1. Die fehlenden Zahlen
Eine seltsame Rechnung war das: Erch × Schel + Runse … Im Wörterbuch findet man immerhin die Runse, ein alpenländisches Wort für eine Rinne im Gebirgshang. Aber was sind ein Erch, ein Ölg, ein Lamen? Wörter waren das keine.
Jedenfalls keine ganzen – in jedem fehlte eine Zahl: Schob man drei ins Erch, wurde daraus Erdreich. Füllte man acht in die Schel, wurde daraus eine Schachtel. Und so ging es weiter mit Rundreise, kreuzweise, Leinsamen, Ölzweig und gravierend. Die ganze Rechnung ging auf, wenn man anstelle jeder Wortruine das ausgelassene Zahlwort einsetzte: Erch × Schel + Runse … bedeutete drei × acht + drei …
Das Ergebnis lautete elf und sollte in „einer europäischen Großstadt“ zu finden sein. In Betracht kamen das niederländische Delft, das englische Telford und das nordirische Belfast – aber nur Letzteres bot das gesuchte „pflanzliche Material“ in seiner Peripherie: Subtrahiert man elf, verbleibt BAST.
2. Die Locke und der Umriss
Für manchen Teenager wäre es ein Wunschtraum: „schneller volljährig“ werden „als die meisten Gleichaltrigen“. Das geht nur, wenn das Gesetz eine Ausnahme macht – wie die Verfassung des Königreichs Bayern von 1818: „Die Volljährigkeit der Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses tritt mit dem zurückgelegten Achtzehnten Jahre ein“, hieß es damals, während die Altersgrenze für Untertanen noch bei 21 Jahren lag.
Für Ludwig II. von Bayern wurde diese Regelung zur Bürde, als der frühe Tod seines Vaters Maximilian II. ihn unvorbereitet ins Amt stieß. „Armer Ludwig auch“, notierte sein Großvater: „Dessen Jugend hin ist, mit 18 Jahren schon auf den Thron kommt, in welchem Alter er keine Erfahrung haben kann, keine Geschäftskenntnis und das in welcher Zeit.“ Die modernisierte Verfassung konfrontierte den König zwar mit einer bürgerlichen Ständeversammlung, definierte für seine Rolle aber immer noch: „Seine Person ist heilig und unverletzlich.“ Bald nach der Proklamation nahm Hoffotograf Joseph Albert das bekannte Porträt des jungen Monarchen auf, aus dem unser Weihnachtsrätsel einen winzigen Ausschnitt über dem rechten Ohr zeigte.
Daneben war ein Umriss zu sehen, der an allseitig angebissenen Käse erinnerte, aber „aus einer geopolitischen Weltkarte“ stammen sollte. Dargestellt waren die Grenzen der internationalen Gewässer in der Arktis – also jenes Teils des Nordpolarmeers, der zu keinem Staat gehört. Daher die merkwürdige Form: Die „ausschließliche Wirtschaftszone“ jedes Anrainerstaats erstreckt sich, von der Küstenlinie aus, bis zu 200 Seemeilen (rund 370 Kilometer) hinaus in die See. Diese Außengrenze wird aber nicht nur ab der Festlandküste gemessen, auch Inseln beanspruchen den 200-Seemeilen-Umkreis um sich herum. Für Russland ist das besonders günstig: Die weit draußen gelegene Wrangel-Insel und ein paar winzige Ausläufer der Neusibirischen Inseln erweitern Russlands ausschließliche Wirtschaftszone erheblich, sie stanzen gewissermaßen aus der Hohen See jene weiten Bögen heraus, deren Zwischenraum im Rätsel so sehr der kecken Locke Ludwigs ähnelte.
Jenseits der 200 Seemeilen kann ein Staat immerhin noch den Meeresgrund samt Bodenschätzen beanspruchen, sofern er nachweist, dass sein Kontinentalschelf bis dorthin reicht. Noch besteht keine Einigkeit: Kanadas Anspruchsgebiete überlappen sich mit jenen Russlands, Dänemarks – und möglicherweise auch mit jenen der USA. Doch die Vereinigten Staaten haben noch nicht mal die UN-Seerechtskonvention als zuständiges Regelwerk ratifiziert, und selbst dann hätten sie noch zehn Jahre Zeit, Ansprüche nachzumelden. Einstweilen bleiben die subarktischen Verhältnisse ungeklärt, im Rätsel indes war klar: Der rote Punkt markierte den Nordpol.
