Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und der anglikanische Erzbischof von Jerusalem, Husam Elias Naoum, haben ein sofortiges Ende des Krieges im Gazastreifen sowie die Freilassung aller Geiseln und Gefangenen gefordert. Auch müssten Zwangsumsiedlungen beendet werden. Krieg und Besatzung ließen „um das langfristige Überleben der einheimischen christlichen Präsenz im Heiligen Land“ fürchten, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme.
Das Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft hatte vom 15. bis 19. November Israel, Jerusalem und die palästinensischen Gebiete besucht, um die Solidarität der Kirche von England mit den palästinensischen Christen zu bekräftigen. Gemeinsam mit Naoum besuchte er Christen, christliche Einrichtungen sowie Kirchenvertreter in Bethlehem, Ramallah, Nazareth und Jerusalem. Unter anderem trafen sie Familien, deren Besitz und Ländereien durch die israelische Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten bedroht sind, sowie die Angehörigen der palästinensischen Christin Layan Nasir, die sich seit vergangenem April „ohne Anklage, Prozess oder Verurteilung“ in israelischer Verwaltungshaft befindet.
„Dies sind keine Einzelfälle, sondern Teil einer gezielten Strategie der Schikane und Einschüchterung, um palästinensische Familien von ihrem Land zu vertreiben“, so die beiden Erzbischöfe. Aus christlicher Sicht gebe es keine Rechtfertigung dafür, Menschen ihre gottgegebene Menschenwürde und die daraus resultierenden Rechte zu verweigern. Ferner werde die israelische Politik gegen die Palästinenser „weder Frieden noch Sicherheit bringen“.
Die Christen im Heiligen Land und insbesondere die junge Generation stünden vor existenziellen Herausforderungen, die ihre Zukunft infrage stellten. Gleichzeitig fühlten sie sich von der Weltkirche im Stich gelassen. Welby und Naoum riefen dazu auf, sich für einen gerechten und dauerhaften Frieden im Heiligen Land einzusetzen, „der die Menschenwürde aller Menschen anerkennt und das humanitäre Völkerrecht achtet“.
Welby tritt am 6. Januar 2025 als Kirchenoberhaupt zurück. Bis zur Wahl eines Nachfolgers können Monate vergehen. Vorübergehend übernimmt der Erzbischof von York, Stephen Cottrell, die Aufgaben Welbys. Dieser hatte vergangene Woche nach Vorwürfen der Missbrauchsvertuschung angekündigt, sein Amt niederzulegen. Er trage persönlich und institutionell die Verantwortung für Fehler der vergangenen Jahre.