Marie Antoinette und die Mode

Die Mode

„La mode, c’est moi“, wäre ein schöner Satz für Marie Antoinette gewesen, aber sie hat ja vermutlich nicht einmal die bekanntesten ihr zugeschriebenen Worte gesprochen, das berühmte Kuchen-Zitat. Die Garderobe ihrer Zeitgenossen diktierte sie in absolutistischer Manier, am Hof, in ganz Frankreich und damit in Europa, also dem Rest der Welt. Was die in punkto Mode einflussreichste Monarchin der Geschichte trug, am Körper, auf dem Kopf, an den Füßen, wurde von der Aristokratie unter Verzicht auf jegliche Bequemlichkeit nachgeahmt: vom farbig gepuderten und kompliziert aufgepolsterten Haarturm („pouf“) bis zu seitlich ausladenden Kleidern, Seidenpantöffelchen für den Ball oder lose fallenden Schäferinnen-Looks, als Unterwäsche verspottet. Wer sich die vielen Porträts im vollen Ornat von ihren Lieblingsmalerinnen und -malern ansieht, darunter die der großartigen Élisabeth-Louise Vigée-Lebrun, fühlt sich allein vom Betrachten irgendwann beengt vor lauter Großrüschen und Raffungen, vor schwerer Seide, Juwelenbehang und Pelzbesätzen. Wichtigste Beraterin war die Hut- und Trendmacherin Rose Bertin, die alle wichtigen Kreise der Pariser Gesellschaft belieferte, bis ihr durch die Revolution der Adel als Kundschaft abhandenkam. Einflüsse der exzentrischen Königin, die angeblich 300 neue Kleider pro Jahr orderte, auf die Mode späterer Epochen gab es immer wieder. Auf Christian Diors New Look zum Beispiel mit schwingenden Röcken zu zerbrechlich schmalen Taillen, auf die Arbeit von Designern wie Vivienne Westwood oder Alexander McQueen, sogar Rihanna brachte mal ein paar thematisch angelehnte Teile in Rosa auf den Markt („Marie Antoinette at the gym“). Und gerade haben bei der Pariser Fashion Week Alessandro Michele für Valentino (viel Gold) oder Pierpaolo Picciolis üppige Stoffbahnen bei Balenciaga gezeigt, dass auf diskreten Luxus schon länger kaum mehr jemand Lust hat. Es regiert wieder der Maximalismus.