

Boris Pistorius geht es wie einem Gastgeber, der zu einem schönen Essen geladen hat und dann beim Blick in die Kommode feststellen muss, dass vom ererbten Silberbesteck nur mehr sieben Gabeln, sechs Löffel und fünf Messer übrig sind. Der Verteidigungsminister soll und will die mehr als zwei Jahrzehnte lang schrumpfende und immer noch deutlich unter Plan anwachsende Bundeswehr wieder erheblich vergrößern. Dafür braucht er Liegenschaften.
Mehr Soldaten müssen nicht nur adäquat ausgerüstet, sondern auch untergebracht werden. Eine größere Truppe hat auch wieder mehr Strukturen. Auch die brauchen jeweils einen Ort, wenn sie nicht bloß Kästchen auf einem Organigramm sein sollen. Ganz zu schweigen von der Debatte über eine wie auch immer geartete Wiederbelebung der Wehrpflicht, die ohne Kasernen buchstäblich in der Luft hängt.
Strategische Reserve
Deshalb war es ein notwendiger Schritt, dass das Verteidigungsministerium die sogenannte Konversion gestoppt hat, also die Umwandlung militärischer in zivile Immobilien. Die Bundeswehr benötigt diese Reserve, die sie endlich als „strategisch“ erkennt. Sie braucht sie übrigens nicht nur, um Soldaten und Kommandos zu behausen, sondern auch, um in Städten präsent zu sein, statt immer weiter in die Peripherie gedrängt zu werden.
Wobei die Rechenkünstler im Verteidigungsministerium wissen, dass die Liegenschaften an sich wertvoll sein mögen, aber ihre unerlässliche Ertüchtigung Milliarden kosten wird.
Zweifellos werden nun hie und da Pläne von Ländern und Kommunen schmerzhaft durchkreuzt, die zum Teil schon weit gediehen sind. Da wird beteuert, man wolle Lösungen finden, aber Konflikte wird es zweifellos geben.
Eine weitere Frage ist, wie sich der Stopp auf den Etat des Bundes auswirkt. Die Veräußerung von Liegenschaften der Bundeswehr und der einstigen Besatzungsmächte war seit 1990 Teil der „Friedensdividende“, die sich seit dem Ende des Endes der Geschichte als Verjubeln von Tafelsilber entpuppt hat.