Wer Ludwig und den Nordpol gefunden hatte, musste nicht lange nach der „immer noch sehr gebräuchlichen Liste“ suchen, die beide vereint: Gemeint war die Buchstabiertafel, mit deren Hilfe man Missverständnisse und Fehlschreibungen vermeidet: L wie Ludwig, M wie Martha, N wie Nordpol. Das gesuchte Bühnenstück in vier Akten war die Oper „MARTHA“ von Friedrich von Flotow, uraufgeführt 1847 in Wien.
Die Einschränkung „immer noch“ bezog sich übrigens drauf, dass diese Liste historisch belastet ist – „D wie Dora“ oder „N wie Nordpol“ sind Relikte aus dem Nationalsozialismus: Bis in die 1930er-Jahre hieß es noch „D wie David“ oder „N wie Nathan“, ehe die Nazis jüdische Namen ersetzten. Die 2022 aktualisierte DIN-Norm schlägt nun für die ganze Buchstabiertafel neutrale Städtenamen vor: L wie Leipzig, M wie München, N wie Nürnberg.
3. Die kuriosen Fachwörter
Zuerst sah man eine Karte von Madagaskar, eine erkennbar alte: Die Gebirgszüge waren nicht als durchgehende Bergrücken gezeichnet, sondern als Kette von Häufchen, die wie Maulwurfshügel wirkten. Und tatsächlich wird diese Darstellungsform in der Kartografie Maulwurfshügelmanier genannt. Sie war bis ins 18. Jahrhundert üblich.
Das zweite Bild zeigte einen Hammer mit ungewöhnlichem Kopf – eine Seite kegelspitz, die andere trichterförmig. Meistens jedoch wird dieses Ding ohne Stiel benutzt: Es ist ein klassisches Orgelbauerwerkzeug, das Stimmhorn. Drückt man den Kegel in die Öffnung einer Metallpfeife, um sie aufzuweiten, so wird der Ton höher. Stülpt man stattdessen den hohlen Trichter über die Öffnung, so biegt er den Rand leicht ein, der Ton wird tiefer. Für große Orgeln, wo einige Pfeifen schwer zugänglich sind, gibt es das Stimmhorn auch am Stiel: Dann nennt man es Stimmhornhammer (auch wenn er nicht zum kräftigen Schlagen dient).
Drittens stand da ein ritterlich gewandeter Mann in einem Käfig, in die Lüfte gezogen von Fabelwesen, diese wiederum emporgelockt von einem Kadaver am Spieß. Heute weithin vergessen, war diese Legende in der Kunst des Mittelalters ein bekanntes Sinnbild des Hochmuts: die Greifenfahrt Alexanders des Großen. Oft wird sie auch Alexanders Luftfahrt oder ähnlich genannt – welche Wörter genau fürs Rätsel gesucht waren, ergab sich aus den vorgegebenen Konsonanten (und ihrer Anzahl, dargestellt durch die übergesetzten Punkte).
Aus den jeweils vierten und sechsten Buchstaben von Maulwurfshügelmanier, Stimmhornhammer und Greifenfahrt ließ sich schließlich die „ausgesprochen leichte“ Antwort bilden: HELIUM hat nach Wasserstoff die geringste Atommasse und Dichte aller Elemente.
4. Die verlogenen Noten
Ach, ein gregorianischer Choral – wie passend für ein Weihnachtsrätsel! Auch heute noch werden die alten liturgischen Gesänge nicht in der üblichen Notenschrift gesetzt, sondern in traditioneller Quadratnotation, wie im Rätsel nachempfunden: leicht gewölbte Puncta, rautenförmige Puncta inclinata, jeweils in Schwarz auf roten Zeilen, davor eine große Initiale. Aber, hmm … Je näher man diese Notenzeile prüfte, desto falscher erschien sie: Die Tonverläufe sprangen teils unplausibel, und vor allem bestand diese Zeile aus sieben Linien anstatt der traditionellen vier. Was für eine Melodie sollte das sein?
Gar keine. Die Neumenzeile war bloße Tarnung – in Wahrheit handelte es sich um einen codierten Text: Jede vermeintliche Note verkörperte einen Buchstaben, positioniert in einem 26-stufigen Raster von A (ganz unten) bis Z (ganz oben). Lesbar wurde das, wenn man beachtete, dass jeder Notenkopf vier mögliche Positionen je Linie einnehmen konnte: zentral von einer Linie durchkreuzt, obenauf sitzend, daran hängend oder im Leerraum zwischen zwei Linien schwebend.
