Stand: 11.11.2025 11:01 Uhr
Erhöhte Leberwerte im Blut können harmlos sein. Manchmal sind sie aber auch ein Hinweis auf schwerwiegende Erkrankungen. Was sind normale Leberwerte und wann sind sie zu hoch? Welche Ursachen gibt es?
Die Leber ist die wichtigste Schaltstelle für den Stoffwechsel im Körper. Sie ist zuständig für die Entgiftung, bildet wichtige Stoffe wie Eiweiße und körpereigenes Cholesterin, außerdem übernimmt sie die für die Verdauung wichtige Produktion der Gallenflüssigkeit.
Meist fallen erhöhte Leberwerte im Rahmen einer allgemeinen Blutuntersuchung als Zufallsbefund auf. Grund dafür: Trotz Auffälligkeiten in den Laborwerten der Leber haben die Patienten oft noch keine Beschwerden, es gibt also nur selten Warnsignale. Trotz fehlender Beschwerden können erhöhte Leberwerte im Blut aber auf ernstzunehmende Erkrankungen wie Fettleber, Fettleberentzündung, eine Virusinfektion oder Leberzirrhose hindeuten.
Expertinnen und Experten der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) raten deshalb dazu, Leberwerte regelmäßig ab 35 Jahren prüfen zu lassen und fordern seit mehreren Jahren, diese Routineüberprüfung auch in den „Check-up 35“ aufzunehmen.
Auswertung der Leberwerte im Labor
Um Leberwerte zu bestimmen, wird dem Patienten oder der Patientin Blut abgenommen. Im Labor wird das Blut analysiert und die Leberwerte ausgewertet: Bestimmte Eiweißstoffe (Enzyme) im Blut geben Aufschluss darüber, ob Leberzellen geschädigt sind und dadurch die Funktion der Leber eingeschränkt ist. Die wichtigsten Leberenzyme, die für die Beurteilung der Leberfunktion gemessen werden, sind:
- Aspartat-Aminotransferase / Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (AST, auch ASAT oder GOT genannt)
- Alanin-Aminotransferase (ALT, auch ALAT oder GPT genannt)
- Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT)
- alkalische Phosphatase (AP)
Auch Blutbestandteile und Proteine werden im Labor analysiert:
- Bilirubin: Abbauprodukt der roten Blutkörperchen
- Albumin: von der Leber hergestelltes Bluteiweiß
- Cholinesterase (ChE): von der Leber gebildetes Eiweiß
- Quickwert (TPZ): Wert der Blutgerinnung
- Thrombozyten
- Serumferritin
Meist sind bei einem Leberschaden mehrere Werte verändert. Manche Werte steigen bei einer erkrankten Leber an, manche Leberwerte sinken. Vor allem erhöhte Laborwerte sollten weiter diagnostisch untersucht werden.
Was sind normale, was sind erhöhte Leberwerte?
Die in der nachfolgenden Tabelle empfohlenen Leberwerte sind ungefähre Angaben, da die Messungen von Labor zu Labor leicht variieren können. In den Auswertungen werden oft unterschiedliche Abkürzungen für die einzelnen Messungen verwendet, diese sind in der folgenden Tabelle in einer Zeile gesammelt aufgeführt:
Sind ein oder mehrere Werte nicht im Normbereich, sollten weitere Tests angeschlossen werden.
Welche Symptome treten bei schlechten Leberwerten auf?
In der Anfangsphase einer Leber-Erkrankung gibt es Symptome, die meist aber sehr unauffällig und unspezifisch sind. Eine Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute sowie eine Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens treten meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium auf. Frühzeitige Symptome bei erhöhten Leberwerten können sein:
Warnsignale im fortgeschrittenen Stadium sind:
- Vergesslichkeit
- Erhöhte Reizbarkeit
- Juckreiz (ganzer Körper)
- Starkes Schwitzen/Frieren
- Gelbverfärbung der Haut
- Dunkler Urin/Stuhl
Halten die Symptome über einen längeren Zeitraum an, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung der Leber sein.
