München – Der Besucher greift nach einem Häppchen und stellt erschrocken fest: Das geröstete Brot ist mit multikulturellem Hummus bestrichen und womöglich vegan. An der Bar gibt es ein nicht in dieser Stadt gebrautes und vor allem in Bioläden verkauftes Bier und Hipster-Limos. Was ist los mit der guten alten Leberkäs-CSU, wie wir sie kennen?
Stadtrats-Fraktionschef Manuel Pretzl und die Kultursprecherin Beatrix Burkhardt hatten zu einem kulturpolitischen „Schwarzen Abend“ in das Kunstlabor 2 an der Dachauer Straße geladen – eine typische Zwischennutzung mit Ateliers und Ausstellungen. Die neudeutsch als „Keynote“ titulierte Ansprache des bayerischen Kunstministers Markus Blume führte exemplarisch vor, was schon nach Kabinettssitzung im Juni deutlich wurde: Markus Söder mag die Grünen zwar zum Hauptgegner ernannt haben. Nirgendwo aber sind sich CSU, Grüne und SPD in einer Großstadt näher als in der Kulturpolitik.
Kultur als Brandmauer
Blumes Rede erinnerte in vielem an die Ausführungen des Oberbürgermeisters Dieter Reiter und des Kulturreferenten Anton Biebl beim städtischen Kulturempfang im Juli. Oder an die Pläne des vor allem aus Gründen der grünroten Koalitionsarithmetik neu gewählten Kulturreferenten Florian Roth. Alle reden von Niederschwelligkeit und einer diverser werdenden Stadtgesellschaft. Eine Spur gedämpfter und weniger sozialpädagogisch grundiert, aber in der Sache unmissverständlich versteht auch Blume Kulturpolitik als Brandmauer gegen Extremismen.
Die bayerische AfD darf sich durchaus mitgemeint fühlen, wenn der Kunstminister die Bedeutung des Kampfs gegen jeden Antisemitismus betont und auf das pro-palästinensische Protestcamp an der Uni hinweist, das mit Mitteln des Rechtsstaats leider nicht zu beseitigen sei. Unter dem Eindruck eines New-York-Besuchs konzentrierte sich der Kunstminister und Landtagsabgeordnete für München-Ramersdorf auf drei zentrale Punkte: mehr Sichtbarkeit, mehr Metropole, mehr bürgerschaftliches Mäzenatentum. Darüber hinaus betonte er, dass es keine Kürzungen bei der Kultur in schwierigen Zeiten geben dürfe, was ein Minister allerdings leichter sagen kann als ein Kommunalpolitiker, dem das Haushaltsrecht hier Fesseln anlegt.
Die Museen sichtbarer machen
Blume möchte mit einer Museumsoffensive die Schätze staatlicher Sammlungen sichtbarer machen. Obwohl der Kulturtourismus wachse, stagnierten seit Jahren die Besucherzahlen. Hier müsse besser kommuniziert werden – was sich mit roten und grünen Forderungen nach einem niederschwelligen Zugang deckt.
Unter dem Motto „Mehr Metropole, weniger Millionendorf“ plädierte Blume für eine mutigere Architektur. München müsse zwar nicht Manhatten werden. Aber etwas innovationsfreudiger dürfe das Bauen schon sein. Auch darüber gibt es einen breiten Konsens, bevor über Details gestritten wird und der CSU-Hochhausfresser Robert Brannekämper nicht in die Debatte eingreift.
Um keine Gefühle im Rest von Bayern zu verletzen, habe man ihm abgeraten, in Summen davon zu sprechen, wieviel von der freistaatlichen Kulturmilliarde nach München fließe, sagte Blume. Trotzdem sei es wichtig, angesichts knapper werdender Mittel den Willen von Mäzenen zu unterstützen, kostspielige Projekte finanziell mitzutragen. Das sei zwar nicht neu – Blume erinnerte an die Verdienste der „Freunde des Nationaltheaters“ in der Nachkriegszeit -, brauche aber mehr Ermutigung. Dafür soll mit Hilfe einer Stiftung ein organisatorischer Rahmen geschaffen werden.
Lob für Clemens Baumgärtner und die Kreativwirtschaft
Seine drei zentralen Punkte verpackte Blume in viel Lob für den Charme von improvisierten Zwischennutzungen wie dem gastgebenden Kunstlabor 2. Es fördere die Kreativität, wenn nicht alles den Normen des staatlichen Bauamts entspreche. Die sanierungsreifen staatlichen Kultureinrichtungen streifte Blume nur am Rand. Wichtiger war ihm (moralische) Unterstützung der Freien Szene und der in der Corona-Phase teilweise stark gebeutelten Kreativwirtschaft.
Lob von Blume gab es auch für den Konzertsommer mit den Auftritten von Adele und Coldplay, die der OB-Kandidat Clemens Baumgärtner als Wirtschaftsreferent maßgeblich unterstützt hat. Baumgärtner kam erst nach den Reden und hielt sich eher im Hintergrund, weil er nicht ganz so ideal zu den veganen Häppchen und dem Bio-Bier passt. Aber ein paar Stunden parteiübergreifender Kultur-Konsens sind in bewegten Zeiten auch etwas Schönes. Und morgen kann man mit der CSU dann ja wieder über Parkplätze und Radwege streiten.
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