

Die Frankfurter Fußballer fiebern dem Liverpool-Highlight entgegen und suchen nach Lösungen, diverse Gästeangreifer abzuwehren. Einer von ihnen trägt noch immer den Eintracht-Adler auf der Brust. Zumindest manchmal.
Es gibt Fußballer, die sollten das Frankfurter Waldstadion meiden, wollen sie nicht einem Pfeifkonzert ausgesetzt sein. Es sei nur mal der sich einst von der Eintracht wegstreikende Randal Kolo Muani genannt. Oder, anders gelagertes Thema, alle Leipziger Spieler. Die mögen sie im Hessischen nicht, da pfeifen sie drauf. Gerne auch ohrenbetäubend.
Wenn am Mittwoch (21 Uhr/live im Audiostream) der FC Liverpool im Frankfurter Stadtwald zu einem vielbeachteten Champions-League-Kick zu Gast ist, wird sich gewiss ebenfalls der eine oder andere im weiten Rund finden, der seine Luft lautstark durch die Lippen pustet. Vielleicht auch 55.000. Ballkontakt für Ballkontakt. Nicht aus besonderer Boshaftigkeit dem skyline-hohen Favoriten gegenüber. Im Gegenteil. Besondere Spiele erfordern besondere Maßnahmen. Da werden alle Register des Fantums gezogen.
Ekitikés Privattraining im Eintracht-Dress
Und dennoch könnte es einen Gästespieler geben, dem hier und da, vielleicht sogar überall und deutlich vernehmbar, Applaus entgegenbrandet. Hugo Ekitiké, nur eineinhalb Jahre in Frankfurt am Ball und dennoch mit bleibendem Eindruck. Da hatte sich einer nach anfänglichem Einruckeln mitten hinein ins Frankfurter Fußballherz gestürmt. 64 Einsätze mit dem Eintracht-Adler auf der Brust, 26 Tore, 14 Vorlagen, einer der besten Angreifer unter vielen exzellenten Angreifer der jüngeren Eintracht-Vergangenheit.
Ekitiké wird noch immer geschätzt in Frankfurt, als Spieler, als Typ. Vor allem, weil er den Verein geschätzt hat. Der 23-Jährige weiß nach seinem einstigen Fehlversuch in Paris, dass er es ohne die Eintracht nicht auf die Weltbühne des Fußballs gebracht hätte – und umgekehrt. Auch die Hessen würden ohne den Franzosen am Mittwoch wohl keinen königlichen Fußball spielen. Dass Ekitiké zuletzt in den Sozialen Medien ein Privattraining im Eintracht-Dress vollführte, dürfte den Frankfurter Zuspruch ihm gegenüber nur noch vergrößert haben.
Bundesliga-Profis zuletzt nur Ersatz
Spektakuläre Dribblings, spektakuläre Tore, spektakulärer Spieler – und gleichzeitig doch nicht mehr als das. Denn Leute wie Ekitiké oder sein kongenialer Partner von einst, Omar Marmoush (Manchester City), sind das, was sie im so traditionsbewussten Frankfurter Umfeld längst anerkannt haben: ein Geschäftsmodell. Heute toreschießender Heilsbringer, morgen Millionen-Seller, im besten Fall noch flankiert von schönen Erinnerungen.
Seit Sommer also stürmt Ekitiké für Liverpool, ist dort ein Star unter Weltstars und macht seine Sache gut. Der Franzose, der dank der erhöhten Aufmerksamkeit nun auch für das A-Team seines Heimatlandes spielen darf, kommt bisher auf fünf Tore und ist seinem ehemaligen Bundesliga-Kollegen Florian Wirtz damit um exakt fünf Tore voraus. Was beide dagegen eint: Zuletzt saßen sie auf der Bank, hatte Reds-Trainer Arne Slot im Prestigeduell mit Manchester United, das mit 1:2 verloren ging, keine Plätze in der Startelf für sie übrig. Es war die vierte Liverpool-Pleite am Stück.
Liverpool unter Druck
Die interne Konkurrenz ist riesig für Ekitiké. Alexander Isak, zweiter verpflichteter Mittelstürmer des Kaders, ist dem ehemaligen Frankfurter zwar keine Tore voraus, doch aber rund 50 Millionen Euro an sommerlicher Ablöse. Ob’s eine Rolle spielt bei des Trainers Personalwahl? Einerseits hypothetisch. Andererseits ebenso wahrscheinlich wie eine Startelf-Nominierung von Ekitiké gegen seinen Ex-Klub am Mittwoch.
Auf die Eintracht wird eine große Angriffswucht zukommen. Die Reds stehen wie die Hessen bisher bei drei Punkten aus zwei Champions-League-Spielen und damit deutlich mehr unter Druck. Ein spielbestimmender Gast und auf Ballgewinne gierende Hausherren sind eine wahrscheinliche Variante. Bloß wie stoppen die Liverpooler Millionenmänner? Eine Frage, die sich bei der Eintracht mit Blick auf die eigenen Defensivdefizite viele stellen.
Frankfurter Defensivdefizite
Zuletzt beim 2:2 in Freiburg verordnete Trainer Dino Toppmöller seiner Mannschaft erstmals in dieser Saison den Dreier-, respektive Fünferriegel, um dann doch feststellen zu müssen, dass die bloße Anzahl an Abwehrleuten nicht vor Ungemach schützt. Nationalspieler Robin Koch patzte, ist ohnehin völlig außer Form, Torwart Kaua Santos war es nach langer Verletzungspause in dieser Saison noch nie. Dazu der stämmige Aurèle Amenda, der zwar im Breisgau ein ordentliches Saisondebüt in der Startelf gab, den die Allerwenigsten, die es mit der Eintracht halten, aber gerne im Eins-gegen-Eins mit wendigen Ekitiké sehen würden.
Immerhin zeigte Arthur Theate eine stabilere Leistung als zuvor, auch Rasmus Kristensen unterstrich nach seiner Rückkehr den enormen Wert fürs Team. Die Mannschaft wirkte insgesamt tatsächlich stabiler, wohlgemerkt zu Lasten der sonst so furiosen Offensive. Logisch, irgendwie. Gegen Liverpool könnten für die eigenen Angriffsbemühungen derweil schnelle Leute wie Ansgar Knauff und Jean-Matteo Bahoya der Eintracht-Sache dienlich sein. Alles in allem wird es jedoch vor allem darauf ankommen, das berühmte Kollektiv in die Waagschale zu werfen. Ist einer ausgespielt, muss der nächste Frankfurter ran, und der nächste, und der nächste. Und zu guter Letzt auch noch das pfiffige Publikum.