Eines haben in Sachen Lebenserwartung alle Bundesländer in Deutschland gemein: Es wird wieder besser. Seit Beginn der Corona-Pandemie hatte sich der Wert abwärts entwickelt, in Deutschland ebenso wie in fast allen anderen Ländern der Erde. Seit 2023 geht der Trend aber wieder nach oben. Laut Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) stieg die Lebenserwartung in Deutschland 2023 durchschnittlich um 0,4 Jahre.
Die BiB-Demographin Laura Cilek sagt: „Nachdem Deutschland drei Jahre in Folge Rückgänge bei der Lebenserwartung verzeichnet hat, sind jetzt Anzeichen für eine klare Trendwende erkennbar.“ Über die drei Jahre hinweg war die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland um 0,6 Jahre gesunken, am stärksten im Jahr 2021. 2023 lag sie bei Männern nun bei 78,6 und bei Frauen bei 83,3 Jahren.
Wie sich schon der Rückgang der Lebenserwartung nicht in allen Bundesländern gleich niederschlug, lassen sich auch bei der Zunahme regionale Unterschiede erkennen. Die ostdeutschen Bundesländer waren demnach am stärksten von der Pandemie betroffen. Die größten Verluste in der Pandemie-Zeit verzeichnete Thüringen (Frauen minus 1,31 Jahre, Männer minus 1,52 Jahre). Nun meldete das Bundesland den höchsten Anstieg mit 0,6 Jahren.
In Rheinland-Pfalz, Sachsen und Baden-Württemberg ist die Lebenserwartung von Frauen wieder auf das präpandemische Niveau von 2019 gestiegen, für die Männer trifft dies in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu. Sachsen-Anhalt und Bremen wiederum sind von den Werten vor der Pandemie noch am weitesten entfernt. Im Gesamtvergleich zeigt sich laut Cilek ein Nord-Süd-Gefälle, besonders bei Männern sei zudem ein Unterschied zwischen Osten und Westen zu erkennen. Männer haben in Sachsen-Anhalt die niedrigste Lebenserwartung. Bei Frauen betrifft dies Bremen und das Saarland.
Ein Bundesland bricht Rekorde
Baden-Württemberg schaffte es in Sachen Lebenserwartung nicht nur, sich von der Pandemie zu erholen. Das Bundesland vermeldet seit Jahrzehnten die höchste Lebenserwartung in Deutschland, Frauen haben dort nun eine durchschnittliche Lebenserwartung von 84,2 Jahren. Zum ersten Mal aber haben auch Männer in einem Bundesland eine Lebenserwartung von mehr als 80 Jahren (80,1). Das schaffte bisher kein anderes Bundesland.
Nach Angaben des BiB sind die Ursachen der regionalen Unterschiede vielfältig und hängen mit der sozialen und wirtschaftlichen Situation in den jeweiligen Bundesländern zusammen. „Sobald detaillierte Daten der Todesursachenstatistik 2023 vorliegen, werden weitere tiefer gehende Analysen der Gründe für diese Entwicklungen möglich sein“, heißt es in der Veröffentlichung des BiB.
Trotz der insgesamt positiven Entwicklungen zeigen die Berechnungen auch, dass die Pandemie nach wie vor ein Thema ist. In der Bevölkerung über 65 Jahre ist die Sterblichkeit laut BiB weiterhin deutlich erhöht. Corona ist in dieser Altersgruppe nach wie vor eine mögliche Todesursache.