
Die Zahl registrierter Straftaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr Medienberichten zufolge um 1,7 Prozent leicht gesunken auf 5,837 Millionen. Das berichten „Spiegel“ und „Welt am Sonntag“ und berufen sich auf die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2024, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch (2.4.) in Berlin vorstellen will. Die Aufklärungsquote lag bei 58,0 Prozent (2023: 58,4 Prozent).
Die Zahl der erfassten Gewalttaten ist den Berichten zufolge erneut gestiegen ‒ um 1,5 Prozent auf 217.277 Fälle, wie die „Welt am Sonntag“ schreibt. Das sei ein neuer Höchststand seit 2010, berichtet auch „Der Spiegel“.
Ein starkes Plus um 9,3 Prozent gab es laut PKS beim Delikt „Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall einschließlich Todesfolge“ mit 13.320 Fällen.
Anstieg bei minderjährigen und nicht-deutschen Tatverdächtigen
Auch die gefährliche und schwere Körperverletzung nahm den Angaben nach um 2,4 Prozent auf 158.177 Fälle zu. Die Steigerungen bei der Gewaltkriminalität führt die PKS auf mehr „nicht-deutsche“ Tatverdächtige (85.012; plus 7,5 Prozent) sowie mehr Kinder (13.755; plus 11,3 Prozent) und mehr Jugendliche (31.383; plus 3,8 Prozent) als Täter zurück.
Ein Grund für mehr Taten von Minderjährigen könnte laut Kriminalstatistik der Anstieg psychischer Belastungen sein, der es mit „anderen ungünstigen Faktoren“ wahrscheinlicher mache, dass jemand Täter werde, heißt es laut „Spiegel“ in der PKS.
Die höhere Ausländerkriminalität sei teilweise damit zu erklären, dass der Anteil von Ausländern an der Bevölkerung 2024 weiter gestiegen sei. Zudem seien Flüchtlinge oft von Gewalterfahrungen und psychischen Belastungen betroffen. Diese „Risikofaktoren“ erhöhten die Wahrscheinlichkeit, Straftaten zu begehen.
Zehntausende Messerangriffe ‒ Anstieg nicht richtig bezifferbar
Bei der Gewaltkriminalität weist die Statistik 15.741 Messerangriffe aus. Insgesamt waren es 29.014 Straftaten (meist Bedrohung) mit einem Messer. Gezählt werden angedrohte und ausgeführte Angriffe.
Weil die Daten bis einschließlich 2023 laut PKS nur „eingeschränkt valide“ waren, lässt sich ein Anstieg über die Jahre nicht genau beziffern. Die Zahlen kletterten jetzt vor allem in Bayern (plus 110 Prozent), Nordrhein-Westfalen (plus 20,6 Prozent) und Brandenburg (plus 16,6 Prozent).
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der „Welt am Sonntag“: „Was an anderer Stelle nicht klappt, Erziehung, Schule, Integration, landet am Ende bei der Polizei. Heißt auch, die Statistik spuckt aus, wie es um unsere Gesellschaft – um uns – steht.“
Etwa ein Drittel aller Straftaten entfällt auf Diebstahlsdelikte (1,94 Millionen; minus 1,6 Prozent). Wohnungseinbruchdiebstahl nahm um 0,8 Prozent auf 78.436 Fälle zu. Starke Zuwächse registrierten Hessen (plus 12,7 Prozent), NRW (plus 5,2 Prozent), Bayern (plus 4,9 Prozent) und Berlin (plus 2,5 Prozent).
Die Kriminalität hatte 2022 nach Jahren des Rückgangs bundesweit wieder zugenommen. Damals war jedoch ein Teil des Anstiegs auf den Wegfall der Corona-Maßnahmen zurückzuführen. Durch die staatlichen Beschränkungen hatte es 2020 und 2021 weniger Tatgelegenheiten gegeben ‒ etwa weil Geschäfte geschlossen waren und sich weniger Menschen begegneten.