Die Virgae, also die Puncta mit Notenhals, zeigten jeweils den Beginn eines neuen Wortes an. Die allererste saß 11 Positionen oberhalb der schwarzen Nulllinie und stand somit für den Buchstaben K (als kleiner Hinweis war sie rot eingefärbt wie die Initiale K direkt davor). Das nächste Punctum saß vier Einheiten weiter oben, auf Höhe 15, bedeutete also O. Es folgten M und M, zusammen bildeten sie das Wort „Komm“. So entschlüsselte sich eine ganze Textzeile aus dem Winterlied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, nämlich: „Komm, setz dich ans FENSTER, du lieblicher Stern!“
5. Der Sprecher ohne Worte
Wenn nicht gerade Weihnachten ist und wir fürs Rätsel eine technisch mühevolle Ausnahme machen, gehört das Internationale Phonetische Alphabet nicht zur Typografie der SZ. Doch diese Lautschrift war nötig, um darzustellen, womit der gesuchte Herr bekannt geworden ist: Abgebildet war der 2022 verstorbene italienische Synchronsprecher CARLO BONOMI. Seine Stimme ist vielen Kindern und Eltern wohlbekannt: Fünfzehn Jahre lang vertonte er Pingu, den kleinen Knetgummi-Pinguin – und auch alle anderen Figuren der gleichnamigen Kinderserie. Sie reden in keiner bestimmten Sprache, sondern launigen Silbensalat. (Auf Pingus Kleinfamilie bezog sich übrigens der taxonomische Tipp im Rätsel: Eigentlich bezeichnet die Gattung eine Untereinheit der Familie. Unsere Formulierung, die Vögel derselben Gattung gehörten „sogar“ zur selben Familie, war also widersinnig – es sein denn, man verstand „Familie“ anders: Die gemeinten Vögel waren Eltern und Kinder.)
Dem etwas älteren Publikum ist Bonomis Stimme schon seit den 70er- und 80er-Jahren vertraut: als temperamentvoll plapperndes, prustendes und schimpfendes Strichmännchen in den kurzen „La Linea“-Filmen. Dutzende Folgen recycelten die Anfangssequenz, worin die frisch gezeichnete Figur mit freudigem „Mmm-daaa!“ zum Leben erwacht, auf die Lücke im Boden deutet und den Zeichner auffordert, die Linie fortzusetzen. Diese Aufforderung war es, die wir fürs Rätsel in Lautschrift transkribiert hatten.
6. Das Kreuzwort mit Webfehler
Irgendwas stimmte nicht mit diesem Schwedenrätsel. Der Einstieg fiel noch leicht, zum Beispiel pain, das französische Wort für Brot, zugleich das englische für Schmerz. Und das isländische Milchprodukt sollte wohl Skyr sein. Aber bald passte nichts mehr zusammen. Ein anderer Name für den Bittersüßen Nachtschatten? Die Pflanze wird auch Hirschkraut genannt, Seidelbeere, Madruschel, Stinkteufel, Mäuseholz … Aber nichts davon kreuzte sich passend mit pain und Skyr. Beinahe hätte die Alpranke gepasst – aber dazu hätte man A und L in ein gemeinsames Kästchen stopfen müssen, so etwas geht ja beim Schwedenrätsel nicht.
Wobei … warum eigentlich nicht? Wer sich die Freiheit nahm, war der Lösung schon ganz nah: Zwängte man AL zusammen in ein Kästchen, dann kreuzte sich die Alpranke makellos mit dem Salbeitee. Und wenn man GE als gemeinsames Feld zuließ, verwob sich regenarm mit Eigenart. Insgesamt waren vier solcher Doppelfelder nötig, damit alles sauber aufging. Zusammen buchstabierten sie die Antwort ALGERIEN.
Diese Mehrfachbelegung mochte wie eine kleine Frechheit wirken – aber nur hierzulande: In englischsprachigen crosswords sind überfüllte Kästchen eine etablierte Spielart. Mitunter treibt sie flamboyante Blüten: Ein und dasselbe Feld kann, waagrecht gelesen, für love stehen, senkrecht hingegen für hate, so dass sich gloves (3 Felder) mit caliphate (6 Felder) kreuzt. Zur Bestätigung, dass man nicht halluziniert, enthält das Kreuzworträtsel gleich mehrere magische love–hate-Felder – und dieses Beispiel stammt keineswegs aus einem nerdigen Fachmagazin, sondern aus einer Sonntagsausgabe der New York Times. Von solcher Raffinesse ist der deutschsprachige Rätselmarkt weit entfernt.
