
Eine große Klub-WM? Das war schon früher Thema. 2001 plante die FIFA ein Turnier mit zwölf Teams, loste die Gruppen aus – und musste den Wettbewerb wieder absagen.
Das Turnier war ausgelost, der Temrin stand fest, der Spielplan ebenfalls. Das Eröffnungsspiel der Klub-WM sollte am 28. Juli 2001 im Estadio Riazor in A Coruña in Spanien stattfinden: Deportivo La Coruña, spanischer Meister 2000, sollte gegen die Boca Juniors aus Argentinien antreten. Weitere Spiele sollten in den Stadien von Real Madrid, Atletico Madrid sowie der heute fünftklassigen SD Compostela ausgetragen werden.
Zwölf Teams waren in drei Gruppen gelost, die drei Gruppensieger und der beste Gruppenzweite sollten das Halbfinale erreichen:
- Gruppe A: Boca Juniors (Argentinien), Debortivo La Coruña (Spanien), Wollongong Wolves (Australien), Zamalek FC (Ägypten).
- Gruppe B: Palmeiras (Brasilien), CD Olimpia (Honduras), Galatasaray (Türkei), Al-Hilal (Saudi-Arabien).
- Gruppe C: Real Madrid (Spanien), Jubilo Iwata (Japan), Accra Hearts of Oak (Ghana), Los Angeles Galaxy (USA).
Doch zwei Monate vor dem Anstoß kam die Nachricht: Das Turnier findet nicht statt.
Zusammenbruch von Vermarktungsagentur ISL
„Die Entscheidung, diese Veranstaltung nicht wie geplant durchzuführen, wurde aufgrund verschiedener Faktoren getroffen“, wurde der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter in einer Mitteilung zitiert. Auch der enge Spielplan sei ein Grund. „Die Wirtschaftskrise in den Ländern einiger teilnehmender Vereine verschärft die bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten zusätzlich.“
Die „bestehenden Schwierigkeiten“ war der Skandal um den Zusammenbruch der Sportmarketingagentur ISL, der wichtigste Partner der FIFA beim Verkauf von Fernsehrechten. Die Firma ging in diesen Tagen insolvent.
FIFA-präsident Sepp Blatter 2001
ISL zahlten Millionen Schmiergeld an FIFA-Funktionäre
Die ISL, einst gegründet von Adidas-Miteigentümer Horst Dassler, stand im Zentrum eines Korruptionssystems in der FIFA. Bei einem Prozess wurde später festgestellt, das fast 140 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld an Sportfunktionäre gezahlt wurden. Im Gegenzug bekam die ISL Medienrechte und Sponsoringpakete zur Vermarktung.
Die ISL spielte bei vielen Verbänden eine Rolle und vertrieb die auch Rechte von Olympischen Spielen, der ATP-Turniere im Tennis oder von Schwimm- und Leichtlathletik-Weltmeisterschaften. Vor allem im Weltfußball war die ISL relevant, beispielsweise mit dem Kauf der Übertragungsrechte der WM 2006 in Deutschland.
Zahlreiche Funktionäre der FIFA profitierten dem Gericht zufolge von den Zahlungen, dem Gericht soll Blatter von den Zahlungen zumindest gewusst haben.
Verhinderte Attraktion der Klub-WM 2001: Real Madrid
Turnier drei Jahre lang ausgesetzt
Auch von 2002 bis 2004 wurde die Klub-WM nicht ausgetragen. Erst 2005 trafen sich die sechs besten Teams der sechs Kontinentalverbände in Japan, um wieder einen Klub-Weltmeister auszuspielen. Das Turnier mit sechs oder sieben Mannschaften wurde viele Jahre fortgeführt, die FIFA erlebte vor allem 2015 einen noch viel größeren Skandal.
Gianni Infantino übernahm die FIFA infolge des Skandals. Er versprach immer wieder eine „neue FIFA“, die alle „stolz machen“ werde. Viele Reformen wurden eingeführt – und wieder zurückgedreht. Eines seiner liebsten Projekte ist die aktuelle Klub-WM, die erstmals mit 32 Teams gespielt wird – aber für viel Kritik sorgt.