Leon Draisaitl vor NHL-Start mit Edmonton Oliers mit neuer Lässigkeit

Vergangene Woche herrschte Aufregung in der Eishockeywelt. Verantwortlich dafür waren zwei Zahlen aus dem neuen Vertrag von Kirill Kaprisow von den Minnesota Wild aus der nordamerikanischen NHL. Nie zuvor hatte ein Eishockeyspieler einen Vertrag über 136 Millionen Dollar (rund 116 Millionen Euro) unterschrieben. Nie zuvor für ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 17 Millionen Dollar (rund 14,6 Millionen Euro). Und nie zuvor hatte der neue den bisherigen Rekordvertrag um gleich drei Millionen pro Jahr übertroffen.

Der alte Rekord gehörte Leon Draisaitl, mit 14 Millionen Dollar (etwa zwölf Millionen Euro) Jahressalär bis dahin der bestbezahlte Eishockeyprofi der Welt. Aber dass das nicht für die Ewigkeit gelten würde, das war dem deutschen Nationalstürmer bereits am Tag vor dem Kaprisow-Vertrag klar.

Da saß der 29-Jährige in der Kabine seiner Edmonton Oilers und schaute in eine kleine Kamera, um mit Reportern aus der Heimat zu sprechen. Auch über den Status als weltweiter Topverdiener. „Ich denke, dass ich mir das für ein Jahr verdient habe, aber das wird nicht lange anhalten“, sagte Draisaitl lachend – und fügte an: „So soll es auch sein.“

Der Stanley Cup fehlt ihm noch

Stören kann ihn das also nicht. Überhaupt wirkt Draisaitl gerade so entspannt und locker wie nie zuvor. Obwohl er ja weiter nur individuelle Trophäen vorzeigen kann: Deutschlands Sportler des Jahres, wertvollster Spieler der NHL, Topscorer, Torschützenkönig. Aber den Stanley Cup, den Meisterpokal der NHL, den hat er immer noch nicht gewonnen.

Im Juni kam er ihm zwar ein zweites Mal nahe, erreichte mit den Oilers das Finale, aber am Ende trugen die Florida Panthers wieder den Cup übers Eis. Nun also der nächste Versuch, an diesem Dienstagabend (Ortszeit) beginnt die neue NHL-Saison, Edmonton startet einen Tag später (4.00 Uhr MESZ am Donnerstag bei Sky) mit dem „Battle of Alberta“ gegen Calgary. Aber nervös machen kann Draisaitl das nicht mehr.

Für den Kölner ist das seine 13. Saison in der Eliteliga, seit Jahren ist er eine der größten Attraktionen des Welteishockeys, das entsprechende Arbeitspapier hat er in der Tasche. Zudem wird er Ende Oktober 30 Jahre alt, im Sommer hat er seine langjährige Freundin Celeste Desjardins geheiratet. Ein rauschendes Fest auf einem Anwesen im französischen Les Baux-de-Provence war das. Man konnte das bei Instagram verfolgen.

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Draisaitl hat da aber nicht nur die üblichen Hochglanzfotos geteilt. Es gab es auch eins, das so gar nicht nach asketischem Profisportler aussah: Draisaitl sitzt am Tisch, wechselt die Schuhe von festlich auf gemütlich, im Mund eine Zigarette. Vor allem in Kanada machte das Schlagzeilen.

Ein NHL-Star mit Kippe? Er wisse, dass das „ein paar Leute nicht ganz so toll fanden“, sagt Draisaitl dazu. Aber er wollte, „dass die Leute auch diese Seite von mir kennenlernen. Mal etwas Lustiges posten, etwas Humorvolles ins Internet stellen“. Wer ihn kenne, wisse, dass er seinen Sport „niemals vernachlässigen werde, aber trotzdem hat das Leben noch mehr zu bieten als nur Eishockey“.

Chance auf mehr Aufmerksamkeit in Deutschland

Der lässige Leon? Das war für Außenstehende in der Tat neu. Nun gibt es aus Nordamerika durchaus launige Interviews mit ihm, aber wenn es offiziell wurde, kam Draisaitl etwas steif rüber, teils verkrampft. Vor allem gegenüber deutschen Medien sagte er selten etwas, das überraschte.

Sprechen sollen seine Leistungen auf dem Eis. Aber die sehen in der alten Heimat wenige, weil er immer dann spielt, wenn in Deutschland geschlafen wird. Draisaitl weiß um das Problem, lässt sich seit einigen Jahren von einer Agentur aus Düsseldorf vermarkten.

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Aber er ist immer noch kein Werbegesicht. Einerseits genießt er es, fast unerkannt durch Köln gehen zu können, aber er hätte gern mehr Aufmerksamkeit. Umso mehr freut er sich auf die Olympischen Spiele im Februar in Mailand. Es werden Draisaitls erste Winterspiele. Und seine große Chance, sich dem deutschen Publikum zur besten Sendezeit zu präsentieren.

Jetzt geht es aber erst mal um die NHL. Draisaitl ist schon wieder in Topform: drei Tore und zwei Vorlagen in den letzten beiden Testspielen. Allerdings spielt er wieder in einer Sturmreihe mit Connor McDavid, dem noch größeren Star in Edmonton, der seinen Vertrag kurz vor Saisonstart bis Mitte 2028 verlängerte. Stören kann Draisaitl aber auch das nicht, er nimmt es so hin: „Seit zehn Jahren geht es hin und her. Wir sind es so gewohnt, mal nicht miteinander zu spielen, dann werden wir wieder zusammengesteckt.“ Alles halb so wild also.

Das war mal anders. In ihren ersten gemeinsamen Jahren haftete Draisaitl der Ruf an, nur von seinem Nebenmann zu profitieren. All seine Tore und Vorlagen habe er ja McDavid zu verdanken. Umso glücklicher war Draisaitl, als die beiden getrennt wurden. „Ich möchte der Welt zeigen, dass ich in der Lage bin, meine eigene Reihe anzuführen“, sagte er vor einigen Jahren. Nun ist das nicht mehr nötig. Er muss niemandem etwas beweisen. Nur sich selbst.