
War der Kulturpass für Achtzehnjährige kein Erfolg? Die Grünen im Bundestag fürchten, das Förderinstrument für den jugendlichen Kulturkonsum, das Claudia Roth 2023 erfand, könne von der neuen Regierung wieder abgeschafft werden, da im Koalitionsvertrag eine Evaluierung gefordert werde. Tatsächlich hatte schon die Ampelregierung die 200 Euro, über die Angehörige des Jahrgangs 2005 verfügen konnten, auf 100 Euro für den Jahrgang 2006 reduziert. Wenn die Zahlen stimmen (sie sind widersprüchlich), haben auch nur rund ein Drittel der Jugendlichen den Kulturpass genutzt, von diesen wiederum wurde nur die Hälfte der Summe ausgeschöpft. Das kann an der Registrierung liegen (Personalausweis oder Aufenthaltsberechtigung müssen elektronisch vorliegen), es kann aber auch an einem Naturgesetz aller Pädagogik liegen. Das besteht darin, dass Verhaltensweisen, die staatlicherseits oder ganz allgemein von den Erwachsenen nahegelegt werden, bei Jugendlichen auf wenig Freude stoßen.
Das offiziell Gewünschte ist niemals sexy. Insofern könnte es dem Kulturpass ähnlich gegangen sein wie einem Taschengeld, das Eltern an moralisch wertvolle Zwecke knüpfen. Wenn man sich überhaupt drängen lässt, versucht man die Bedingungen zu unterlaufen. So hat zwar der Buchhandel triumphierend mitgeteilt, die meisten Mittel seien für Lesestoff ausgegeben worden, aber was waren die Favoriten? Bücher des verschämt so genannten Genres „New Adult“, anders gesagt: sexualisierte Schundliteratur. Das ist nicht weiter schlimm, aber amüsant, wenn man dabei an staatliche Förderung denkt. Oder, nüchterner resümiert: Den Kulturpass muss man politisch wollen, kritisch evaluieren darf man ihn nicht.