

Nach der Talfahrt der vergangenen Jahre befindet sich der Aktienkurs von LVMH seit einigen Wochen auf Erholungskurs. Seit Anfang September haben die Anteilsscheine des französischen Konsum- und Luxusgüterkonzerns rund ein Viertel an Wert gewonnen. Die für das dritte Quartal sowie die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres 2025 vorgelegten Umsatzstatistiken haben dieser Erholungsrally zusätzlichen Auftrieb verliehen.
Das für Marken wie Louis Vuitton, Givenchy, Dior oder TAG Heuer bekannte Unternehmen konnte insbesondere auf dem strategisch wichtigen chinesischen Markt abermals überzeugen. Zwischen Juli und September stiegen demnach die konzernweiten Umsatzerlöse aus eigener Kraft um ein Prozent auf 18,3 Milliarden Euro. Dank der im dritten Quartal erzielten Verbesserung nahm es der Markt gelassen hin, dass nach neun Monaten weiterhin ein organischer Umsatzrückgang von zwei Prozent auf gut 58 Milliarden Euro verzeichnet wurde.
Positive Signale trotz rückläufiger Neunmonatsbilanz
Offenbar setzt sich am Markt die Überzeugung durch, dass eine Trendwende eingeleitet wurde, nachdem LVMH wie viele Konkurrenten in den vergangenen Jahren unter Belastungsfaktoren wie Zöllen, geopolitischen Spannungen, konjunktureller Schwäche, Inflation und zurückhaltender Konsumstimmung gelitten hatte. Während alle übrigen Geschäftsbereiche im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr Zuwächse verzeichneten, zeigte sich in der wichtigsten Sparte, dem Segment Mode und Lederwaren, zumindest eine Stabilisierung. Organisch sanken die Erlöse hier um zwei Prozent. Nach neun Monaten betrug das Minus noch sechs Prozent.
Neben einer robusten Nachfrage seitens lokaler Kunden hob die Konzernführung hervor, dass das Jahr 2024 von einem starken touristischen Konsum, insbesondere in Japan, geprägt gewesen sei – was die Vergleichsbasis in diesem Jahr erschwert. Weitere Impulse erhofft man sich in diesem Bereich durch die Präsentation eines zeitgenössischen „New Look“ des neuen Kreativdirektors von Christian Dior, Jonathan Anderson. Laut Unternehmensangaben seien seine ersten Damen- und Herrenkollektionen mit großer Begeisterung aufgenommen worden.
Analysten zwischen Zuversicht und Skepsis
Nicht nur bei LVMH geht man davon aus, dass die Lage zunächst herausfordernd bleibt, man sich jedoch auf dem richtigen Weg befinde. Katharina Schmenger, Analystin der DZ Bank, nutzte die Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen, um den fairen Wert der Aktie von 485 auf 640 Euro anzuheben. Das Anlageurteil bleibt jedoch auf „Halten“. Der Konzern habe im dritten Quartal positiv überrascht, da es jedoch an kurzfristigen Kurstreibern mangele, sei vorerst nicht mit einer nachhaltigen Trendwende zu rechnen.
Optimistischer zeigt sich dagegen Zuzanna Pusz von der UBS. Sie erhöhte das Kursziel von 513 auf 680 Euro und hob das Anlageurteil von „Neutral“ auf „Kaufen“ an. In den vergangenen zwei Jahren habe sie eine abwartende Haltung gegenüber LVMH eingenommen und auf Hinweise für eine Rückkehr der positiven Gewinndynamik gewartet, die sich nun abzeichne. In dieser Zeit seien die Markterwartungen für das Jahr 2025 um rund 40 Prozent gesunken, während die Margen des Konzerns wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht hätten. Die Zahlen zum dritten Quartal belegten, dass sich Investitionen in Markenpflege, insbesondere im Segment Mode und Leder, auszahlten.
Weniger zuversichtlich zeigt sich Nick Anderson von Berenberg, der eine strukturelle Nachfrageschwäche in der Luxusgüterbranche diagnostiziert und das Ende eines jahrzehntelangen Superzyklus prognostiziert. Künftig sei mit einem jährlichen Nachfragewachstum von nur zwei bis drei Prozent zu rechnen – deutlich weniger im historischen Durchschnitt von rund sechs Prozent. Damit drohe das Umsatzwachstum hinter der Kosteninflation zurückzubleiben, was wiederum ein andauerndes Abwärtsrisiko für die Margen und Unternehmensbewertungen bedeute.
Aktienkurs seit Mitte Oktober auf Erholungskurs
Adam Cochrane, Analyst der Deutschen Bank, wiederum begrüßte, dass LVMH trotz gestiegener Erwartungen insgesamt zufriedenstellende Ergebnisse vorgelegt habe. Auch Piral Dadhania von RBC Capital reagierte positiv und hob seine Prognosen infolge des stärker als erwartet erfolgten organischen Wachstums im dritten Quartal an.
An der Börse hat die Aktie jüngst ein neues Sechsmonatshoch markiert. Seit Mitte Oktober befindet sich das Papier charttechnisch in einem übergeordneten Aufwärtstrend. Der Abstand zur 200-Tage-Linie beträgt derzeit mehr als 14 Prozent, was als technisches Signal für eine gefestigte Erholungsbewegung gewertet werden darf.
Langfristig zeigt sich die Aktie renditestark. Über die vergangenen zehn Jahre hinweg erzielte LVMH eine durchschnittliche jährliche Wertsteigerung von 13 Prozent. Wer damals 10.000 Euro investiert hat, kann sich heute über ein Depotvolumen von mehr als 40.000 Euro freuen. Auch auf Sicht von fünf Jahren steht ein Plus von 55 Prozent zu Buche. Rückschläge mussten Anleger dagegen im Zwölf- und 24-Monatsvergleich hinnehmen.
