Die FDP hat die Öffentlichkeit wochenlang belogen. Eine rein moralische Empörung darüber führt jedoch nicht weit. Denn das zentrale Problem liegt woanders.
Nun, da allzu offensichtlich ist, dass führende FDP-Vertreter über ihre Planungen zum Regierungsbruch sowie über die dabei benutzten Begriffe nicht die Wahrheit gesagt haben, stellt sich eine entscheidende, zunächst kontraintuitive Frage: Was ist eigentlich das Problem an lügenden Politikern?
Die Antwort scheint klar: Politiker, die lügen, betrügen Wählerinnen und Wähler und die politische Öffentlichkeit, denen sie ja Rechenschaft und damit Aufrichtigkeit schuldig sind. Das aber ist nicht die ganze Wahrheit. Denn bisweilen ist es sogar andersrum und die Lüge ermöglicht erst die Politik. Diese Einsicht verdanken wir keinem abgebrühten Berufspolitikzyniker oder Machiavelli-Anhänger, sondern der des Zynismus und Machiavellismus eher unverdächtigen Hannah Arendt.