Künstliche Intelligenz: Musk bietet für OpenAI

Tech-Milliardär Elon Musk bietet gemeinsam mit einem Bieterkonsortium 97 Milliarden Dollar für einen 50-Prozent-Anteil an dem KI-Startup OpenAI. Das Angebot wurde prompt abgelehnt – doch könnte es seinen versteckten Zweck als juristischer Winkelzug dennoch erfüllt haben.

Der Tech-Milliardär und US-Präsidentenberater Elon Musk hat überraschend ein Bieterkonsortium zusammengestellt, das 97 Milliarden Dollar für einen kontrollierenden Anteil – also mindestens mehr als 50 Prozent – am führenden KI-Anbieter OpenAI bietet. Den Vorstoß machte das „Wall Street Journal“ am Montagabend öffentlich. Musks Anwalt Marc Toberoff sagte, er habe das Angebot am Montag dem Vorstand von OpenAI vorgelegt. „Es ist an der Zeit, dass OpenAI wieder zu der Open-Source- und sicherheitsorientierten Kraft wird, die es einmal war“, sagte Musk in einer von Toberoff bereitgestellten Erklärung gegenüber dem Wall Street Journal. „Wir werden dafür sorgen, dass das passiert.“

Geldgeber für das Angebot sind neben Musks eigener KI-Firma X AI diverse Risikokapitalfonds und Einzelinvestoren. Doch wie ernst Musk das Gebot meint, ist auf den ersten Blick unklar. Denn gleichzeitig führt Musk seit Anfang vergangenen Jahres ein juristisches Gefecht gegen OpenAI und seinen CEO Sam Altman. Musks Vorwurf: Er gehörte zu den Geldgebern und Mitgründern von OpenAI – und hatte sein Geld unter der Bedingung gegeben, dass OpenAI seine künstliche Intelligenz als gemeinnütziges Unternehmen entwickelt. Dann jedoch habe Sam Altman das KI-Startup durch seine Partnerschaft mit Microsoft und die Ausgründung einer Tochterfirma in Richtung Gewinnorientierung geführt – und die ursprünglichen Geldgeber nicht am Erfolg beteiligt.

Altman reagierte prompt via Posting auf X – und lehnte das Angebot mit einer gemeinen Anspielung auf Musks Abschreibungen auf sein Investment in X ab: „Nein danke, aber wir kaufen Twitter für 9,74 Milliarden Dollar, wenn Du willst.“ Musk schien das wenig witzig zu finden, er antwortete nur mit „Schwindler“. Dem „Wall Street Journal“ zufolge sagte Musks Anwalt, die Gruppe sei bereit, jedes konkurrierende Gebot zu übertreffen.

Altman strebt die weitere Finanzierung durch Risikokapitalgeber an

Bereits im Jahr 2017 hatte Altman einen Vorschlag Musks abgelehnt, die gewinnorientierte Tochter unter das Dach von Tesla zu nehmen und darüber zu finanzieren. Entsprechende Mails hatte OpenAI im März 2024 veröffentlicht. Musk gründete anschließend das eigene KI-Labor X AI, doch dieses ist längst nicht so erfolgreich wie OpenAI.

Altmann strebt aktuell die weitere Finanzierung von OpenAI durch Risikokapitalgeber an, sucht mithilfe des japanischen Softbank-Konzerns nach frischem Geld. Bis zu 40 Milliarden Dollar soll diese Kapitalrunde bringen, und so OpenAIs Entwicklung in den kommenden Monaten finanzieren. Denn bislang schreibt die gewinnorientierte „OpenAI Global LLC“ vor allem Verluste, benötigt zugleich weitere Mittel für den Ausbau und die Miete von Rechenzentren.

Daher strebt Sam Altman seit vergangenen Jahr danach, die gewinnorientierte Tochterfirma von den Auflagen und aus der Kontrolle der gemeinwohl-verpflichteten Mutter „OpenAI Incorporated“ zu befreien.

Genau das aber versucht Musk unter anderem mit seinen Klagen zu verhindern. Musks Gebot könnte ein weiterer Versuch sein, Sam Altmans Pläne zu unterminieren. Denn die gemeinwohl-verpflichtete Mutterunternehmung kann ihre Beteiligung an der aktuell mit über 150 Milliarden Dollar bewerteten Tochterfirma nicht einfach an die übrigen Investoren – darunter Microsoft mit dem größten Anteil sowie weitere Geldgeber – herschenken. Sie muss nach amerikanischem Recht dafür einen fairen Marktwert einnehmen, andernfalls drohen weitere Rechtsstreitigkeiten sowie eine Untersuchung der US-Steuerbehörde IRS.

Wie genau dieser faire Marktwert ermittelt wird, ist nicht klar geregelt. Doch durch sein Gebot von 97 Milliarden Dollar für die Hälfte von OpenAI setzt Musk einen Mindestwert fest – und verkompliziert die Abrechnung für die Investoren zusätzlich. In einem Stück aus dem Oktober 2024 hatte das US-Techmedium „Vox News“ die Problematik genauer erläutert, demnach könnte eine zu hohe Bewertung der gewinnorientierten Tochterfirma zum falschen Zeitpunkt Altmans Suche nach frischem Kapital erheblich erschweren. Denn um sich freizukaufen, müssten die Investoren in die gewinnorientierte Tochter erhebliche Summen – sei es in Anteilen oder Cash – an das gemeinnützige Mutterunternehmen auszahlen, die für die Investments in Rechenzentren oder Forschung zu gewinnorientierten Zwecken verloren wären. Das Gebot von Musk kommt also für Altman zum genau falschen Moment und dürfte weitere Investoren eher verschrecken.