
Mitten in … Schäftlarn
Ein Freund aus Wyoming ist zu Besuch. Er liebt Bier, möchte die Alpen sehen und später noch Weingüter im Elsass testen. Auf dem Weg nach Frankreich ist ein Stopp in Karlsruhe geplant, wo seine Mutter herkommt. Sein Vater war als US-Militärpolizist in den 1950ern in Heidelberg stationiert. Unser Freund will in Karlsruhe seines Vaters gedenken, der vergangenes Jahr starb. Im Koffer hat er ein Tütchen mit etwas Asche aus seiner Urne. Doch am Tag seiner Abreise ist die Tüte verschwunden! Ich finde sie zerrissen unter dem Esstisch. Der Verdacht fällt auf unseren Labrador Oskar, der keine Pietät kennt und alles frisst, was man nicht wegsperrt. Zum Glück hat er einen Teil übriggelassen. Es ist mir unsagbar peinlich, als ich unserem Freund die angefressene Tüte zeige. Doch der nimmt es mit Humor: „Jetzt lebt Dad in Oskar weiter. Das hätte ihm sicher gefallen.“ Titus Arnu

Mitten in … Rom
Wie deutsch man ist, merkt man im Ausland. Kaum ist der Hausstand nach Rom gekarrt, macht sich ein Wunsch breit: nach einer Butterdose. Die hat man in der Hast des Umzugs in München zurückgelassen, überzeugt, Kleinkram schnell neu kaufen zu können. Beim schwedischen Möbelhändler des Vertrauens ist aber nichts zu machen. Eine was bitte? Der Verkäufer lässt es sich erklären, Behältnis für Butter, in Butterform, ah, nein, nie gehört. Heimfahrt also mit einem zu großen, zu quadratischen, nicht butterförmigen Ding. Soll noch mal einer sagen, der Kapitalismus mache die ganze Welt gleich. Nachforschungen bei italienischen Bekannten, Ergebnis wie befürchtet: Butter wird meist „einfach in der Packung“ aufbewahrt. Zum Glück kommt eine Freundin aus Deutschland zu Besuch, die italo-, noch mehr aber frankophil ist. Und Butterdosennöte versteht. Elisa Britzelmeier

Mitten in … Sesriem
„Beware of Baboons“ – „Hüten Sie sich vor den Pavianen“: Das ist im südlichen Afrika eines der geläufigsten Schilder. Wie bei so vielen Dingen, vor denen gewarnt wird, will man das mit den Affen doch gerne mal selbst erleben. Aber auf der Reise machen sich die Tiere rar, lungern höchstens mal am Rand eines Highways herum. Im namibischen Sesriem schließlich zeigen sie sich, wobei Ort und Zeit ungünstig sind. Der Nationalpark schließt gleich, man muss raus, da stromert eine Affengruppe über den Parkplatz und klettert auf einen Camper. Einer springt von dort aufs Dach unseres Mietwagens, dass es rummst. Was tun? Entschlossene Schritte zum Auto, das Tier weicht zurück. Schnell rein, Motor an und langsam weg. Die Paviane lassen einen gewähren, sie haben ja noch den Camper. Wie dessen Besitzer das Affentheater beendet haben, bleibt der Fantasie überlassen. Joshua Beer
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