
Das Wichtigste kommt erst noch. In einer Saison, die bislang mehr Höhen als Tiefen kannte, haben auch für Eintracht Frankfurt die Wochen der Wahrheit begonnen. Bis Mitte Mai bleibt in diesem Fußball-Frühling Zeit, zu zeigen, dass die talentierte Mannschaft bereit ist, die sich ihr bietenden Chancen zu nutzen. Sowohl in der Liga wie im Europapokal bestehen einige große Gewinnchancen. Und der Ausgang des Duells mit dem VfB Stuttgart, der sich zuletzt ja bereits im Kreise der Champions-League-Elite tummeln durfte, mehrte die Zuversicht bei den Hessen.
Am Samstagabend setzte sich das Team von Trainer Dino Toppmöller 1:0 durch. Zumindest für 24 Stunden rückte es damit auf den dritten Rang vor. Die bis dahin wegen der besseren Tordifferenz unmittelbar vor ihnen platzierten Mainzer greifen an diesem Sonntag (17.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga) zum Abschluss des 27. Bundesliga Spieltags in Dortmund noch ins Geschehen ein. Die Schwaben gingen dagegen zum sechsten Mal hintereinander ohne Erfolg vom Feld und stecken weiterhin im Niemandsland der Tabelle fest.
Götze: „Alles hat gut zusammengepasst“
Das am Nachmittag unmittelbar vorangegangene Gladbacher 1:0 gegen Leipzig erhöhte den Druck auf die Eintracht, weil dadurch noch ein Mitbewerber aussichtsreich in den immer enger werdenden Wettstreit um die internationalen Startplätze vorgerückt war. In Toppmöllers Konzeption, wie sie vorankommen wollten, nahm Mario Götze offensiv eine Schlüsselrolle ein. Hinter Hugo Ekitiké, der als Sturmspitze vorgesehen war, sollte der frühere Nationalspieler die gestaltende Aufgabe als Angriffsinitiator und Vorlagengeber für die Außenstürmer Jean-Mattéo Bahoya (links) und Ansgar Knauff übernehmen.
Später glänzte der 32 Jahre alte Routinier dann aber zudem nicht zuletzt in eigener Sache: als Torschütze. Götze sprach von einem „wichtigen Sieg“, der das verdiente Resultat für das Bemühen der Eintracht in einem „schwierigen“ Spiel darstelle. „Alles hat gut zusammengepasst“, bilanzierte er den Frankfurter Auftritt. Durch die drei erarbeiteten Punkte verbesserten sich die Perspektiven im „intensiven“ Saisonendspurt, der ihnen nun bevorstehe, wie Götze sagte.
Früher Rückschlag für die Eintracht
Schon nach 25 Minuten war die ursprüngliche Idee des Eintracht-Trainers Makulatur, da Knauff mit einer Knieverletzung Nnamdi Collins Platz machen musste. Wie die Idee mit Götze als handlungsschneller Kreativkraft aussehen sollte, zeigte sich dennoch kurz danach, als er mit seinem Pass in den Lauf einen idealtypischen Konter über Ekitiké und Tuta initiierte, dem jedoch die krönende Vollendung fehlte. Ansonsten waren es die Stuttgarter, die sich anfangs gezielter nach vorne kombinierten. Bereits nach 95 Sekunden bot sich Jamie Leweling, der nach einer Flanke von Chris Führich volley abzog, eine gute Chance, die aber SGE-Schlussmann Kaua Santos mit einem Reflex vereitelte.
Auch bei einem Schuss von Enzo Millot, der rechts am Pfosten vorbei ging, fehlten den Stuttgarter nur Zentimeter zum Glück (7. Minute).
Bei den Frankfurtern waren es dagegen anfangs vor allem die Fans, die mit Pyrotechnik für die Knalleffekte sorgten, während Toppmöllers Truppe auf dem Rasen oft einen Schritt zu spät kam und dadurch viele Zweikämpfe verlor. Eine erste gefährliche Annährung an das Tor der Stuttgarter gelang Knauff, der sich aber für einen Haken zu viel um den heraus geeilten Keeper Alexander Nübel entschloss, so dass Maximilian Mittelstädt noch per Grätsche grätschend rettend einschreiten konnte (18.).

Nach einem Eckstoß verhinderte dann eine Ko-Produktion von Julian Chabot und Finn Jeltsch, dass Tutas Kopfball die Linie überquerte (19.). Bei einem weiteren Versuch des Brasilianers kurz vor dem Pausenpfiff fehlte ebenfalls nichts viel. Grundsätzlich blieb der VfB aber auch ohne Nick Woltemade, der nach seiner Goalgetter-Gala unter der Woche mit der U21 zunächst auf der Bank Platz nahm, das aktivere und intensiv pressende Team, dessen Ballbesitzquote bis zum Pausenpfiff 60 Prozent betrug. Das sollte sich jedoch nach Wiederanpfiff spürbar ändern.
Frankfurt übernimmt das Kommando
Aus einer verunglückten Rettungsaktion von Nübel wäre beinahe direkt der Frankfurter Führungstreffer entstanden. Collins entschied sich für einen Abschluss aus der Distanz und übersah dabei, dass Ekitiké freistehend besser postiert war (50.). Bei der nächsten Unsicherheit von Nübel, der die Kugel zu lax in Richtung seiner Verteidiger schob, war es Götze, der die unverhofft entstandene Möglichkeit ausließ (52.).
Ekitiké traf anschließend den Pfosten und den Nachschuss hob Götze über die Latte (56.), ehe sich die Konstellation für den VfB einschneidend änderte: Ameen Al-Dakhil sah nach einem Foul, mit der er den zu enteilen drohenden Ekitiké im Ringer-Stil zu Boden brachte, von Schiedsrichter Deniz Aytekin die Rote Karte (57.). In Überzahl übernahm die Eintracht das Kommando – und Götze schlug zu.
In der 71. Minute schalte er (nach einem Pfostentreffer durch Hugo Larsson) schneller als alle Bewacher um ihn herum und schob mit dem rechten Fuß zum 1:0 ein. „Dass das nicht hilft, ist klar“, sagte Nübel später zum Platzverweis seines Teamkollegen. Die Niederlage bezeichnete er als „Dämpfer“. Götzes fünftes Saisontor ebnete der Eintracht dagegen den Weg zum vierten Sieg der Rückrunde, der ihre weiteren Aussichten in diesem Frühling erheblich verbesserte und in der verbleibenden Zeit nicht mehr ernsthaft in Gefahr geriet, weil auch auf Santos als letzte Frankfurter Instanz vor 58.000 Zuschauern im Waldstadion Verlass war.