
Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen in Deutschland hat sich im Juni verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 88,4 Punkte und setzte damit seine stetige Aufwärtsbewegung im laufenden Jahr fort, teilte das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mit. Im Mai hatte der Index noch einen Stand von 87,5 Zählern aufgewiesen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit 88,2 Punkten gerechnet.
Insbesondere die Erwartungen der Führungskräfte hellten sich auf. Sie beurteilten zugleich ihre aktuelle Lage geringfügig besser. „Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht“, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest.
Die Umfrage bildet allerdings die Reaktion auf die jüngste Eskalation im Nahost-Konflikt noch nicht umfassend ab. Nur rund 20 Prozent der Antworten wurden nach dem Beginn des Angriffs von Israel auf den Iran vom 13. Juni abgegeben.
Besonders Dienstleistungssektor ist hoffnungsvoll
Im verarbeitenden Gewerbe stieg der Index leicht. Zwar blickten die Unternehmen „merklich hoffnungsvoller“ auf die kommenden Monate, zugleich entwickelten sich die laufenden Geschäfte jedoch schlechter. Im Dienstleistungssektor verbesserte sich der Index hingegen stark. Die Firmen bewerteten ihre aktuelle Lage etwas besser und ihre Erwartungen verbesserten sich deutlich, insbesondere bei unternehmensnahen Dienstleistern.
Im Handelsbereich zeigten sich die Unternehmen zufriedener mit den laufenden Geschäften und ihre Erwartungen fielen etwas weniger pessimistisch aus. Allerdings wurde diese Entwicklung laut Ifo vom Großhandel getrieben, während der Index beim Einzelhandel etwas sank. Im Bauhauptgewerbe verbesserte sich die Stimmung weiter. Die Erwartungen erreichten den besten Wert seit Februar 2022. „Sie sind jedoch immer noch von Skepsis geprägt“, sagte Fuest.
Auch von Analysten kommen mahnende Stimmen. Claus Niegsch, Branchenanalyst der DZ Bank, sagte: „Die deutsche Wirtschaft ist noch lange nicht über den Berg.“ Kurzfristig komme es dabei vor allem auf zwei Faktoren an: eine Zoll-Einigung zwischen den USA und der EU sowie die weiter im Raum stehende Schließung der Straße von Hormus. „Diese könnte den Ölpreis über die Hundert-Dollar-Marke treiben, was die verbesserte Laune der hiesigen Unternehmen ebenfalls schnell wieder zunichtemachen würde“, sagte Niegsch.