
Marcus King beschwört in München die ungebrochene Kraft des Blues und des amerikanischen Südens – und lasst das Überwältigungsgefühl auferstehen, dass den Rock’n’Roll mal auszeichnete.
Der Blues ist farbenblind. Wen er packt, dem wringt er die Seele aus, reißt das Herz in Stücke und erstickt die letzte Kraft mit einer schweren Decke aus Einsamkeit. Da ist es egal, woher einer kommt, und wenn es ein etwas bleicher 29-Jähriger aus South Carolina ist, der einen riesigen Cowboyhut und eine Lastwagenfahrerweste trägt. Und so sang Marcus King am Donnerstag in München über Heimweh, Eifersucht und Selbsthass. Er hat Songs mit Titeln wie „Soul It Screams“, „Too Much Whiskey“ und „Blues Worse Than I Ever Had“ geschrieben. So verzweifelt das klingt, es sind immer noch genau diese Abgründe, die der Motor dieser Musik sind, die sich aus dem Blues speiste, für den Leute wie Janis Joplin, Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan in ihren Stimmen und Gitarren genau jene treuen Geliebten fanden, die ihnen das Leben versagte. Wer den Schmerz nicht kennt, wird den Blues nicht spielen können.