Mode, Düfte und Tee: Trends zum Jahresanfang – Stil

Nicht ohne seine Jeans

Magnus Carlsen mag immer noch der beste Schachspieler der Welt sein, aber von den Feinheiten der Sizilianischen Verteidigung oder einem spektakulären Damenopfer war zuletzt eher wenig zu hören. Fast beschleicht einen das Gefühl: Seitdem er darauf verzichtet hat, seinen Weltmeistertitel zu verteidigen, ist dem 34 Jahre alten Norweger brachial langweilig. Seine vorrangigste Aufgabe scheint dieser Tage zu sein, den Weltschachverband FIDE zu brüskieren, mit dessen Statuten er schon seit Längerem unzufrieden ist. Gerade hat er sich mit seinem Kumpel Ian Nepomniachtchi darauf geeinigt, sich den Titel der Blitz-WM partnerschaftlich zu teilen – im Widerspruch zum Reglement.

Kurz zuvor hatte er bei der Rapid-WM einen Verweis in Höhe von 200 US-Dollar für das unzulässige Tragen von Jeans kassiert und war vorzeitig aus dem Turnier ausgestiegen (das er ohnehin nicht mehr hätte gewinnen können, was im Schlagzeilengewitter aber eine Randnotiz blieb). Offenbar verfolgt man auch in der Mode gelegentlich das Schachgeschehen, beim niederländischen Denim-Giganten G-Star hatten sie an der Stelle jedenfalls eine total ausgebuffte Idee: Wenn der Mann so gerne Jeans trägt, warum eigentlich nicht unsere? Und schon war das neue Testimonial in trockenen Tüchern! Im PR-Sprech klingt das jetzt so: „Magnus verkörpert starkes, unabhängiges Denken, ganz wie unsere Marke.“ Da kann man nur hoffen, dass sie den starken, unabhängigen Magnus allzeit bei Laune halten. Sein Abschiedsstatement beim Rapid las sich so: „Ich bin raus, f**kt euch.“

(Foto: Moleskine)

Das Jahr der Schlange

China bleibt für westliche Marken ein entscheidender Markt, und wie jedes Jahr dreht sich, kaum sind die hiesigen Festtage vorbei, alles um Chinese New Year. Am 25. Januar wird in vielen asiatischen Ländern opulent und, je nach Budget, sehr spendabel der Beginn des neuen Jahrs gefeiert, das diesmal im Zeichen der Schlange steht. Daran möchten alle mitverdienen, Burberry machte vorsorglich schon im Oktober die chinesische Schauspielerin Zhang Jingyi zur neuen Markenbotschafterin, Loewe und Prada lancieren kleine Kollektionen mit geschlängelten Motiven, es gibt thematisch passende Whiskys, Uhren, Lippenstifte. Und weil die Schlange nun mal ein nicht unbedingt sympathisches, aber optisch faszinierendes Tier ist, lässt sich von all dem auch profitieren, wenn man weder chinesischen noch sonstigen Horoskopen etwas abgewinnen kann. Der italienische Hersteller Moleskine hat dem Reptil eine Serie von schönen Notebooks und Taschenkalendern gewidmet, entweder in kühlem Türkis oder in Braun- und Rottönen – für alle, die vor lauter Verschenken, Umtauschen und Rücksenden bislang nicht dazu gekommen sind, an die 2025er-Agenda zu denken. Was immer es für ein Jahr wird, zumindest die Notizen sollten Stil haben.

(Foto: Peace in the wild)

Alles so schön friedlich hier

Dass Düfte nicht nur gut riechen, sondern auch tatsächlich etwas in uns bewirken können, ist keine ganz neue Erkenntnis. Aber wenn die Welt da draußen brachial aus den Fugen gerät, suchen viele Menschen wenigstens nach innerer Ruhe und greifen vermehrt zu Aroma- und Mood-Sprays. Ganz neu auf dem Markt ist Peace in the Wild aus München. Die Gründerin Kathrin Heller war früher in der Modebranche tätig, jetzt widmet sie sich lieber dem ganzheitlichen Luxus und entwickelt hochwertige, natürliche Raumdüfte und ätherische Öle, die eine wohltuende Wirkung auf Körper und Geist haben sollen. „Breathe“ zum Beispiel mit Menthol-krautigem Ravintsara und Eukalyptus klärt die Luft und erfrischt die Sinne. Die zarten Blütennoten in „Sleep“ beruhigen und entspannen, um sanft beim Einschlafen zu unterstützen. Für die visuell geprägten Menschen unter uns: Die Fotografin Martina Borsche hat in ihrer Serie „How to smell in Pictures“ jeden Duft in sinnliche Natur- und Landschaftsaufnahmen übersetzt, bei deren Anblick man sofort abzutauchen beginnt (um 60 Euro, peace-in-the-wild.com).

(Foto: paperandtea)

Teestunde

Weihnachten ist bekanntlich durch, der Winter aber noch nicht ganz. Deswegen kann man sich ruhig noch ein paar besinnliche Momente gönnen, auch wenn man Glühwein und Plätzchen nach den Feiertagen eigentlich ein bisschen über hat. Das gilt aber nicht für das Paket von exklusiven Winter-Tees, die vom feinen Berliner Genusslabel Paper & Tea als Set, aber auch einzeln angeboten werden. Das Set enthält drei raffinierte, hauseigene Teemischungen, die alle auf ihre Weise gut in den Januar und Februar passen – eine Weißtee-Mischung mit Apfel, einen Früchtetee mit Gewürzen und Orange und mit der „Winter Light“-Mischung auch einen klassischen Schwarztee mit Anklängen von Kakao und anderen wärmenden Zutaten. Als Set ist das ein gutes Geschenk für alle, die ein bisschen Durchhaltehilfe für die nächsten sechs Wochen brauchen, einzeln sind die Tees vielleicht eine empfehlenswerte Selfcare-Maßnahme fürs Büro oder Home-Office – denn mit einem neuen Duft aus der Teekanne fängt das Jahr schließlich gleich viel besser an.

(Foto: Steidl-Verlag)

Karl der Große

Im Steidl-Verlag erschien vor drei Wochen die Übersetzung von „Paradise Now“, der großen Karl-Lagerfeld-Biografie des US-Journalisten William Middleton. Das gewichtige Buch ist nicht nur für Lagerfeld-Fans und Modemenschen eine unterhaltsame Lektüre, sondern lässt sich auch gut als Exkursionsbericht aus der elitären Welt der Haute Couture und „Who’s who“ ihrer maßgeblichen Akteure lesen. Middleton war oft an der Seite von Lagerfeld unterwegs, hat für das Buch noch mal viele der engen Freunde und Begleiter des Meisters gesprochen und einen wahren Schatz an Anekdoten und Details zusammengetragen – auch aus dem Privatleben, mit dem Lagerfeld stets sehr diskret umgegangen ist. Garniert mit über 100 Fotos und vielen amüsanten Bonmots und Situationsschilderungen, in denen der größte Modedesigner mit seiner berühmt-berüchtigten Mischung aus Schlagfertigkeit, Humor und Strenge brillierte, ergibt diese Biografie ein sehr schönes und üppiges Gemälde eines außergewöhnlichen Lebens – das vielleicht auch dem kritischen Blick des Karl Lagerfeld standgehalten hätte.