

Die Geschichte der Kaffeehauskette LAP ist schnell erzählt: Zwei Gründer aus der Berliner Start-up-Szene ziehen mit Investorengeld ein neuartiges Filialgeschäft auf. Auf engstem Raum gibt es Cappuccino aus dem Vollautomaten für 2,50 Euro und „Latte“ für drei Euro. Doch das schmeckt nicht jedem: Dumping-Vorwürfe, Boykottaufrufe und jetzt sogar Farbbeutelattacken.
Die Kritik: Die Kette mit 20 Filialen zerstört das kleine Stammcafé um die Ecke samt zugehöriger Café-Kultur. Alles nur kalter Kaffee aus dem antikapitalistischen Großstadtmilieu? Könnte man meinen, würde der linke Krawall nicht längst in breitere Gesellschaftsgruppen schwappen. Die Rezeptur: Doppelmoral garniert mit ökonomischer Unwissenheit.
Tödlicher Kaffee-Kapitalismus!
Zuerst zur Doppelmoral: Der „einfache Arbeiter“ kann sich heute ja gar nichts mehr leisten. Wie um alles in der Welt soll er den „Flat White“ beim angesagten Barista bezahlen, wenn das seinen halben Stundenlohn verschlingt? Tödlicher Kaffee-Kapitalismus! Und dann kommt ein neuer Anbieter und bietet das Getränk für die Hälfte an, weil er an Service und Sitzplätzen spart. Wie kann er nur! Das ist den angeblichen Anwälten der Gering- und Normalverdiener auch wieder nicht recht. Dabei müssten sie wissen: Erst Automatisierung und Massenfertigung haben einstige Luxusgüter für alle erschwinglich gemacht.
Womit wir bei der ökonomischen Unwissenheit sind. Es ist eine ziemlich absurde Vorstellung, dass Menschen nicht mehr mit einer guten Zeitung oder Freunden ins Café gehen, weil es irgendwo an der Ecke einen weiteres billiges „To-go“-Produkt gibt. Kaffee ist nicht einfach irgendeine Brühe, sondern wie gemacht für Produktdifferenzierung: In welcher Variation, mit welchem Kuchen, in welchem Ambiente? LAP konkurriert eher mit dem Billigbäcker als mit dem Stammcafé. Und selbst wenn.
Märkte sind nicht starr. Ein verkaufter Kaffee mehr in der Schnellfiliale bedeutet nicht automatisch einen verkauften Kaffee weniger anderswo. Neue, bessere Angebote lassen Märkte wachsen – schöpferische Zerstörung statt Nullsummendenken. Das ist kein neoliberaler Quatsch, sondern der Schlüssel für größeren Wohlstand. Wer es nicht glaubt, kann Philippe Aghion und Peter Howitt fragen – die haben für genau diese Erkenntnis gerade den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. Darauf einen „Pistachio Cream Latte“, den gibt es bei LAP für 4,50 Euro.
