Körperhygiene: Was passiert, wenn wir aufhören uns zu waschen

Was passiert, wenn …
Einfach nicht mehr waschen – was macht das mit dem Körper?






Dreck unter den Nägeln, fettige Haare, Schweißgeruch – schlechte Körperhygiene ist ein gesellschaftliches No-Go. Aber wie reagiert der Körper, wenn wir das Waschen unterlassen?

Es hat sich eingebürgert, dass der Mensch sich wäscht – regelmäßig. Und noch dazu mit Seife. Es gab Zeiten, da kam das überhaupt nicht infrage. Vollkommen unnötiges und übertriebenes Gehabe! Die Römer saßen zwar dauernd in Badehäusern, aber mehr zum Schwatzen, denn zum Waschen. Ludwig XIV., er ist als extravaganter Sonnenkönig in die Geschichte eingegangen, glaubte nicht an die reinigende Fähigkeit von Wasser. Nur zweimal in seinem Leben soll er es in die Badewanne geschafft haben. Er schwor stattdessen auf die übertünchende Kraft von Puder und Parfüm.

Und während in der Neuen Welt schon früh sogar Hotelzimmer mit Badezimmern ausgestattet wurden, galt Europa noch im 19. Jahrhundert als schmuddeliger, stinkender Moloch. Diese Zeiten sind vorbei. Größtenteils. Inzwischen gehört eine gewisse Körperhygiene zum sozialen Miteinander, die meisten Deutschen duschen täglich. Körperpflege nimmt einen immensen Stellenwert ein. Das geht so weit, dass manche die täglichen Waschungen regelrecht zelebrieren und dafür ein ganzes Arsenal unterschiedlicher Produkte anwenden. 15 Milliarden Euro werden hierzulande jährlich in Körperpflegeprodukte investiert. 

Muss das wirklich sein? 

Was würde passieren, wenn wir das Waschen einfach sein ließen? Würde der Körper nach und nach im eigenen Dreck und Gestank zugrunde gehen?

Diese Auswirkungen hat mangelnde Körperhygiene

  1. Geruch
    Keine Überraschung: Ein Mensch, der sich nicht wäscht, stinkt irgendwann. Das liegt vor allem an zwei Dingen. Einerseits sammelt sich auf dem Körper tote Haut. Diese enthält ein Protein, welches unangenehm riecht. Dazu kommt eine Schweiß-Bakterien-Kombination. Schweiß selbst riecht zwar nicht, verbindet er sich aber mit den Bakterien, die natürlicherweise auf unserer Hautoberfläche vorkommen, entwickeln sich durch deren Verdauungsprozess Moleküle. Es entstehen organische Säuren. Besonders geruchsintensiv sind Buttersäure und Ameisensäure. Untersuchungen haben gezeigt, dass es am schnellsten unter den Achselhöhlen zu Geruchsbildung kommt. Dort leben mitunter mehr als eine Million Bakterien pro Quadratzentimeter. 
  2. Ausschlag
    Die Haut juckt, wird rot, brennt und schmerzt – Ausschlag. Auch das kann eine Folge von schlechter Körperhygiene sein. Hautausschlag kommt oft schnell und breitet sich genauso schnell aus. Das Mehr an Schmutz und Bakterien auf der Haut führt auch dazu, dass die Haarfollikel empfindlicher sind und sich schneller entzünden. Dadurch steigt das Risiko für Akne.
  3. Klumpenbildung
    Haut, die nicht gewaschen wird, fettet – vor allem zu Beginn. Im Zusammenspiel mit toter Haut kann es zur Bildung von Klumpen kommen. Diese werden im Laufe der Zeit braun. Grund dafür ist der Kontakt mit Schmutzpartikeln und Schadstoffen.
  4. Infektionsrisiko
    Je länger ein Körper ungewaschen ist, desto größer wird wegen des erhöhten Bakterien- und Pilzbefalls das Risiko einer Infektion. Schon kleine Abschürfungen und Risse können dann Einlasstor für Mikroorganismen sein.
  5. Juckreiz
    Wenn die Haare in fettigen Strähnen vom Kopf hängen, ist klar: Die letzte Haarwäsche liegt schon ein Weilchen zurück. Wer die Haare über längere Zeit nicht von toter Haut und Schmutz befreit, muss nicht nur mit Schuppenbefall rechnen. Auch starker Juckreiz auf dem Kopf ist eine Folge von mangelnder Hygiene.
  6. Fußpilz
    Füße, die nicht gewaschen werden, bilden auf Dauer  – Schmutz, Bakterien und Schweiß sei Dank – eine super Basis für Pilze. Fußpilz kann dazu führen, dass die Haut juckt, brennt und sich schuppt.

Eigentlich hat die Haut Selbstreinigungsmechanismen, angefangen beim Säureschutzmantel, der vor unerwünschten Erregern schützt, bis zur Hautschuppung. Jeder Eingriff mit Seife und Co. stört diese natürlichen Abläufe. Zu häufiges und zu warmes Waschen kann am Ende ähnliche Symptome verursachen wie eine mangelhafte Körperhygiene: Die Haut kann austrocknen, das Risiko für Rötungen, Juckreiz oder Ekzeme steigt.

Hautärztin Yael Adler spricht sich im Gespräch mit „Deutschlandfunk Nova“ dafür aus, es mit der Hygiene nicht zu übertreiben. Sie sagt: „Wenn man die Haut fragen würde: Haut, wann willst du das nächste Mal geduscht oder gebadet werden? Dann würde die ganz lange nachdenken und sagen: Keine Ahnung, vielleicht nächste Woche? Denn die Haut braucht dieses Ausmaß an Hygiene nicht.“

Wie viel waschen ist also sinnvoll? Eine Faustregel gibt es dafür nicht. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Menschen mit fettiger Haut, die viel schwitzen, haben in der Regel aber einen höheren Waschbedarf als Menschen mit trockener Haut.
 

Nicht zu viel, nicht zu wenig: Wie geht Körperhygiene richtig?

Empfohlen wird, sich an die sogenannte 3-K-Regel zu halten. 

  1. Kühles Wasser: Schlechte Nachrichten für Warmduscher, wer zu heiß duscht oder badet, strapaziert den Säureschutzmantel der Haut. Besser ist eine Temperatur um 38 Grad.
  2. Kurz duschen oder baden: Ausgiebiges Planschen ist der Hautgesundheit eher abträglich. Empfohlen wird, nicht länger als drei Minuten zu duschen und nicht länger als 30 Minuten zu baden.
  3. Kernseife und andere Körperpflegeprodukte nur in Maßen anwenden. Nur fünf Körperpartien müssen überhaupt mit Seife behandelt werden. Das sind talgdrüsenreiche Bereiche und solche, die viel Schmutz abbekommen – Hände, Achseln, Füße, Brust- und Rückenmitte. Empfohlen wird ein hautneutrales Pflegeprodukt zum Waschen. Für den Rest des Körpers reicht pures Wasser, eine Seifenbehandlung ist in der Regel nicht notwendig.

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