Bei Lady Blackbird fallen Sängerin und Bühnenbild in eins. Im Hintergrund ist nur ein blauer Vorhang, nichts lenkt optisch ab von der Erscheinung in der Bühnenmitte: Das Outfit der Lady kombiniert ein überdimensioniertes Brautkleid, eine Korsage und das Federkleid eines Vogels, den es nur in der Fantasie gibt. Die Kostümbildner haben sehr groß gedacht. Doch eines ist an diesem Abend in der Muffathalle noch größer als dieses Outfit: die Stimme der Lady Blackbird.
Die hat ein gewaltiges Volumen, ein wunderschönes, knurriges Timbre, und egal ob die Musik nun näher bei Jazz oder Soul liegt oder reiner Gospel ist: Der Gesang ist beeindruckend.
Das Christliche fühlte sich falsch an
Es hat lange gedauert, bis die Welt ihn kennenlernte, bis Marley Munroe zu Lady Blackbird wurde. Als Kind in New Mexico hatte die Tochter einer religiösen Familie mit Gospelgesang begonnen, schon mit zwölf Jahren unterschrieb sie einen Vertrag bei einem christlichen Plattenlabel. Aber als Teenager merkte sie, dass sich das falsch anfühlte, und als sie ihre Identität als queere Frau entwickelte, fühlte sie sich „als Außenseiterin verurteilt, als Sünderin abgestempelt“.
Sie befreite sich von der Religion, doch die Karriere ließ auf sich warten. Die heute 39-Jährige sang Background für Anastacia, ihre eigenen Aufnahmen versandeten. Bis der Produzent Chris Seefried mit ihr eine jazzige Version von Nina Simones „Blackbird“ aufnahm: Die Bürgerrechts-Hymne traf bei der Veröffentlichung 2020 einen Nerv, als gerade die Ermordung von George Floyd die Welt erschütterte. Das folgende Album „Black Acid Jazz“ wurde 2021 weltweit gefeiert.
Probleme mit der Gitarren-Anlage
Mit dem Song „Blackbird“, der ihr den Namen gab, fängt die Sängerin auch in der ausverkauften Muffathalle an – und es ist im Saal mucksmäuschenstill. Schon bei den ersten hingetupften Noten des Pianisten Kenneth Crouch ist klar, was für ein Kaliber Lady Blackbird hier begleitet, auch die Rhythm Section ist erstklassig. Nach der groovenden Single „Woman“ folgen noch ein paar Songs des jazzigen Debütalbums, dann gehört der Abend dem zweiten Album „Slang Spirituals“. Das schlägt eine andere Richtung ein: weg vom Jazz, hin zum eingängigeren Soul der frühen Siebziger.
Der lässt sich in der Muffathalle mit „No One Can Love Me (Like You Do)“ bestens an – dann kommt kein Ton mehr aus der Gitarren-Anlage des Masterminds und Produzenten Chris Seefried. Er spielt notgedrungen mit Akustik-Gitarre, später über einen Ersatzverstärker, ganz ohne Verzerrer und Effektgeräte, sprich: Sein Sound ist dünner. Seefried löst diese Stressaufgabe kompetent, selbst funky Licks mit der Akustikgitarre setzen sich im Sound durch – doch wüsste man gern, wieviel Wumms das Konzert unter normalen Bedingungen entfaltet hätte. Es verliert auch ein wenig an Intensität, weil Lady Blackbird die Technik-Pausen überbrückt, indem sie ausführlich erzählt, wie die Songs entstanden sind. Sie wirkt unprätentiös, spricht als authentische Marley Munroe: ohne jede Spur des großen Auftritts, den man beim Anblick der gefiederten Kunstfigur Lady Blackbird erwarten würde. Das ist sympathisch, doch das visuelle Konzept und das Auftreten wirken nicht ganz synchron.
Sehr gut ist das Konzert dennoch: Ob „The City“ oder „If I Told You“, sämtliche Songs sind toll. Und am Ende geht’s zurück in die Kirche. In der Schlussnummer „Reborn“ hält die Band inne, Lady Blackbird geht zum Steinway-Flügel und ruft dem Pianisten den Gospel zu, den er begleiten soll: „Amazing Grace“. Kenneth Crouch begleitet fulminant, und besser kann man Gospel schwerlich singen als Lady Blackbird. Und Jazz und Soul eben auch nicht, und dafür gibt es nach zwei weltlichen Zugaben Standing Ovations.
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