Maria Höfl-Riesch schwärmt: „Emma Aicher erinnert mich an mich selber“

AZ: Frau Höfl-Riesch, zehn Jahre hat es gedauert, bis der DSV nach Ihrem Rücktritt 2014 wieder eine Alles-Fahrerin hat: Emma Aicher war in diesem Winter in allen Disziplinen am Start, und das ganz schön erfolgreich: Innerhalb von zwölf Tagen hat sie zuletzt ihre ersten beiden Weltcupsiege eingefahren. Wie sehen Sie die Entwicklung der 21-Jährigen?
MARIA HÖFL-RIESCH: Es hatte sich ja schon angedeutet, dass sie eigentlich ganz gutes Potenzial hat. Zunächst dachte man wohl, dass es im Slalom am schnellsten gehen würde, aber ich weiß ja aus eigener Erfahrung, dass es in den technischen Disziplinen dann doch ein bisschen schwieriger ist, vor allem, wenn man alles fährt und nicht so viel Zeit hat, um die technischen Disziplinen zu trainieren. Das sieht man jetzt auch bei ihr: Abfahrt und Super-G sind wirklich super gelaufen, im Slalom hakt es gerade ein wenig. Aber das kenne ich aus meiner eigenen Zeit: Gegen Ende der Saison lassen halt auch die Kräfte nach, und dann ist es in Slalom und Riesenslalom nochmal deutlich schwieriger, auf allerhöchstem Niveau mitzufahren, weil es einfach auch viele Spezialistinnen gibt. Aber sie ist ja noch jung, muss auch körperlich sicher noch einen kleinen Schritt nach vorne machen. Auch das kenne ich von mir: In dem Alter war ich auch noch nicht bei den Allerfittesten dabei. Aber so etwas kommt dann im Laufe der Karriere. Wenn sie gesund bleibt, hat sie sicher noch Großes vor.

Ski-Legende Maria Höfl-Riesch
Ski-Legende Maria Höfl-Riesch
© IMAGO/APress
Ski-Legende Maria Höfl-Riesch

von IMAGO/APress

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Kennen Sie außer Aicher noch eine Läuferin, die in allen Disziplinen an den Start geht?
Die meisten lassen irgendwann irgendetwas weg, weil sie es leistungsmäßig einfach nicht mehr schaffen. Michelle Gisin lässt den Slalom aus, Mikaela Shiffrin aufgrund ihrer Verletzung die Speed-Rennen – der Allrounder ist in der Tat schon Mangelware geworden.

„Die macht ihren Weg schon“

Erstaunlich auch, dass Aicher sowohl im Speed als auch im Slalom nicht nur irgendwie in den Top Ten mitschwimmt, sondern in beiden Disziplinen aufs Podest fahren kann.
Auch ähnlich wie bei mir: Da war auch der Riesenslalom die schwierigste Disziplin, so wie es momentan auch bei der Emma ist. In vielen Dingen erinnert sie mich an mich selber. Ich war vielleicht noch ein, zwei Jahre früher dran mit den ersten Siegen, aber im Prinzip ist der Werdegang schon ähnlich. Auch diese jugendliche Unbeschwertheit und Lockerheit! Da kann es dann schnell gehen. Ich war damals auch schon vorn mit dabei – und auf einmal war da der erste Weltcupsieg, und drei Tage später gleich der nächste, auch im Super G, wie bei der Emma! Cool, dass es ihr gegen Saisonende jetzt so aufgegangen ist. Klar hätten wir uns alle gewünscht, es hätte schon bei der WM in Saalbach geklappt, wo sie ja auch sehr nah dran war. Aber alles zu seiner Zeit. Die macht ihren Weg schon.

Ist das der berühmte Schalter, der nach dem ersten Sieg im Kopf umgelegt wird?
Das ist natürlich auch Typ-Sache. Sie ist, glaube ich, mental wirklich stark, zumindest total locker drauf, macht sich offenbar nicht viele Gedanken, fährt einfach drauflos. Wenn man mal so eine Form erreicht hat, dann geht’s ja wirklich wie von allein. Da braucht man auch gar nicht groß überlegen, sondern fährt einfach los, und es flutscht. Solche Phasen gab’s bei mir auch das ein oder andere Mal in der Karriere. Klar, es wird ihr nicht immer so gehen. Die ein oder andere Krise wird jeder durchlaufen. Da drücke ich ihr die Daumen, dass sie damit dann genauso locker umgeht und diese Phasen übersteht. Das ist nämlich genauso wichtig: mit Rückschlägen zurechtkommen. Aber wenn ich es jemand zutraue, dann ihr.

Diesen Rat hat Höfl-Riesch für Aicher

Da sie neben Lena Dürr die einzige Podestfahrerin des DSV ist, steht sie natürlich auch oft im Mittelpunkt des medialen Interesses, was ihr scheinbar nicht gerade übermäßig viel Freude zu bereiten scheint…
Das muss jeder für sich entscheiden, wie er sich medial präsentiert. Auch die Frage, was man über den Sport hinaus aus solchen Erfolgen macht. Ich hatte damals relativ schnell den Marcus (Ex-Ehemann, d.Red.) an meiner Seite. Klar, der sportliche Erfolg ist das Wichtigste, aber man muss sich schon bewusst sein, dass das eine begrenzte Zeit ist, die man ausnützen muss. Spätestens mit Mitte 30 ist es vorbei. Gerade wenn man erfolgreich war, hat man Möglichkeiten auch in der Branche weiterhin etwas zu machen. Aber wenn sie keine Lust darauf hat, ist das ihre Entscheidung und damit auch okay. Sie hat ja Red Bull als Kopfsponsor, was auch nicht so schlecht ist.

Profi-Tipp: „Konsequent im Sommer trainieren“

Welche Tipps gibt man nun einem solchen Talent? Konzentrier‘ dich lieber auf einen Bereich! Oder sagt man: Fahr doch, was du willst!
Klar muss man auf seinen Körper hören, denn das Programm ist einfach heftig. Daher: konsequent im Sommer trainieren, um das Verletzungsrisiko zu minimieren und zum Saisonende hin, wenn es zäh wird, noch ein paar Körner zu haben.

Dank der ja in Ihrer schwedischen Heimat ausgebildeten Emma Aicher und auch dank der 33-jährigen Lena Dürr steht der DSV ganz gut da. Dahinter sieht es weniger gut aus, oder?
Stimmt, das ist schon ein bissl dünn. Ich habe zuletzt ein wenig die Junioren-WM verfolgt, wo es zumindest bei den Herren zwei Goldmedaillen gab. Die Emma ist jetzt 21, da hoffen wir mal, dass sie die nächsten zehn Jahre so weitermacht. Solange eine die Fahne hochhält, kann das über vieles hinwegtäuschen. Das war bei mir in gewissen Phasen auch so. Klar wäre es wünschenswert, dass da wieder mehr nachkommt. Die Kira (Weidle-Winkelmann, d. Red.) hat sich leider auch nicht ganz so entwickelt, wie man gehofft hatte nach WM-Silber vor vier Jahren in Cortina. Sie tut sich hin und wieder auch sehr schwer. Die Lena war natürlich super in den letzten Jahren. Das hätten ihr viele nicht mehr zugetraut, dass sie gegen Ende der Karriere nochmal so ein Leistungsniveau erreicht. Man muss einfach hoffen, dass bald mal wieder ein neuer Stern aufgeht.

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