Missbrauchsprozess: Gérard Depardieu muss sich vor Gericht verantworten

Der Missbrauchsprozess gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu hat begonnen. Der 76-Jährige muss sich wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe auf zwei 34- und 54-jährige Frauen bei Dreharbeiten im Jahr 2021 verantworten. Depardieu war im Pariser Gerichtssaal anwesend. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem Schauspieler laut Pariser Staatsanwaltschaft Strafen,
die bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug und zusätzlich 75.000 Euro
Geldstrafe reichen.   

Der Anwalt Depardieus Jérémie Assous sagte, dass alle Anschuldigungen „gelogen“ seien. Er kritisierte, dass die Ermittlungen nicht gründlich geführt worden seien, und beantragte wegen Formfehlern eine Annullierung des Prozesses. Dem gab das Gericht zunächst nicht statt. Depardieus Anwalt brachte dann kurzfristig rund 300 Seiten Akten vor, die gesichtet werden sollten. Die Nebenklage warf ihm vor, den Prozess verzögern zu wollen.

Eine der Klägerinnen, eine Szenenbildnerin, wirft dem Schauspieler vor, sie an dem Drehort, einer Pariser Wohnung, in einem Korridor an sich gezogen zu haben. Dabei soll er sie mit seinen Beinen fixiert und sie über der Kleidung an Brust, Gesäß und Intimbereich berührt haben – begleitet von obszönen Bemerkungen. Im Februar 2024 erstattete sie Anzeige wegen sexueller Übergriffe, Belästigung und sexistischer Beleidigungen.

Depardieu bestreitet die Vorwürfe

Die zweite Klägerin, eine Regieassistentin, wirft dem Schauspieler vor, sie am Filmset sexuell belästigt zu haben. Bereits zuvor soll er ihr auf der Straße nachgestellt haben. Sie zeigte ihn im März 2024 an.

Depardieu bestreitet die Vorwürfe. „Mein Mandant will seine Wahrheit sagen. Er ist Opfer lügenhafter
Beschuldigungen“, sagte sein Anwalt Jérémie Assous kurz vor Betreten des
Gerichtssaals.

Zu den im Prozess geladenen Zeuginnen zählt die Schauspielerin Fanny Ardant, die als Unterstützerin Depardieus gilt. Unter den Zuschauerinnen im Gerichtssaal war auch die Schauspielerin Charlotte Arnould, die Depardieu
bereits im Jahr 2018 wegen Vergewaltigung angezeigt hatte. Eine Entscheidung
darüber, ob es in diesem Fall zu einem Prozess kommt, steht noch aus.

Vorwürfe weiterer Frauen gegen Depardieu

Der aktuelle Prozess ist das erste
Missbrauchsverfahren gegen den Schauspieler. Insgesamt haben etwa 20
Frauen öffentlich Missbrauchsvorwürfe gegen Depardieu erhoben.

Im Oktober war der Prozessauftakt wegen gesundheitlicher Probleme Depardieus
verschoben
worden. Nach Angaben seines Anwalts ist der 76-Jährige
prozessfähig, die Verhandlung soll jedoch nicht länger als sechs Stunden
dauern. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten kurz vor Prozessbeginn
etwa hundert Frauen. „Nein zur Kultur der Gewalt“ und „Wir glauben
euch“ war auf Transparenten zu lesen.