
Für sie: Ruf nach Freiheit
Endlich mal Sommer in Deutschland! Zeit, endlich die Sommerkleider aus dem Schrank zu holen, die man sonst nie braucht. Während sie im Juni noch deplatziert wirken und es im Juli regnet, sind die leichten Baumwollfetzen im August genau das Richtige. Interessanterweise am schwierigsten: das kleine Weiße!
Ist zu wenig Sonnenbräune da, verleiht es einem sofort ein unangenehmes Nachthemdgefühl, das das Selbstbewusstsein auf null drehen kann. Bei zu viel Bräune und Schmuck sieht man hingegen schnell aus wie eine laute US-Amerikanerin auf dem Weg zur Destination Wedding auf Santorini. Schließlich wird der einfallsloseste aller Dresscodes, Weiß für mediterrane Polterabende, leider immer noch mit gutem Geschmack verwechselt.
Wie also das weiße Kleid ohne jegliches Poltergeist-Risiko tragen? So wie Königin Letizia von Spanien, hier zu sehen bei einem offiziellen Termin auf Mallorca. Ihre Version des spanischen Designers Tony Bonet ist aus Baumwolle, verziert mit ein bisschen Spitze, und ruft trotz der akkurat frisierten Haare nach Freiheit und Frische. So ein Stufenrockteil würde man normalerweise eher mit flachen Schuhen tragen, aber weil Letizia nun mal Spanierin ist, kombiniert sie ihr Kleid mit hohen Espadrilles. Das gibt dem Ganzen einen interessanten Vibe und ist eine willkommene Abwechslung zu den obligatorischen flachen Gladiator-Sandalen, die in der Stadt schon immer irgendwie komisch wirkten. Nur Clogs wären zum weißen Kleid cooler – und vielleicht ein Trenchcoat, wenn die Bräune noch da, der Sommer aber längst wieder weg ist.

Für ihn: Karibische Lässigkeit
Unter den einflussreichsten Sartorialisten im Internet, also den Verteidigern klassischer Schneiderkunst, ist König Felipe schon lange eine feste Bank. Der bourbonische Monarch vereint in sich eine Vorliebe für Maßarbeit – hier erkennbar an der bis auf den Nanometer perfekt abgelängten Hose –, einen hohen und schlanken Wuchs sowie eine gewisse charakterliche Blässe. Ein Mann wie eine Schneiderpuppe.
Beim royalen Sommerempfang in Palma gab Felipe nun erstmals einen Dresscode vor, der ein bislang diesseits des Atlantiks wenig bekanntes Kleidungsstück vorsah: die Guayabera. Sie kommt, historisch nicht ganz eindeutig belegt, vermutlich aus Kuba. Klar ist: Der Name leitet sich vom spanischen Wort für Guave ab, man trug sie also wohl ursprünglich zum Obstpflücken.
Diese Workwear-DNA trägt sie mit den standardmäßigen vier Taschen auf der Vorderseite noch immer in sich, ist allerdings in Lateinamerika längst ein Staple Piece für Hochzeiten und Empfänge aller Art. Ein mexikanischer Präsident trug sie sogar mal zu einem Termin mit Queen Elizabeth.
Man kann die Ankunft des karibischen Leinenhemds mitten im Hochsommer nur begrüßen. Es wird über der Hose getragen, was einen Sicherheitsabstand zum schwitzigen Oberkörper gewährleistet und etwaige Bauchansätze kaschiert. Die aufgesetzten Taschen und vertikalen Ziernähte lassen seinen Träger deutlich angezogener wirken als ein komplett unstrukturiertes Oberhemd.
Nur bei der Länge sollte man Vorsicht walten lassen: Bei einigen Gästen in Palma hing die Guayabera dann doch gefährlich weit über den Hintern, was vor allem in Kombination mit Slim-fit-Hosen – wie sie König Felipe selbstverständlich nie tragen würde – die Beine unangenehm verkürzt. Im Gesamtlook erinnert das dann eher an ein anderes Staple Piece des Hochsommers: Eis am Stiel.