In Deutschland ist die durchschnittliche Lebenserwartung trotz massiver Investitionen in den Gesundheitssektor mit 81,2 Jahren erstmals unter den Mittelwert der EU gesunken. Deutschland liege damit 2,6 bis 3 Jahre hinter Spanien, Italien und der Schweiz, heißt es in einer zu Beginn der Woche in Paris veröffentlichten Studie der OECD. Dies erkläre sich dadurch, dass die Lebenserwartung in Deutschland langsamer gewachsen sei als in anderen Ländern, erklärte die OECD.
Dabei liegt Deutschland mit Blick auf die Ausgaben für Gesundheit europaweit an der Spitze. Im Jahr 2022 seien die durch die Corona-Pandemie massiv gestiegenen Ausgaben zwar leicht zurückgegangen, aber Deutschland habe dennoch 12,6 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Gesundheit ausgegeben. Dies bedeute Ausgaben in Höhe von rund 5300 Euro pro Kopf. Damit habe Deutschland 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt gelegen.
Nach vorläufigen Zahlen sind die Gesundheitsausgaben in Deutschland 2023 auf 11,8 Prozent des BIP zurückgegangen. Der Anteil ist jedoch weiterhin der höchste in der EU.
Die OECD forderte mit Blick auf fehlendes medizinisches Personal Gesundheit im Alter stärker zu fördern. Nach der Studie haben Menschen in europäischen Ländern im Alter von 65 Jahren im Schnitt noch 20 Lebensjahre vor sich. Mehr als die Hälfte davon werde jedoch durch Krankheiten oder Behinderungen beeinträchtigt. Frauen seien dabei noch stärker betroffen als Männer.
Körperliche Aktivität enorm wichtig
„Eine erhebliche Anzahl der Krankheiten im Alter kann verhindert werden, wenn wichtige Risikofaktoren im Laufe des Lebens angegangen werden“, heißt es in der Studie. Dazu zähle insbesondere körperliche Aktivität. Nur etwa ein gutes Fünftel der Menschen über 65 bewege sich ausreichend.
Der Anteil an Fettleibigkeit steigt laut der Studie im Alter weiter an und erreicht seinen Höhepunkt mit rund 20 Prozent bei Menschen zwischen 65 und 74. Dabei sei Übergewicht ein wichtiger Risikofaktor für zahlreiche chronische Krankheiten. Je gesünder ältere Menschen seien, desto weniger müssten die Staaten in den Gesundheitssektor investieren, betont die OECD.
Unterdessen herrschte 2022 und 2023 in 20 europäischen Ländern ein Mangel an Ärztinnen und Ärzten. In etwa 15 Ländern fehlt es zudem an Pflegerinnen und Pflegern. „Bessere Arbeitsbedingungen und Vergütungen sind entscheidende Faktoren, um den Berufsstand wieder attraktiv zu machen“, betont die OECD.
Die Organisation empfiehlt unter anderem eine „effizientere Aufteilung von Kompetenzen“ innerhalb des medizinischen Personals. In der Praxis bedeutet dies, Pflegerinnen und Pflegern zu ermöglichen, bestimmte Akte zu übernehmen, die bislang Ärztinnen und Ärzten vorbehalten waren.