Legende Eto’o zieht die Fäden: Zwei Trainer, zwei Kader – Kamerun im Chaos

Ehemaliger Fußballspieler Samuel Eto'o ist seit 2021 Präsident der Fédération Camerounaise de Football.

Stand: 15.12.2025 20:57 Uhr

Nach der verpassten WM-Qualifikation unter Marc Brys soll nun David Pagou Kamerun zum Afrika-Cup führen – das hat Verbandsboss Samuel Eto’o beschlossen. Doch Brys sieht sich weiter im Amt und hat jetzt auch einen 28er-Kader nominiert.

Chaos in Kamerun gab es vor großen Turnieren schon öfter, mal ging es um ein spezielles (ärmelloses) Trikot-Design, mal um Prämien oder auch um die Angemessenheit der Quartiere für Stars aus der Premier League und anderen europäischen Top-Ligen. Dieses Mal geht es um die Trainer.

„Bin das Kind eines Militärs“

Dabei klang die Antrittsrede von Pagou ziemlich entschlossen. Ob man sie sympathisch findet oder dieser Sportart angemessen, muss letztlich jeder Fußballfreund für sich selbst entscheiden. Der 56-Jährige sagte jedenfalls bei seiner Inthronisierung durch Stürmer-Legende Eto’o, den Präsidenten des nationalen Fußballverbandes „Fecafoot“: „Ich bin das Kind eines Militärs. Daher werden wir versuchen, die Disziplin wiederherzustellen und diesem Team ein neues Image zu verleihen.“

Doch ob der Soldaten-Sohn Pagou überhaupt legitimiert ist, diese martialischen Töne anzuschlagen, ist nicht ganz sicher. In Zweifel gezogen wird es beispielsweise von seinem Vorgänger. Der Belgier Brys hatte die „Unbezähmbaren Löwen“, so nennt sich das kamerunische Nationalteam traditionell selbst, vom 3. April 2024 bis zum 1. Dezember 2025 unter seinen Fittichen. Von 17 Länderspielen verlor er mit seinem Team um Star-Keeper André Onana nur zwei. Die waren aber ziemlich wichtig: Durch das 0:1 gegen Kap Verde am 9. September dieses Jahres wurde der Gruppensieg in der WM-Qualifikation verpasst. Im Playoff-Halbfinale am 13. November kam dann durch ein 0:1 gegen die Republik Kongo das endgültige Aus für die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.

Daraufhin sah Samuel Eto’o Handlunsbedarf. Kamerun ist mit acht WM-Teilnahmen Afrikas Rekordhalter, das Verpassen der großen Bühne gilt als Schande, Eto’o warf Brys aus dem Amt und benannte Pagou als Nachfolger.

Brys sieht sich als Vertragspartner des Ministeriums

Doch Brys akzeptiert die Trennung nicht. Er verweist stattdessen darauf, vom Sportministerium zum Nationaltrainer Kameruns ernannt worden zu sein. Deshalb könne er auch nur von diesem entlassen werden – und eben nicht von Fußball-Verbandschef Eto’o. Brys holte in der flämischen Nachrichtensendung „VTM Nieuws“ auch bereits zum Gegenschlag aus: „Eigentlich bin ich nicht überrascht. Es kommt von jemandem, der narzisstisch ist und sich für den Besten hält. Eto’o hatte von Anfang das Ziel, mich loszuwerden, schon von der ersten Minute an hat er mich beleidigt. Ich war ihm einfach zu stark.“

Da sich Brys weiter im Amt wähnt, hat er nun auch pflichtgemäß einen 28-köpfigen Kader für den Afrika-Cup nominiert. Auch Pagou hat sein Aufgebot bereits bekanntgegeben, laut Brys sei ihm dies aber von Eto’o „diktiert“ worden. Überraschend an der Auswahl von Pagou oder eben möglicherweise von Eto’o ist, dass einige ganz große Namen fehlen. So ist beispielsweise Onana nicht unter den vier nominierten Torhütern zu finden. Auch Vincent Aboubakar, der inzwischen für den aserbaidschanischen Klub Neftchi PFK spielt, ist nicht dabei.

Sorgt sich Eto’o um seinen Status als Rekordschütze?

Für viele Fans in Kamerun soll die Nichtberücksichtigung des ehemaligen Porto- und Besikatas-Stürmers ein Schock gewesen sein. Doch es kursiert eine Erklärung in den Medien und Sozialen Netzwerken, die sich nicht komplett abwegig anhört: Eto’o ist mit 56 Toren Kameruns Rekordschütze, Aboubakar steht bei 45 Treffern. Angeblich soll sich Eto’o um seinen Status als ewige Nummer 1 der Nation Sorgen gemacht und darauf gedrängt haben, dass sein 33-jähriger Nachfolger auf der Mittelstürmer-Position nicht mehr nominiert wird. Bestätigt ist das allerdings nicht.

Kamerunischer Nationalspieler Vincent Aboubakar beim Afrika-Cup 2024 gegen Nigeria

Was bestätigt ist, ist hingegen die Kampfeslust von Brys. In seinem Aufgebot steht Aboubakar natürlich. Auch Onana ist dabei und Eric Maxim Choupo-Moting von Red Bull New York – der Ex-Bayern-Stürmer fehlt bei Pagou ebenfalls.

„Darüber gibt es keine Diskussionen“

Dem französischen Sender TV5 Monde hat Brys gerade noch einmal gesagt: „Solange es kein vom Präsidenten des Landes unterschriebenes Dokument gibt, auf dem er David Pagou zum Trainer erklärt, bleibe ich, Marc Brys, Trainer. Darüber gibt es keine Diskussionen, und so läuft es in Kamerun seit 30 Jahren.“ Der Afrika-Cup beginnt am 21. Dezember, was bis dahin in Kamerun passiert, wird spannend.