
Mit dem Bundesheer ist nicht zu spaßen. Das weiß nun auch der Fußballer Marlon Mustapha. Am 8. Jänner 2024 hätte der Wiener zum Grundwehrdienst in der Maria-Theresien-Kaserne am Fasangarten Schönbrunn einrücken müssen. Doch Mustapha tauchte nicht auf. Wenige Monate zuvor hatte er einen lukrativen Vertrag beim italienischen Zweitligisten Como 1907 unterschrieben. Nun fürchtete er um seine Karriere, um das viele Geld. Und eine Klage seines Vereins wegen Vertragsbruchs.
Mustapha, 23 Jahre alt, Hoodie, Basecap, freundliches Gesicht, wirkt aufgeräumt und höflich. Aber wenn er über die Zeit nach seiner Einberufung spricht, als die Militärpolizei nach ihm fahndete, redet er seltsam hastig. Man werde ihn schon noch überzeugen einzurücken, sobald er österreichisches Staatsgebiet betritt, erklärte ein Heeressprecher im Februar 2024 dem Standard. Und: „Im schlimmsten Fall wird er festgenommen.“ Also spielte Mustapha weiter Fußball – aber vermied es, nach Österreich zu reisen. „Ich konnte meine Familie nicht besuchen, obwohl meine Oma schwerkrank ist“, sagt er heute. „Ich dachte, vielleicht sehe ich sie nie wieder.“