Erhöhte Leberwerte: Was sind die Ursachen?
„Veränderte Leberwerte stellen eine diagnostische Herausforderung für uns dar“, erläutert Prof. Dr. Frank Tacke, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik für Hepatologie und Gastroenterologie an der Charité Berlin. So muss bei einem auffälligen Laborbefund an eine Vielzahl von Erkrankungen und Auslösern gedacht werden.
Neben weiteren Bluttests stehen dem Arzt oder der Ärztin für die Diagnose auch bildgebende Verfahren (Ultraschall), eine Lebersteifigkeitsmessung (auch mittels Ultraschall) oder die Leberbiopsie zur feingeweblichen Untersuchung zur Verfügung.
Auslöser und Ursachen für veränderte Leberwerte können sein:
Medikamente
Krankheiten
Vergiftungen
Auch ein zu hoher Alkoholkonsum kann die Leber schädigen. Es entsteht die alkoholbedingte Fettleber. Diese kann zu einer Leberzirrhose und einer chronischen Lebererkrankung führen. Aber auch die nichtalkoholische Fettleber, größtenteils verursacht durch falsche Ernährung und mangelnde Bewegung, kann unbehandelt zu einer Entzündung der Leber und damit zu erhöhten Leberwerten führen.
Weil die Leber sehr gut durchblutet ist, kann es bei starkem körperlichen Training zu einer zeitweiligen Minderdurchblutung der Leber kommen, wodurch die Leberwerte ansteigen können. Auch ein Blutdruckabfall bei nicht ausreichender Flüssigkeitsaufnahme könnte die Leberdurchblutung verschlechtern.
Unterschied: Akut oder chronisch erhöhte Leberwerte
Sind die Leberwerte kurzfristig verändert, deutet das auf einen akuten Virusinfekt oder eine akute Reizung der Leber (beispielsweise durch Medikamente) hin. Sind die Leberwerte über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten erhöht, so spricht man von einer chronischen Leberentzündung (Hepatitis).
Behandlung bei erhöhten Leberwerten
Für die Therapie von erhöhten Leberwerten muss die Ursache behandelt oder beseitigt werden, dann kann sich die Leber von den Schäden gut erholen. „Hierzu gehört beispielsweise, dass eine chronische Virushepatitis gegebenenfalls durch spezielle Medikamente behandelt wird“, erklärt Prof. Dr. Tacke auf Anfrage von ARDgesund. „Wenn es sich um eine Fettlebererkrankung aufgrund einer Stoffwechselstörung, beispielsweise bei Übergewicht oder Diabetes handelt, so müssen diese Begleiterkrankungen optimal behandelt werden. Für seltenere spezielle Lebererkrankungen wie die Autoimmunhepatitis sind spezifische Medikamente erforderlich.“
Auch die Ernährung kann eine Rolle spielen: „Die wichtigste Maßnahme bei einer Fettlebererkrankung ist die radikale Umstellung der Lebensgewohnheiten. Hierzu gehört eine gesunde Ernährung mit Gewichtsreduktion, Verzicht auf zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten und Snacks, regelmäßige körperliche Bewegung und Verzicht auf Alkohol“, erläutert Prof. Dr. Tacke.
Leberwerte senken durch Lebensstil
Wenn ein gesunder Lebensstil konsequent eingehalten wird, so kann sich eine Besserung der Lebererkrankung bereits nach drei bis vier Wochen einstellen. Dazu gehören:
- Ernährung umstellen (vitamin- und eiweißreich/salzarm)
- industriell gefertigte Lebensmittel vermeiden
- fett und zuckerhaltige Produkte reduzieren
- pflanzliche Fette bevorzugen
- viel trinken (Wasser und Kräutertee, ca. zwei Liter am Tag)
- wenig Alkohol
- viel Bewegung



