, sagt sie – es sollte irgendwie einfach sein.

Auch heute, zehn Jahre später, ist Cosima Fritz beiden Städten eng verbunden. In Berlin studiert die Vierundzwanzigjährige Psychologie im Master. In der französischen Modemetropole ist sie oft aus beruflichen Gründen – so wie auch am 1. Mai für das Cover-Shooting dieses Magazins. Erst einmal beginnt der Tag der Arbeit aber im Morgengrauen um fünf Uhr am Brandenburger Tor in Berlin, bevor es am Abend weiter nach Paris geht. Von Müdigkeit oder Stress ist beim Interview um halb neun nichts zu spüren. Cosima Fritz strahlt und wirkt gelassen. Wie kann das sein? Für ihre Arbeit sei sie oft so früh auf den Beinen, sagt sie. Außerdem sei das Shooting am Morgen wunderschön gewesen – sie schwärmt von den zwitschernden Vögeln, der aufgehenden Sonne, der frühlingshaften Stimmung.












Mit 24 Jahren ist sie inzwischen Modelprofi. Sie weiß, wer sie sein möchte. Das sei nicht immer so gewesen, sagt sie. Obwohl sie schon mit 14 entdeckt wurde, wartete sie – und begann erst mit 17 Jahren mit dem Modeln. Davor habe sie sich noch nicht bereit gefühlt. Ihrer Karriere schadete das nicht, ganz im Gegenteil: Sie gab ihr Laufstegdebüt, indem sie 2017 die Valentino-Show auf der Pariser Fashion Week eröffnete. Damals habe sie gar nicht richtig realisiert, was passierte, erzählt sie. Über die Modelwelt wusste sie noch nicht viel. Zwar hatte sie schon den Berliner Agenten Ingo Nolden an ihrer Seite – einfach war es trotzdem nicht immer. „Mit 17 ist man noch leicht beeinflussbar“, sagt sie, „und viele Leute haben eine Vorstellung, wie du dich entwickeln sollst, und erzählen dir, was nach ihrer Meinung richtig ist. Mit der Zeit wird man zum Glück immer sicherer – und das strahlt man auch aus. Dann hat keiner mehr das Gefühl, einem sagen zu müssen, wo es langgeht.“




Komplettlook von Jil Sander




Cosima Fritz wuchs in einem kleinen Ort in der Nähe von Stuttgart auf. Ihr Vater führt mit seinem Bruder ein Umwelttechnikunternehmen in der vierten Generation, ihre Mutter ist Künstlerin. Daher wurde sie gewissermaßen in einer Bastelstube groß, experimentierte schon früh mit Pinsel und Farbe. Auch das Gärtnern entdeckte sie in Kindheitstagen für sich. Mit acht hatte sie unter der Aufsicht ihrer Großmutter ein eigenes Beet, mit zehn Jahren träumte sie davon, eines Tages einen eigenen Acker zu betreiben. Stattdessen bekam sie erst einmal einen Kirschbaum geschenkt. Im ersten Jahr sei genau eine Kirsche daran gewachsen, erinnert sie sich. Die habe sie dann in fünf Stücke zerschnitten, um sie mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Oma zu teilen. Inzwischen trage der Baum jeden Sommer unzählige Früchte.

Kunst und Natur – bis heute sind das ihre größten Leidenschaften. In ihrer Wohnung im Prenzlauer Berg habe sie immer eine Staffelei stehen, um spontan malen zu können. Ihre derzeitige Reihe: Rosen in Ölfarbe. Zu ihren Lieblingsorten in Paris zählt das Musée de l’Orangerie mit den ovalen Monet-Räumen. Die großen Wasserlilien-Bilder seien jedes Mal aufs Neue ein Zauber. In der Vielfalt von Kunst und Kreativität, findet Cosima Fritz, treffen sich Berlin und Paris. Beide Städte seien sehr inspirierend – ganz unterschiedlich, auf ihre eigene Art und Weise. Besonders schön sei es, wenn man beides habe.




Jacke und Hose von Lutz Huelle




Cosima Fritz hat beides. Das Berliner Studentenleben vertrage sich ganz gut mit dem Modelleben – keine Anwesenheitspflicht! So oft es geht, versucht sie aber natürlich, an Ort und Stelle in der Humboldt-Universität zu sein. Und wenn das einmal nicht klappt, holt sie Versäumtes mit Sprachnotizen von Kommilitoninnen nach. In der Schulzeit sei das anders gewesen. Dafür, dass sie als Model arbeitete, habe man damals wenig Verständnis gehabt. Also hielt sie das Ganze so gut es eben ging geheim. Dabei sei es ihr immer wichtig gewesen, einen guten Abschluss zu schaffen. Sie habe auch einmal große Jobs abgesagt und mit Karteikarten im Backstagebereich fürs Abitur gelernt. Das zahlte sich aus: Das Gymnasium hat sie mit einem Notendurchschnitt von 1,0 abgeschlossen.

Heute ist das Doppelleben vorbei. Cosima Fritz schätzt es sehr, Studium und Modeln vereinbaren zu können. Durch ihre Arbeit könne sie die schönsten Orte der Welt sehen und viel erleben. Einer ihrer liebsten Modelmomente bislang: „Bei einer der Chanel-Schauen sind wir in der Morgensonne bei leichtem Nebel über einen Spiegel gelaufen. Das hat sich einfach magisch angefühlt.“ Überhaupt hat sie zu Chanel eine besondere persönliche Bindung. Das Logo der Marke, das Doppel-C, ist seit jeher das Zeichen von ihr und ihrem Bruder Camillo.




Jacke von Kasia Kucharska, Top und Hose von Gauchere, Schuhe von Jil Sander




Dem gegenüber steht mit dem Studium der kognitive Input – „etwas für den Kopf“, wie sie sagt. Zum Glück könne sie sich überall konzentrieren, ihre Unterlagen habe sie immer dabei, sodass sie auch unterwegs lernen könne. Ihr liebstes Feld in der Psychologie ist die Neurowissenschaft. Die hat auch nützliche Dinge für den Modelalltag parat: „Wenn du glaubst, dass du mehr geschlafen hast, als du tatsächlich geschlafen hast, dann bist du viel fitter!“

Das ist also das Geheimnis, um nach einer kurzen Nacht so ausgeglichen zu sein.


Was Cosima Fritz empfiehlt:

Restaurants
In Berlin: „Soho House“, „Borchardt“, „Ryotei 893″, „Café am Neuen See“, „KINK“, „Stoke“
In Paris: „Le Café Marly“, „Le Paris London“, „Hôtel Costes“, „L’Avenue“

Cafés
In Berlin: „La Maison“, „Haus am Waldsee“
In Paris: „Café Kitsuné“ (im Jardin des Tuileries oder Jardin du Palais Royal)

Kunst & Kultur
In Berlin: Gallery Weekend (Ende April/Anfang Mai), Neue Nationalgalerie, Gropius-Bau, Berlinische Galerie, Amtsalon, Galerie Kicken, Artes Berlin, Buchmann-Galerie, Buchholz-Galerie
In Paris: Fondation Louis Vuitton, Musée de l’Orangerie, Art Basel Paris (24. bis 26. Oktober 2025), Galerie Thaddaeus Ropac

Parks
In Berlin: Volkspark Friedrichshain, Tiergarten
In Paris: Jardin des Tuileries, Jardin du Palais Royal

Einkaufen
In Berlin: Boesner
In Paris: Astier de Villatte