7. Die exotischen Reliefs
Um Kunsthandwerk ging es hier wohl nicht – zu seltsam verlief die Produktion dieser Reliefs. Dargestellt waren vielmehr die Kauflächen von Elefantenzähnen: links die eines Afrikanischen, rechts eines Asiatischen Elefanten. Ihre Formen sind nur einer von vielen Unterschieden, denn die beiden Elefanten stellen gänzlich getrennte Gattungen dar: In Afrika leben Loxodonta africana und cyclotis, in Asien ist es ELEPHAS MAXIMUS. Allen gemeinsam ist jedoch die staunenswerte Entwicklung ihrer Zähne.
Wir Säugetiere sind es gewohnt, dass ein neuer Zahn durchs Zahnfleisch bricht wie ein Krokus durch die Schneedecke, und dann ortsfest verbleibt. Bei Elefanten jedoch erscheint ein neuer Zahn ganz hinten im Kiefer und wandert, angeschoben von seinem Nachfolger, im Laufe der Jahre nach vorne. Dort angekommen, wird die Zahnwurzel resorbiert, die Krone bröckelt ab, ihre Bruchstücke fallen aus dem Maul (oder werden verschluckt und landen erst ein bisschen später im Freien).
Dabei ist ein vollständiger Zahn so groß, dass er alleine einen ganzen Quadranten des Gebisses bestückt: In jedem Kieferast – links und rechts, oben und unten – ist jeweils nur ein Zahn in Gebrauch (oder übergangsweise zwei halbe). Und im Laufe eines Elefantenlebens bildet jeder Kieferast nur sechs Backenzähne. Ist die sechste Zahngeneration durch, kann das Tier in freier Wildbahn verhungern.
Vier Quadranten je sechs Zähne, das macht 24 Backenzähne im Leben. Bei den im Rätsel genannten „höchstens 28“ Zähnen waren also auch die Stoßzähne mitgezählt: Die Hauer, so nennt man die Milchstoßzähne, gehen schon im ersten Lebensjahr wieder verloren; erst das nachfolgende Paar verbleibt.
… und das Bilderrätsel
Am Schluss wartete ein Tableau mit kleinen Zeichnungen und Anweisungen, wie sie im klassischen Rebus üblich sind: Streiche den ersten Buchstaben, vertausche die Reihenfolge und Ähnliches. Jedes Feld dieser Tafel trug einen roten Buchstaben in der Ecke – passend zu den roten Ecken in einigen Buchstabenfeldern der bisherigen sieben Antworten. In Helium beispielsweise waren das E und das U rot markiert. Die zugehörigen Felder E und U auf der Rebustafel zeigten eine Axt und die römische Zahl II. Zusammen bedeutete das: Setze das Wort AXT auf Position II der gesuchten Buchstabenkette (diese war in fünf Abschnitte unterteilt, von I bis V). Es gab nur ein Problem: Die roten Ecken in der Antwort Algerien geboten, anstelle der AXT einen AST auf Abschnitt II zu setzen. War das ein Fehler, oder sollten beide Wörter um denselben Platz konkurrieren? Das blieb zunächst unklar.
In der Antwort Martha waren drei Buchstaben markiert und fügten sich zur Anweisung: Setze einen PFAU auf Position V, aber in der Reihenfolge 4‑1‑3‑2, also: UPAF.
Sogar vier Anweisungen ergaben sich aus Carlo Bonomi: Setze einen KEIL auf Position IV, streiche den ersten Buchstaben (es verbleibt EIL) und führe dann Z→Q durch. Um aus einem Z ein Q zu machen, muss man es im Alphabet um neun Positionen verschieben; EIL wurde auf diese Weise zu VZC.
Die Antwort Bast wies an, das Wort HASE auf Abschnitt III zu setzen. Dieser umfasste zwar fünf Buchstaben, nicht bloß vier, aber der Elephas maximus sprang bei: Füge noch etwas zwischen die ersten beiden Buchstaben von HASE ein, nämlich P. Ein so bezeichnetes Bildfeld suchte man auf der Rebustafel vergeblich; wer daraus schloss, einfach den Buchstaben P einzufügen, also HPASE zu schreiben, würde belohnt werden.
