Krebskranke Delani Diekmeier – „Ich schaue doch nicht einfach zu, wie mein Kind stirbt“

Krebs, Rückschläge, fünf Prozent Überlebenschance – und dennoch Hoffnung. Die Familie der 15 Jahre alten Delani Diekmeier gibt nicht auf. Eine Geschichte über Kampfgeist, Zusammenhalt und die Frage, wie viel Hoffnung ein Mensch tragen kann.

Ihren 15. Geburtstag konnte sie nicht wie ein ganz normaler Teenager feiern. Delani, die Tochter des ehemaligen Bundesligaprofis Dennis Diekmeier (36/u. a. Hamburger SV), hat den 18. Dezember allein verbracht. In Isolation in einem Krankenhaus in Würzburg. Trotzdem hing an den Stunden rund um diesen Ehrentag für Delani und die ganze Familie mehr Hoffnung, als es alle bunten Luftballons der Welt ausdrücken könnten. Die Gedanken haben sich gedreht. Aus Angst wurde zuletzt Zuversicht.

Delani Diekmeier hat Nierenkrebs. Der bösartige Tumor hat in die Lunge gestreut, drei Operationen hat sie schon hinter sich. Bei der bislang letzten OP wurden mehr als 50 Metastasen entfernt. Die Überlebenschance wurde von den Ärzten auf fünf Prozent geschätzt.

Jetzt der Lichtblick. Ein so heller, wie in der gesamten Leidenszeit nicht: Eine neue Therapie namens IMAZA, die aus der Nuklearmedizin stammt, hat erst mal angeschlagen. Delani wurde in der Woche ihres Geburtstags ein radioaktives Präparat gespritzt, das Tumorzellen noch gezielter angreifen soll. Diese Therapieform ist speziell für die Behandlung von fortgeschrittenen Nebennierenrindenkarzinomen vorgesehen.

Für Delani bedeutete das fünf Tage komplette Isolation. Sie verpasste auch den achten Geburtstag ihrer Schwester Divia am 17. Dezember. Kurz vor Weihnachten dann die gute Nachricht: Die 15-Jährige durfte nach Hause. Jetzt heißt es durchatmen, in sechs Wochen wird die gleiche Therapie wiederholt.

Seit Sommer nimmt Dennis Diekmeier eine Auszeit

Delani Diekmeier – ihr Schicksal bewegt die Menschen. Der Glaube an ein Wunder in der Familie mit vier Kindern ist riesig. Ihre Kraft und ihr Mut, das beschreiben die Eltern immer wieder, scheinen unerschütterlich. „Sie ist eine brutale Kämpferin“, sagt ihr Vater Dennis, der zuletzt als Co-Trainer beim Regionalligisten SV Sandhausen arbeitete. Er hat Tränen in den Augen. Die Familie leidet wie jede andere, die um das Leben des eigenen Kindes bangt.

Die Millionen des Fußballgeschäfts spielen keine Rolle mehr. Alles würden sie geben für mehr Zeit. Aber es sind auch Tränen des Stolzes. Auf die Tochter, die jeden Tag kämpft. Seit Sommer nimmt Diekmeier eine Auszeit. Er sagt vor der entscheidenden Woche zu RTL: „Wir sehen, dass Delani gerade echt recht gut drauf ist. Wenn man sieht, was sie für positive Schübe gemacht hat. Das ist echt schön zu sehen.“

Der Albtraum begann im Januar 2025. Die Familie wurde ins Krankenhaus gebeten, die Blutwerte von Delani waren auffällig. Nach drei Tagen in der Klinik wurde die Diagnose gestellt: ein Tumor. Zwölf mal zwölf Zentimeter an der Nebenniere. Er wird entfernt. Doch der Krebs hat bereits in die Lunge gestreut. Die Diagnose: Delani wird das Jahr 2025 nicht überleben.

„Wir haben ein glückliches Leben geführt. Auf einmal bricht alles zusammen“, sagt Delanis Vater. Seitdem kämpft die ganze Familie. Gemeinsam haben Dana und Dennis Diekmeier eine Spendenaktion zugunsten der Krebsforschung ins Leben gerufen. Um auch anderen Betroffenen Mut zu machen, um zu helfen.

Delani verliert alle Haare, wiegt nur noch 48 kg

Viele Monate voller Klinik­aufenthalte, ein Rückschlag nach dem anderen, voller Angst und Sorgen liegen hinter den Diekmeiers. Immer neue Metastasen. Eine Immuntherapie schlägt nicht an. Delani verliert alle Haare, wiegt nur noch 48 kg. Die Informationen der Ärzte in Heidelberg werden brutaler. Jedes Wort trifft ins Herz. Die schlimmste Nachricht: Die Familie soll es Delani einfach schön machen; sie sei palliativ.

Das akzeptieren die Diekmeiers nicht. Dennis, der ehemalige Abwehrspieler, und seine Frau wechseln die Ärzte, erst Frankfurt, jetzt in Würzburg. Dana Diekmeier (40) sagt im Interview mit der Zeitschrift „Bunte“: „Ich schaue doch nicht einfach zu, wie mein Kind stirbt.“

Kraft haben Delani ihre Familie und die Pferde gegeben. Sogar Turniere ist sie noch geritten, wurde badische Meisterin. Auch eine Auszeit in Dubai Ende Oktober half, für die Delanis Katheter umgewandelt wurde, damit sie ins Wasser gehen kann. Ein bisschen Normalität. Freude.

Ihren Kindern haben Dana und Dennis bis heute nicht gesagt, wie krank Delani wirklich ist. Dana sagt im Interview mit Sky über das Thema Tod: „Ich kann mir nicht vorstellen, ohne Delani zu sein. Deswegen kann ich mit ihr schwer über den Tod sprechen und auch, was danach ist, weil ich mir immer denke: Ich kann kein Weihnachten ohne sie feiern oder keinen Geburtstag von den anderen, wenn einer fehlt. Und deswegen gibt es diese Gedanken einfach nicht, weil das darf nicht passieren.“ Sie erzählt, dass vor einigen Wochen nachts ein Notarzt kommen musste: „Da lag sie im Bett und konnte nichts mehr. Sie hat mich angeguckt und gefragt, ob es jetzt so weit ist. Da habe ich gesagt: Ich weiß es nicht.“

Viel Unterstützung aus dem Fußball

Aus der Fußballwelt gibt es immer wieder Menschen, die der Familie Mut machen. Wie Jürgen Klopp, der in einem Video sagte, dass er Delani für ihre Kraft, Stärke und Positivität bewundere: „Das ist nicht leicht, aber du schaffst das, jeden Tag.“ Wie Diekmeiers Ex-Klub HSV, der seinem früheren Spieler ein Trikot mit dem Namen seiner Tochter, Diekmeiers alter Rückennummer 2 und allen Unterschriften des aktuellen Kaders überreichte. Wie der Darmstädter Kapitän Marcel Schuhen, der gemeinsam mit der Wiesbadener Initiative „Legenden für Leben“ Mitte November alle Profivereine dazu aufgerufen hat, dem Beispiel des HSV zu folgen und die Trikots anschließend zugunsten der Krebsforschung zu versteigern.

Bevor klar wird, ob die neue Therapie den erhofften Erfolg bringt, blickt die Familie Diekmeier auf den nächsten Urlaub über Silvester. „Wir machen Urlaub im Aldiana Club Ampflwang, mit Freunden in Österreich. Da wollen wir einfach eine schöne Zeit haben“, sagt Dana. „Wir sind als Familie noch enger zusammengerückt. Wir haben eine gute Zeit und haben keinen Stress, wie wir es das ganze Jahr hatten.“