Nicht ohne Weiteres war zu erkennen, was auf Position I sollte: Das zugehörige Bild (F aus der Antwort Fenster) bestand aus dem handschriftlichen Wort PARK, einer Zickzacklinie und der gestürzten Zahl 42. Einen entscheidenden Hinweis gaben zwei weitere Bilder der Rebustafel, auch sie mit Zickzacken, handgeschriebenen Wörtern – und vertrauteren Formen: einem Wasserhahn und der oberen Partie einer Lok auf einem klassischen „Monopoly“-Spielbrett. Alle drei Bilder waren Ausschnitte aus der Patentschrift, mit der Charles B. Darrow im Jahr 1935 das Spiel für sich beansprucht hatte. Wer das Dokument online aufspürte, konnte das Grundstück mit der Nummer 42 identifizieren: Die Zickzacklinie stand für das Wort PLACE …
… und damit war die zwanzigbuchstabige Kette komplett. Sie lautete PLACEAXTHPASEVZCUPAF, wobei das X auch ein S sein konnte. „Sobald Sie ihre Bedeutung herausgefunden haben, können Sie die Reihe sehr lange fortschreiben“, erklärte das Rätsel.
Einen letzten Fingerzeig gab es noch: Über sechs Antwortbuchstaben schwebten kleine Krönchen. Ein weiteres fand sich beim Schlussrätsel, mit der bereits bekannten Anweisung Z→Q. Die bekrönten Buchstaben RLELGU sollten also verschoben werden zu ICVCXL. Das waren allesamt römische Zahlzeichen – vielversprechend, aber in dieser Reihenfolge nicht sinnvoll lesbar. Zumindest in der gedruckten Zeitung gaben die Fragen keine genaue Reihenfolge vor, und subtraktive Paarungen wie IX für 9 oder XL für 40 hätten eine Fülle uneindeutiger Varianten ermöglicht. Als einzig zweckmäßige Anordnung bot sich daher die reine Addition an: CCLXVI, also 266. Und irgendwas mussten ja auch die Kronen bedeuten. Wo könnte es so viele gekrönte Häupter gegeben haben?
Im Vatikan. Der gegenwärtige Papst Franziskus ist Nummer 266 – jedenfalls nach offizieller Zählung, die man nicht für solide halten muss. Ältere Verzeichnisse führen zum Beispiel die Päpste Cletus und Anacletus auf; später befand man, beide seien wohl dieselbe Person, und strich einen. Das Rätsel legte als offizielle Liste das aktuelle Annuario Pontificio zugrunde, das Jahrbuch des Vatikans. Es erscheint allerdings auf Italienisch, weshalb etwa Papst Hyginus dort Igino heißt. Auch andere Namen wechseln je nach Sprache ihren Anfangsbuchstaben: Der Duden bevorzugt Kalixt mit K, aber Clemens mit C, der Brockhaus macht es genau umgekehrt, also Calixtus mit C, Klemens mit K. Zur Vereinheitlichung wählte das Rätsel naheliegenderweise die lateinischen Namen (mit der modernen Unterscheidung zwischen V und U). Ein Name jedoch, Sixtus, erscheint selbst auf lateinischen Listen gelegentlich in der eigentlich griechischen Form Xystus – etwa auf der Marmortafel der im Petersdom bestatteten Päpste. Deswegen die Doppelform S oder X in der Buchstabenkette.
Aufgereiht waren hier also die Anfangsbuchstaben der ersten zwanzig Päpste. Der nächste, der einundzwanzigste, war Papst CORNELIUS – die Lösung unseres Weihnachtsrätsels.
Die Gewinner
Obwohl es wieder ausgesprochen verzwickt war, erreichten uns genau 1777 Einsendungen. Rund 1100 Löserinnen und Löser haben Papst Cornelius aufgespürt. Das Los fiel auf Sebastian Baum und Christina Hitzfeld aus München: Sie gewinnen die exklusive Doppelführung im Gutenberg-Museum und im Naturhistorischen Museum in Mainz. Wir sagen ganz herzlichen Dank fürs Mitspielen und all Ihre freundlichen Kommentare!
Sind noch Fragen offen? Hat Ihnen KI geholfen oder den Spaß verdorben? Und was folgt daraus: Welche Wünsche haben Sie an künftige Rätsel? Wir freuen uns auf Ihre Mail an nussknacker@sz.de